Das DTM-Comeback von Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock steht unmittelbar bevor. Am Wochenende wird der fünfmalige DTM-Sieger nach einem Jahr Pause in Imola an den Start gehen. Möglich macht das ein Gaststart des Ceccato-Racing-Teams von Tourenwagen-Ikone Roberto Ravaglia. Das Team, für das Glock sonst in der italienischen GT-Meisterschaft unterwegs ist, wird mit Glock und GT3-Routinier Jens Klingmann starten. Zum 50-jährigen Jubiläum der BMW M GmbH wird den GT3-Boliden aus München die Startnummer #50 zieren.

Obwohl sich Glock auf das Comeback auf Zeit freut, dämpfte der Ex-Formel-1-Fahrer in einer Pressekonferenz die Erwartungen seiner Fans. "Wir werden definitiv nicht nach Imola fahren und auf dem Podium landen, die DTM ist viel zu kompetitiv. Es wäre toll, in die Top-15 zu kommen, in den Top-10 zu landen wäre schon ein großer Erfolg", sagte der Odenwälder.

DTM: Stolperstein Reifen(wechsel)

Ein Grund für den Pessimismus des BMW-Werkspiloten ist der Umstieg von den in der italienischen GT-Meisterschaft eingesetzten Pirelli-Reifen auf Pneus aus dem Hause Michelin. "Wir müssen zunächst den 'Sweetspot' beim Reifendruck finden, das wird eine Umstellung. In der Italian GT hat man mehr Zeit, um die Reifen auf Temperatur zu bringen, in der DTM muss man sie schneller warm bekommen. Auch die Charakteristik und die Konstruktion des Reifens ist anders, dadurch verhält es sich ein wenig anders", erklärte Glock.

Doch nicht nur die beiden Routiniers werden in Imola vor eine besondere Herausforderung gestellt. Auch die Mechaniker des Ceccato Teams werden mit einem ganz anderen Reifenproblem konfrontiert. In der italienischen GT-Meisterschaft gibt es nämlich keinen Reifenwechsel auf Zeit wie in der DTM.

"Wir haben noch nie Boxenstopps auf Zeit absolvieren müssen, da man in der Italian GT keine Reifenwechsel machen muss. Das Team arbeitet hart, es wird aber eine große Umstellung am Wochenende. Sie bereiten sich so gut vor, wie sie nur können", so der ehemalige Formel-1-Pilot. Die genannte Vorbereitung absolvierte das Team am Mittwochmorgen in Misano.

Um den Reifen-Nachteil etwas ausgleichen zu können, testete Glock die unbekannten Reifen auf Herz und Nieren. "Heute hatten wir nur einen Satz der S8-Reifen und einen der S9-Reifen, welcher sehr viel härter ist, um einen Richtwert für das Wochenende zu bekommen. Es ist ein großer Unterschied zu den Pirelli-Reifen, die wir normalerweise fahren, und die Zeit ist knapp", sagte Glock.

Vorstellung des neuen BMW M4 GT3., Foto: RINK Media
Vorstellung des neuen BMW M4 GT3., Foto: RINK Media

Timo Glock: Sind Audi und Lambo im Vorteil?

Eine weitere Sorge des 40-jährigen ist ein eventueller Nachteil des neun BMW M4 GT3 gegenüber der deutsch-italienischen Konkurrenz. "Vielleicht liegt dem BMW die Strecke nicht so gut wie dem Lamborghini oder dem Audi mit dem kurzen Radstand, wir werden sehen", so Glock. Grundsätzlich soll der neue Bolide aus Bayern aber einiges mehr draufhaben als das Vorgängermodell.

"In jedem Detail ist das Fahrverhalten des M4 anders als das des M6 - Feedback vom Auto, Ansprechverhalten des Motors, das ABS und die Traktionskontrolle sind so viel besser. Es ist einfacher zu fahren und es passt besser zu meinem Fahrstil", erklärte der Deutsche. Dieses Bild bestätigen auch die beiden Siege des BMW-Kollegen Sheldon van der Linde am Lausitzring.

Außerdem verriet van der Linde ein weiteres, wohl nicht allzu ernst gemeintes Detail, als die Fahrer zu der extremen Hitze in Imola befragt wurden. "Die Ingenieure bei BMW haben so einen guten Job gemacht, dass die eingeschaltete Klimaanlage keine Leistung verbraucht", so der Südafrikaner. Glock erwiderte ebenso humorvoll: "Ich glaube, ab einem bestimmten Punkt macht es keinen Unterschied mehr, ob die Klimaanlage an oder aus ist, deshalb werde ich sie wahrscheinlich aus lassen. Obwohl man sie in meinem Alter vielleicht an lassen sollte."

Timo Glock: Stammsitz in der DTM nicht ausgeschlossen

Abseits der Scherze blickt Glock jedoch mit Zuversicht auf den Gaststart in Imola. Das Team sei gut aufgestellt mit dem BMW-Boliden: "Das Auto passt zu meinem Fahrstil und ich genieße jede Runde mit diesem Auto, in jeder Runde habe ich ein großes Grinsen im Gesicht. Das Racing ist sehr gut, da das Auto sehr konstant über eine Renndistanz fährt, was ein Problem mit dem M6 war. Es ist für mich und jeden anderen ein Schritt in die richtige Richtung."

Auch eine permanente Zukunft in der DTM schloss der BMW-Pilot nicht aus. Die Zusammenarbeit und die Historie mit Teamchef Ravaglia sei für Glock besonders. "Er ist eine Legende in der DTM. Ich habe früher mit meinem Vater seine Rennen verfolgt, wir waren große DTM-Fans. Es ist etwas Besonderes, mit Roberto nach Imola zu kommen." Außerdem verriet der Deutsche: "Ursprünglich wollte Roberto schon in diesem Jahr in die DTM einsteigen, was aber nicht funktioniert hat." Könnte in der nächsten Saison also schon eine Rückkehr in die Traditionsserie anstehen?