Aufholjagd in den Niederlanden: Nach einem erneut schwierigen Qualifying für Nicki Thiim und Abt-Lamborghini in der DTM-Saison 2025, legte der Däne im ersten Rennen der Traditionsserie in Zandvoort an diesem Wochenende eine Aufholjagd bis auf Position zwei hin. Grundlage hierfür war eine riskante alternative Strategie mit Start auf Slicks bei noch nasser Strecke, die sich am Ende auszahlte.

“Wir mussten heute ein bisschen Glücksspiel betreiben“, erklärte Thiim im Anschluss an das Rennen. „Ich hatte im Grund genommen keine Wahl. Martin Tomczyk (Abt-Motorsportdirektor), der alte Hund, hat mir gesagt: ‘Du sitzt einfach im Auto, wir packen Slicks drauf und dann legst du los.‘ In diesem Moment weißt du, dass der Boss gesprochen hat.“

DTM Zandvoort: Highlights und Zusammenfassung Rennen 1 (07:04 Min.)

Thiim von Abt ignoriert: Habe nach Regenreifen geschrien

Dabei sah es zum Start des Rennens überhaupt nicht danach aus, als würde die riskante Strategie aufgehen. Sämtliche Slick-Starter wurden dabei hoffnungslos durchgerecht, so auch Thiim. Bereits am Ende der ersten Runde fand sich der 36-Jährige auf dem vorletzten Platz wieder. „Die ersten paar Runden waren unfassbar schwierig“, stellte Thiim klar. „Aber schon nach fünf Runden konnten wir sehen, dass es die richtige Wahl war.“

“Ich hätte erwartet, dass die anderen (auf den Regenreifen; d. Red.) schon früher abfallen, aber es ist wie es ist“, so Thiim weiter. „Ein paar Mal habe ich nach Regenreifen geschrien, aber das Team hat die richtige Entscheidung getroffen, indem es mich komplett ignoriert hat.“

Nicki Thiim im ABT-Lamborghini
Thiim legte in Zandvoort eine Aufholjad hin, Foto: IMAGO / Alexander Trienitz

Thiim-Aufholjagd mit Maximilian Paul

Nachdem die Gruppe um Thiim, angeführt von Maximilian Paul im Paul-Lamborghini, der Dritter wurde und dessen Team später auch das Rennen im ADAC GT Masters gewann, zwischenzeitlich mehr als 24 Sekunden Rückstand auf den letzten Piloten der Regenreifen-Starter hatte, begann im Anschluss bei abtrocknender Strecke die Aufholjagd. Bereits rund 15 Minuten nach dem Rennstart hatte Paul zu Arjun Maini (HRT-Ford) aufgeschlossen, Thiim folgte rund zweieinhalb Sekunden dahinter. „Ich bin einfach nur Maximilian hinterhergefahren, weil es keinen Grund gab, sich gegenseitig zu bekämpfen“, beschrieb Thiim diese Phase des Rennens.

Als im Anschluss die Boxenstopps begannen, wartete Thiim gemeinsam mit drei anderen Piloten am längsten, um seinen ersten Boxenstopp zu absolvieren. Nur Tom Kalender absolvierte erst später seinen Pflichtboxenstopp, der bereits in der ersten Runde von Regenreifen auf Slicks gewechselt war. Per Overcut überholte Thiim so auch Paul und fand sich plötzlich in einem Duell um die Führung mit Ayhancan Güven im Manthey-Porsche wieder.

Kontroverse um Zandvoort-Manöver: Gelbe Flagge oder nicht?

”Du weißt nicht, wo die Spitze ist“, beschrieb Thiim die unklare Situation vor dem Boxenstopp. „Ich bin einfach nur die ganze Zeit mit Maximilian gefahren. Erster nach dem Boxenstopp wusstest du wirklich, wo du stehst.“ Kurzzeitig führte Thiim sogar vor Güven, konnte diesen schlussendlich aber nicht hinter sich halten. In der 22. Runde überholte der Türke in Kurve 5 Thiim. „Es ist schade, dass ich den Manthey nicht hinter mir halten konnte. Es ist einfach knifflig mit kalten Reifen“, haderte Thiim. „Ich habe einen kleinen Fehler gemacht und das war genug.“

Beim Überholmanöver kam es jedoch zu einer leichten Kontroverse. Denn zu diesem Zeitpunkt war der Emil-Frey-Ferrari von Thierry Vermeulen in Kurve 6 ausgerollt, es wurden just Gelbe Flaggen geschwenkt. Die Rennleitung untersuchte den Vorfall, stellte jedoch keinen Verstoß Güvens fest. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er unter Gelb überholt hat“, meinte Thiim lächelnd in der Pressekonferenz, wobei sich auch Güven ein Lachen nicht verkneifen konnte.

“Es war eng“, so der einfache DTM-Sieger weiter. „Am Ende des Tages machst du einfach dein eigenes Ding und lässt das Team seine Dinge machen. Sie sehen mehr als wir es tun. Ich habe meinen Ingenieur angeschrien, weil er angefangen hat, mehr zu reden als meine Frau zu Hause. Du willst also einfach deinen Frieden da draußen haben und dein eigenes Ding machen.“

Thiim hadert mit Safety-Car bei DTM: Hat uns ruiniert

“Es gab einen Moment, wo Nicky ein bisschen ins Rutschen kam mit den kalten Reifen und ich habe versucht, ihn zu überholen“, beschrieb Güven das rennentscheidende Manöver. „Und dann war da eine Gelbe Flagge und ich habe versucht, in der kürzest möglichen Distanz das Manöver durchzuziehen, gerade bevor der Gelben Flagge. Und sobald ich das Manöver gemacht hatte, habe ich dem Team gefunkt: ‘Es war vor der Gelben Flagge.‘

Sieger Ayhancan Güven (Manthey EMA) auf dem Podium
Für Thiim ist es das erste Podest mit Abt, Foto: IMAGO / Alexander Trienitz

Kurz darauf folgte das durch den zweiten Unfall von Rene Rast (Schubert-BMW) ausgelöste Safety-Car. Beim darauffolgenden Restart konnte Thiim Güven nicht mehr entscheidend attackieren. „Das Safety-Car hat uns etwas ruiniert“, vermutete Thiim. „Ohne das Safety-Car hätten wir wahrscheinlich mit den frischeren Reifen noch mehr erreichen können.“

Erstes Abt-Podium mit Lamborghini: Bedeutet eine Menge

Allzu lange aufhalten wollte sich Thiim mit derartigen Spekulationen aber nicht. „Ich bin super stolz vom 16. Platz auf Rang zwei zu fahren. Und dieses Podium bedeutet eine Menge.“ Für Abt ist es nach einem schwierigen Start in die neue Ära als Lamborghini-Werksteam in der DTM das erste Podest der neuen Partnerschaft. Thiim springt mit dem Podium in der Meisterschaft auf Rang zwölf nach vorne, Abt belegt nun den siebten Platz.

“Ich hoffe wir können mehr Pace auf der Strecke in tatsächlicher Hinsicht finden“, blickte Thiim bereits voraus. „Aber natürlich macht es Spaß, wenn du in einer Situation bist, der Hund zu sein und nicht nur immer der Knochen.“ Die Chance auf das nächste Podest erhalten Thiim und Abt bereits morgen, wenn das zweite Rennen in Zandvoort stattfindet.