Der Norisring bildet alljährlich das Saisonhighlight im Rennkalender der DTM. In diesem Jahr gastiert die Traditionsrennserie vom 01. bis 03. Juli 2022 auf dem Nürnberger Stadtkurs. Im Vorfeld des Rennwochenendes rund um den Dutzendteich herrscht Wirbel, ausgelöst von den Klimaaktivisten namens 'Extinction Rebellion'.

Die international agierende Gruppierung, die laut eigenen Angaben strikt gewaltfrei protestiert, jedoch immer wieder durch radikale Blockade-Aktionen in Städten oder bei Veranstaltungen auffällt, fordert eine Absage des 79. Norisring-Speedweekend mit der DTM als Hauptserie.

In einem Offenen Brief an Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König pocht die lokale 'Extinction Rebellion'-Bewegung auf die "sofortige Absage dieses und aller zukünftigen fossilen Motorsportrennen in Nürnberg mit einem Hinweis auf die immer kritischer werdende Klimakrise". Als Oberbürgermeister stehe König in der "Pflicht, uns alle vor solchen Großereignissen zu schützen".

Eine Absage des Großereignisses, zu dem in der Vergangenheit jährlich rund 100.000 Besucher pilgerten, ist allerdings kein Thema. Das Rennwochenende der DTM auf dem Norisring soll wie geplant am ersten Juli-Wochenende ausgetragen werden.

Zuschauer-Magnet: DTM-Rennwochenende auf dem Norisring, Foto: LAT Images
Zuschauer-Magnet: DTM-Rennwochenende auf dem Norisring, Foto: LAT Images

In einem Statement des veranstaltenden Motorsport Club Nürnberg (MCN) gegenüber Motorsport-Magazin.com heißt es unter anderem: "Eine Absage kommt für den MCN und die ITR nicht in Frage, da wir gemeinsam mit unseren Partnern eine nachhaltige Zukunft des Motorsports steuern wollen und der CO2-Fußabdruck für das gesamte Event gesenkt werden soll. Statt Großveranstaltungen zu canceln, sollten wir alle gemeinsam Wege finden, wie die Fans durch innovative Ideen auch künftig Freude daran haben können."

Der MCN sowie die DTM-Dachorganisation ITR seien sich ihrer Verantwortung mit Blick auf die Nachhaltigkeit sehr bewusst. Gemeinsam mit der Stadt Nürnberg seien schon vor längerer Zeit Gespräche aufgenommen worden, "um das Norisring-Speedweekend zu einem Leuchtturmprojekt auf dem Weg hin zu einem nachhaltigen DTM-Event zu machen".

Dazu gehöre der Plan, in der DTM künftig mit zu 100 Prozent fossilfreiem Kraftstoff zu fahren, "bestmöglich bereits 2023". Auch die Schaffung der geplanten Rahmenrennserie DTM Electric mit rein elektrischen Autos trage zum Aspekt der Nachhaltigkeit bei. Die zur Zeit in Entwicklung befindliche Rennserie soll nach Informationen von Motorsport-Magazin.com frühestens 2024 ihre ersten Rennen bestreiten.

Unterdessen bezeichnete 'Extinction Rebellion' in seinem Offenen Brief das DTM-Stadtrennen als "nicht mehr zeitgemäß und unzumutbar". Zehntausende Liter an Benzin würden verbrannt, Reifen abgenutzt, Müll produziert, Lärm und Abgase würden den gesamten Stadtteil belästigen. Dazu formulierten die Klimaaktivisten vorwurfsvoll: "Wie lässt sich das Norisrennen rechtfertigen, während in Europa Krieg herrscht und alle Haushalte in Deutschland zum Energiesparen aufgerufen werden?"

Volle Steintribüne beim Norisring-Finale 2021, Foto: DTM
Volle Steintribüne beim Norisring-Finale 2021, Foto: DTM

Diesen Vorwürfen stellt der MCN die Aufzählung zahlreicher umweltschutzorientierter Maßnahmen entgegen. Dazu zählen unter anderem Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel im Eintrittspreis, der Einsatz von Elektrostaplern während der Aufbauphase, ein Umweltbeauftragter zur Kontrolle der Richtlinien, Mülltrennung oder auch ein im Genehmigungsbescheid der Stadt Nürnberg verankerter Lärmschutz.

Eine geforderte Absage des bei Fans beliebten DTM-Events auf dem Norisring ist kein Thema. Laut Nürnberger Nachrichten plane 'Extinction Rebellion' am Sonntag, 03. Juli, also dem zweiten Tag des Rennwochenendes, jedoch eine Mahnwache am und eine Rad-Demo um den Norisring, während einer Rennpause laut dem Bericht sogar womöglich auf der Rennstrecke.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Mitglieder von 'Extinction Rebellion' den Ablauf einer Motorsport-Veranstaltung stören. 2020 hatten sich einige Personen beim Formel-1-Rennen in Silverstone unerlaubt Zugang zur Strecke verschafft und ein Plakat während der Einführungsrunde an der Streckenbegrenzung aufgehängt. 2021 riefen die Aktivisten zu einer Fahrrad-Demo während des Zandvoort-Rennens auf.

Am Rande der IAA Mobility 2021 in München - die ganz im Zeichen der Elektromobilität stand - legten Mitglieder von 'Extinction Rebellion' mit ihren Protesten zeitweise den Verkehr rund um die Stadt lahm, blockierten Autobahnen mit in der Öffentlichkeit viel diskutierten Abseilaktionen und sorgten für einen Großeinsatz der Sicherheitskräfte.