Ausgerechnet beim Lamborghini-Heimspiel in Imola fehlte mit T3 Motorsport eines der beiden Kundenteams neben dem Rennstall des Österreichers Gottfried Grasser (GRT). Seit heutigem Donnerstag steht nun offiziell fest, dass das Team T3 Motorsport auch beim Saisonhighlight der DTM auf dem Nürnberger Norisring (01.-03. Juli 2022) nicht an den Start gehen wird. Die am 23. Juni erfolgte Abmeldung hat die DTM-Organisation ITR auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Quellen ist die erneute Absage mit einer erheblichen "Strafzahlung", die im Commercial Agreement, den Verträgen zwischen der ITR und den Teams, geregelt ist, verbunden. Bei einer unbegründeten Nicht-Teilnahme an einem offiziellen DTM-Event sind pro eingeschriebenem Auto 40.000 Euro fällig.

Im Falle von T3 Motorsport wären das bei zwei genannten Lamborghini Huracan GT3 (Nicki Thiim und Esmee Hawkey) 160.000 Euro alleine für die Veranstaltungen in Imola und Nürnberg. Vier weitere Events (Nürburgring, Spa, Spielberg und Hockenheim) folgen noch auf die beiden Norisring-Rennen...

Es sollen nach Motorsport-Magazin.com-Informationen ohnehin schon Zahlungen von T3 an die ITR offen sein. Weil die Britin Hawkey den offiziellen ITR-Test auf dem Hockenheimring (05./06.04.2022) verpasste - laut T3-Teamchef Jens Feucht wegen einer Covid-Infektion - und das Team offenbar keine Begründung lieferte, sind laut dem vertraulichen Vertrag weitere 15.000 Euro Geldstrafe zu zahlen.

Foto: Speedpictures
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DTM-Boss Berger: "Kommen und Gehen brauchen wir nicht"

"Wir müssen sicherstellen, dass jemand die Saison auch zu Ende fährt, wenn er sich einschreibt", sagte DTM-Boss Gerhard Berger zu Motorsport-Magazin.com, ohne konkrete Zahlen bestätigen zu wollen. "Ein Kommen und Gehen brauchen wir nicht. T3 tut mir leid, da ich eine gute Beziehung, gerade zu Jens (Feucht; d. Red.) hatte. Auch wenn das Team immer geschwächelt hat, hat man gemerkt, dass sie Kämpfer und echte Motorsportler sind. Jetzt ist es aber nicht mehr vorwärts gegangen."

T3-Start im ADAC GT Masters - so reagiert Lamborghini

Während T3 Motorsport in Imola und Nürnberg auf einen DTM-Start verzichtet, ist das Parallelprogramm im ADAC GT Masters nach Aussage von Tobias Paul, einem der Gesellschafter von T3 Motorsport, gesichert, wie er Motorsport-Magazin.com telefonisch mitteilte. In der Internationalen Deutschen GT-Meisterschaft tritt das Team mit Lamborghini-Werksfahrer Marco Mapelli und seinem Sohn, Nachwuchspilot Maximilian Paul, an. Der eingesetzte Lamborghini Huracan GT3 Evo startet am kommenden Wochenende (24.-26.06.2022) im niederländischen Zandvoort. Das Auto gehört tatsächlich Paul Motorsport, betrieben durch Maximilians Vater Tobias. T3 führte bislang nur die Einsätze durch.

Den Start im GT Masters hatte beim DTM-Event in Imola schon Lamborghini-Motorsportchef Giorgio Sanna angekündigt. "Das Team hat offenbar Probleme, die es ihm nicht erlauben, hier zu sein", sagte der frühere Rennfahrer zu Motorsport-Magazin.com. "Wir werden das in den nächsten Tagen mit dem Team und dem Promoter klären."

Sanna weiter: "Wir arbeiten aus technischer Sicht immer mit der maximalen Anstrengung für jedes Team, das Lamborghini nutzt. Das haben wir bisher so gemacht und das machen wir auch weiterhin: T3 startet beim ADAC GT Masters in Zandvoort mit unserem Werksfahrer Marco Mapelli und Maximilian Paul. Unser Commitment ist immer gleich. Gleichzeitig sprechen wir über Kundensport. Kundenteams sind verantwortlich für ihre Gegenwart und Zukunft, unabhängig vom Hersteller."

Von Beginn an auf wackligen Beinen

Die zweite DTM-Saison von T3 Motorsport soll von Beginn an auf einem wackligen Podest gestanden haben. Aus unterschiedlichen Kreisen hat Motorsport-Magazin.com erfahren, dass das Team schon vor dem Start in die Saison 2022 vor dem Abschied stand, was wohl auch damit zu tun hatte, dass der letztjährige Hawkey-Sponsor, die ROKiT-Group, den für 2022 vereinbarten Zahlungen angeblich nicht nachgekommen ist und was nun laut Team angeblich juristisch geklärt wird. Das könnte auch ein Indiz gewesen sein, dass Hawkey beim offiziellen ITR-Test nicht erschienen ist und in Hockenheim nur Nicki Thiim einen der beiden Lambos pilotierte.

Ein weiteres Engagement des Dänen bei T3 Motorsport ist ausgeschlossen, wie auch das ostdeutsche Team gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigt hat. Möglich ist aber, dass sowohl T3 als auch Thiim in einer anderen Konstellation in die DTM zurückkehren, zumal der nächste Event auf dem Nürburgring erst in mehr als sieben Wochen über die Bühne geht.

Der hoch gehandelte Aston-Martin-Werksfahrer Thiim, dessen Huracan GT3 direkt von Lamborghini vorbereitet wurde, und Teamkollegin Hawkey blieben in den ersten vier DTM-Saisonrennen in Portimao sowie auf dem Lausitzring punktelos.

Von Insolvenz aktuell keine Rede

Von einer möglichen Insolvenz des Teams T3 Motorsport ist nach derzeitigem Stand nicht die Rede, was auch durch die vorgelegte Bewerberlizenz beim ADAC GT Masters für den Einsatz von Maximilian Paul dokumentiert wird. Außerdem soll es Anfragen von Fahrern geben, die mit T3 Motorsport angeblich in Verbindung stehen.

Fans hatten das erst im November 2018 gegründete T3 Motorsport als vergleichsweise kleines Team von Beginn an ins Herz geschlossen. Der einzige Rennstall, der 2021 Lamborghini einsetzte, überzeugte auch DTM-Boss Berger mit seiner Leidenschaft für den Motorsport. Der Österreicher: "Es tut mir leid, dass es so ist. Von meiner Seite aus gibt es keine negativen Gefühle, aber die Formalitäten und der Prozess sind ganz klar. Es tut mir auch leid für die Fahrer. Thiim ist ein sehr schneller Fahrer und hätte eine Chance verdient. Und Esmee Hawkey habe ich sowieso ins Herz geschlossen, sie ist nett und liefert ab."

Foto: Speedpictures
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Es gibt aber auch gute Nachrichten von der T3-Mannschaft: Teamchef Feucht, der wegen einer Nierenentzündung mit anschließender Infektion auf der Intensivstation der HELIOS Weißeritztal-Klinken in Freital (Sachsen) behandelt werden musste, ist inzwischen wieder entlassen worden und befindet sich daheim auf dem Weg der gesundheitlichen Besserung.