DTM-Boss Gerhard Berger hatte es schon beim Saisonauftakt in Portimao angekündigt, jetzt hat auch der DMSB offiziell seinen Segen gegeben: Beim kommenden Rennwochenende auf dem Norisring (01.-03. Juli 2022) werden die Qualifyings aufgrund des großen Starterfeldes mit 27 Autos in zwei Gruppen aufgeteilt. Das hatte es in der Geschichte der deutschen Traditionsserie zuvor noch nie gegeben.

Was Motorsport-Magazin.com am vergangenen Rennwochenende in Imola nach einem Meeting der Team-Manager mit der ITR und Rennleiter Scot Elkins bereits recherchiert hatte, steht jetzt schriftlich per Bulletin mit allen Regelvorgaben im Detail fest. Auch die Fahrer-Vertreter der sechs Hersteller Audi, BMW, Ferrari, Lamborghini, Mercedes und Porsche lieferten ihren Input zum einmaligen Ablauf des Qualifyings.

Norisring: Zwei Gruppen mit je 20 Minuten Fahrzeit

Die Fahrer werden auf dem Nürnberger Stadtkurs - mit 2,3 Kilometern die kürzeste Strecke im DTM-Rennkalender - in zwei möglichst gleich große Gruppen aufgeteilt. Nach aktuellem Stand - das Lamborghini-Team T3 Motorsport hat sich offiziell noch nicht vom Event abgemeldet - starten 15 Fahrer in Gruppe A und 14 Fahrer in Gruppe B.

Jeder Gruppe stehen 20 Minuten Fahrzeit zur Verfügung, zwischen den Gruppen-Sessions gibt es fünf Minuten Pause. Der Plan hinter dem Qualifying-Split ist klar: Bei maximal 15 statt knapp 30 Fahrern gleichzeitig auf der Strecke ist das Risiko, dass ein Fahrer 'im Verkehr' stecken bleibt und keine freie Runde erhält, deutlich geringer.

Norisring: Qualifying-Aufteilung nach Meisterschaftstand

Die Aufteilung erfolgt nach dem aktuellen Stand in der Meisterschaft und wird auch nach dem Samstagsrennen für das Qualifying am Sonntag beibehalten. Der aktuelle Gesamtführende Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) startet demnach in Gruppe A, der Meisterschaftszweite Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini) in Gruppe B. Der Gesamtdritte Nico Müller (Rosberg-Audi) wird der Gruppe A zugeteilt, der Meisterschaftsvierte Lucas Auer (Winward-Mercedes) der Gruppe B, und so weiter.

Die Startaufstellung ergibt sich dann so: Der Fahrer mit der absoluten Bestzeit der beiden Qualifying-Gruppen startet von der Pole Position. Der schnellste Fahrer aus der anderen Gruppe belegt den zweiten Startplatz. Die restlichen Autos werden gemäß ihrer Qualifying-Gruppe hinter den beiden schnellsten Fahrern jeder Gruppe in der Startaufstellung aufgereiht. Der dritte Startplatz geht an den Fahrer, der die zweitschnellste Rundenzeit in der Gruppe des gesamtschnellsten Fahrers erzielt hat, und so weiter.

Aufteilung soll Regen und Co. vorbeugen

Dieses System, das es in ähnlicher Form bereits in der Formel E gab, soll äußeren Bedingungen wie Regen oder veränderten Streckenbedingungen vorbeugen. Sollte es in Gruppe B etwa zu regnen beginnen, geht die Pole Position zwar höchstwahrscheinlich an den schnellsten Fahrer in der Gruppe A. Die Piloten aus der Gruppe B müssen aber nicht von ganz hinten starten, sondern werden in der Startaufstellung neben den Fahrern aus Gruppe A eingegliedert. Der Pole-Setter kann entscheiden, von welcher Seite er und die weiteren Fahrer aus seiner Gruppe auf der Strecke starten.

"Faire Bedingungen - das ist das Ziel dieser Ausnahme", bekräftigt Frederic Elsner, Director Event & Operations der ITR. "Durch das Luxusproblem der großen Anzahl der Autos waren wir zur Aufteilung gezwungen. Mit der jetzigen Variante erhält jeder Fahrer bestmögliche Bedingungen für die Zeitenjagd auf dieser kurzen Rennstrecke. Für Gerechtigkeit sorgt der Tausch der Reihenfolge der beiden Gruppen für das zweite Qualifying am Sonntag. Die Zuschauer können sich auf einen offenen, ungehinderten Schlagabtausch um die Pole-Position freuen."

Auf dem Norisring erhalten die Fahrer wie bisher Zusatz-Punkte für ein gutes Qualifying-Ergebnis. Die Punktevergabe erfolgt nach der Startaufstellung: Der Pole-Setter erhält 3 Punkte, der Zweitplatzierte 2 Zähler und der drittplatzierte Fahrer (Zweitschnellster aus Gruppe des Pole-Setters) einen Extra-Punkt.

Die Aufteilung eines Qualifyings wegen großer Starterfelder oder kurzer Rennstrecken ist nicht neu im Motorsport: Ähnlich wurde 2015 schon in der ADAC Formel 4 verfahren, als rund 40 Autos antraten. In der FIA Formel 2 wird das Starterfeld beim Sonderfall Monaco ebenfalls in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Fahrer werden im Gegensatz zum DTM-Vorgehen am Norisring allerdings nach Startnummern und Fahrern eines Teams unterteilt.

DTM am Norisring: Boxenanlage wird verlängert

Änderungen gibt es beim diesjährigen Norisring Speedweekend wegen der Starterfeldgröße auch bei den Boxenanlagen. Die werden von 120 Meter auf 170 Meter verlängert, um den Teams ausreichend Platz zu bieten. Damit ist die diesjährige Boxengasse die längste in der Geschichte des Norisring. An der Breite der Boxenstraße ändert sich unterdessen nichts, wie die ITR auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigte.

DTM Norisring 2022: Aufteilung der Qualifying-Gruppen

Gruppe AGruppe B
Sheldon van der LindeMirko Bortolotti
Nico MüllerLucas Auer
Rene RastRicardo Feller
Maro EngelLuca Stolz
Marco WittmannKelvin van der Linde
Felipe FragaPhilipp Eng
Dev GoreLaurens Vanthoor
Thomas PreiningMaximilian Götz
Arjun MainiDennis Olsen
Clemens SchmidCan Güven (statt Cassidy)
Mikael GrenierMaxi Buhk
Nicki Thiim (?)Esteban Muth
Rolf IneichenDavid Schumacher
Marius ZugAlessio Deledda
Esmee Hawkey (?)