Was hat zur Trennung von Rene Rast und Audi Motorsport geführt?
Dennis Rostek: Es haben sich inzwischen einige Parameter verändert. Wir haben in unserer Agentur die Vorgehensweise, jeden unserer Fahrer vierteljährlich zu überprüfen: Wo stehen wir aktuell? Wo wollen wir hin? Verfolgen wir noch die gleichen Ziele? Das ist auch bei Rene der Fall und natürlich sind uns Dinge, die zum Ende des letzten Jahres durchsickerten, nicht verborgen geblieben. Wie etwa der mögliche Formel-1-Einstieg von Audi und Unklarheiten beim LMDh-Projekt in diesem Jahr, für das Rene ja vorgesehen war. Mit Sicherheit gab es auch Personalveränderungen, die für uns in den vergangenen Jahren ganz wichtige Bausteine waren.

Was geschah dann?
Dennis Rostek: Uns stellte sich die Frage, ob die Zukunft mit Rene bei Audi noch so aussieht, wie sie geplant war, oder ob da möglicherweise etwas anderes passiert. Es gab Indizien, die darauf hindeuteten, genau zu schauen, wo die Reise bei Audi hingeht. Nach den Ergebnissen haben wir uns entschlossen, den Markt dahingehend zu sondieren, welche Möglichkeiten es für Rene geben könnte. Dann haben wir uns intensiv damit beschäftigt.

Warum wurde die Trennung zum Saisonende ausgerechnet am Dienstag dieser Woche kommuniziert?
Dennis Rostek: Wir haben Möglichkeiten für die Zukunft, die bald verkündet werden. Und du kannst nur etwas Neues beginnen, wenn etwas Altes beendet wurde. Um Spekulationen keinen Nährboden zu geben, haben wir diesen Zeitpunkt gewählt. Dadurch kann sich Rene jetzt voll auf den Rest der DTM-Saison 2022 konzentrieren - mit Audi als Partner.

Wie lief die Trennung von Audi ab?
Dennis Rostek: Wir haben uns partnerschaftlich und respektvoll getrennt, so, wie ich es aus all den Jahren bei Audi gewohnt war und zu schätzen gewusst habe. Ein großes Lob gebührt dabei Rolf Michl (COO von Audi Sport, d. Red.), mit dem ich die Vertragsauflösung verhandelt habe.

Foto: Audi Communications Motorsport
Foto: Audi Communications Motorsport

Dabei wurde Renes Vertrag mit Audi Motorsport doch erst Ende vergangenen Jahres verlängert...
Dennis Rostek: Wir hatten zu diesem Zeitpunkt einen bestehenden Vertrag und eigentlich bestand keine Not für eine Verlängerung, die aber wegen des zeitlichen Verschiebens des LMDh-Projektes notwendig wurde. Die Ausrichtung lief dann dahingehend, dass das Renes letzter Vertrag hätte werden sollen. Wir wollten alt werden bei Audi. Mit der Vertragsverlängerung im vergangenen Jahr hatten wir dann eigentlich einen Haken dran gemacht, wie Renes Karriereende aussieht.

Wurden dabei auch Details nach seiner Rennfahrer-Karriere thematisiert?
Dennis Rostek: Wir haben über Möglichkeiten gesprochen. Dabei war ein wichtiger Punkt, wie es nach der aktiven Karriere weitergeht und wann dieser Zeitpunkt eigentlich beginnt.

Gab es eigentlich auch Gespräche darüber, Rene in das mögliche Formel-1-Programm von Audi, beispielsweise bezüglich Simulatorarbeit, einzubinden?
Dennis Rostek: Das wurde nie an uns herangetragen.

Und was ist mit der Rallye Dakar, die Audi als Speerspitze des Werks-Motorsports definiert hat?
Dennis Rostek: Wie die meisten wissen, ist der Rallye-Sport für mich etwas ganz Besonderes. Ich hatte sehr früh gehört, dass irgendetwas im Bereich Offroad-Sport bei Audi kommen könnte. Ich habe mit Rene darüber gesprochen, aber er konnte sich das zu diesem Zeitpunkt seiner Rennkarriere nicht vorstellen.

Foto: Audi Communications Motorsport
Foto: Audi Communications Motorsport

Müssen sich die Motorsport-Fans Sorgen machen, dass Rene wie zuletzt schon Sebastian Vettel, der rund acht Monate jünger ist als Rast, seine Karriere jetzt ebenfalls beenden könnte?
Dennis Rostek: Ich kann versichern, dass Rene seine Karriere jetzt nicht beenden wird. Die Frage lautet aber, wie lange er sie noch fortführen möchte. Es ist ein ganz wichtiger Punkt, zu schauen, wie seine Karriere nach dem aktiven Motorsport weitergeht und wann dieser Zeitpunkt gekommen ist. Das hatten wir vor einer Weile bei Audi schon definiert. Wenn man aber vor einem Wechsel steht, sollte man seine Ziele noch einmal überdenken.

Rene fuhr nach dem Ende der Class-1-Ära in der DTM die Saison 2021 für das Audi-Werksteam in der Formel E. Ist die Elektro-Rennserie ein Thema für eine mögliche Rückkehr?
Dennis Rostek: Nicht nur wir, sondern auch zahlreiche Teams aus der Formel E haben Analysen zu Rene erstellt. Da gibt es offenbar gewisse Parameter, in denen er eine überdurchschnittlich gute Leistung gezeigt hat. Das haben einige interessierte Formel-E-Teams registriert. Die Performance ist in Zukunft ein noch wichtigerer Baustein für den gewünschten Erfolg mit dem neuen Gen3-Rennwagen. Als wir den Markt geprüft haben, haben wir uns auch mit der Formel E beschäftigt.

Hat Rene bereits einen neuen Vertrag unterschrieben?
Dennis Rostek: Das kann ich nicht bestätigen. Wir haben drei, vielleicht sogar vier Möglichkeiten und befinden uns dabei in der Findungsphase.

Foto: SICHTBARfotografie 2020
Foto: SICHTBARfotografie 2020

Rene sagte in der Vergangenheit mehrfach, dass er seine Zukunft - wie mit Audi und dem LMDh-Projekt auch geplant - auf der Langstrecke sieht. Wie passt das zu aktuellen Gerüchten, es würde ein mögliches Formel-E-Comeback von ihm beim neuen Formel-E-Team McLaren geben?
Dennis Rostek: Das hat er so gesagt, stimmt. Allerdings zu einem Zeitpunkt, als seine langfristige Zukunft mit Audi festzustehen schien. Zum Thema Formel E kommentieren wir keine Gerüchte und Spekulationen.

Trotzdem müssen wir die spannende Frage stellen, ob es sein kann, dass Rene, wie wir von mehreren Seiten hören, sogar zwei Verträge unterschreiben könnte?
Dennis Rostek: Kein Kommentar.

Nicht nur Rene verlässt Audi, auch der frühere Werkssportleiter Andreas Roos und das Erfolgsteam WRT, mit dem Rene das 24h-Rennen in Spa gewonnen hat, haben sich von Audi verabschiedet und bei BMW angeheuert, um dort nun gemeinsam das LMDh-Projekt voranzutreiben. Wie ist euer Verhältnis?
Dennis Rostek: Wir haben in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet und ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Das wird sich hoffentlich auch nie ändern.

Foto: Privat
Foto: Privat

Damit ist es auch kein Wunder, wenn Spekulationen über einen möglichen Wechsel zu BMW die Runde machen...
Dennis Rostek: Kein Kommentar.

Fährt Rene das Saisonfinale der WEC in Bahrain für WRT, nachdem er den nächsten Lauf in Fuji zu Gunsten der DTM, die zeitgleich in Spa gastiert, auslässt?
Dennis Rostek: Wir gehen davon aus, dass Rene in Bahrain an den Start gehen wird. Eine andere Entscheidung ist uns aktuell nicht bekannt.