Für Valentino Rossi zählen nur noch Siege. Schließlich will er die WM-Party von Casey Stoner soweit wie möglich herauszögern. Doch von einem Sieg in Motegi scheint Rossi nach dem ersten Trainingstag meilenweit entfernt. Fast schon sinnbildlich wirkte der spektakuläre Motorenplatzer des Italieners 22 Minuten vor Ende des Trainings. Doch der Hauptgrund für den 14.Platz auf der Zeitenliste lag für Rossi ganz woanders.

Wieder einmal wollten die Michelin-Reifen nicht so wie der Yamaha-Pilot. "Ich war vier Runden lang hinter de Puniet und nur drei Kurven hinter Alex [Barros], aber sie haben viel, viel mehr Grip als ich beim Beschleunigen. Sie können die ganze Strecke ohne Probleme benutzen", klagte Rossi bei seinem Pressemeeting. "Mit Michelin können wir nur eine Linie benutzen und wenn wir einen Fehler machen, verlieren wir sehr viel Zeit. Mit Bridgestone fahren sie, wie sie wollen."

Gerade auf die Distanz von 24 Runden würde sich das negativ auswirken, befürchtet der siebenmalige Weltmeister. "Wir haben gewusst, dass Bridgestone hier sehr stark sein wird, aber die Realität ist vielleicht sogar schlimmer als erwartet."

Doch in Anbetracht der Tatsache, dass sich mit Dani Pedrosa ausgerechnet ein Michelin-Fahrer die Tagesbestzeit holte, musste auch Rossi zugeben, dass die Reifen nicht der einzige Problemfall an diesem Wochenende sind. Auch der Motor seiner Yamaha bereitet dem Italiener Sorge. "Wir haben Probleme mit der Charakteristik unseres Motors auf diesem Kurs, vor allem im letzten Abschnitt. Da habe ich zu wenig Grip", sagte Rossi. "Immer wenn ich Vollgas gebe, ist die Beschleunigung zu stark und ich rutsche weg." So sei er bis zur zehnten Kurve immer gleichauf mit den Schnellsten, "aber dann verliere ich eine halbe Sekunde nur im letzten Abschnitt. Ich muss immer einen Tick zu lange warten, bis ich Vollgas geben kann. Wir sind nicht so weit weg, aber wir müssen uns verbessern, denn Platz 14 ist nicht das, was wir erwarten."

Und natürlich macht man sich nach dem zweiten Motorenplatzer in drei Wochen auch über die Zuverlässigkeit Gedanken. So überlegt Rossi für das Rennen auf den alten Federventil-Motor zurückzugreifen. "Ich weiß noch nicht, was da genau passiert ist, aber irgendetwas ist explodiert. In Misano war es ein Kugellager. Das hätte auch mit dem alten Motor passieren können", sagte Rossi. "Doch dieses Mal war es etwas anderes. Es war viel schlimmer. Ich bin noch nicht sicher, aber vielleicht müssen wir den alten Motor benutzen."

Für die sichere Variante würde die hohe Motorenbelastung in Motegi sprechen. "Man beschleunigt hier oft aus dem ersten Gang heraus, bremst wieder, beschleunigt - die Maschine ist immer unter Stress. Ich finde es ehrlicherweise zu riskant, es mit dem neuen Motor zu probieren." Deswegen wird Rossi am Samstagmorgen im dritten Training beide Motoren ausprobieren. "Wenn der Unterschied nicht zu groß ist, dann benutzen wir vielleicht den alten Motor." Das wäre sicherlich ein weiterer Rückschlag für die Siegambitionen des Italieners.

Der einzige kleine Lichtblick für den Yamaha-Piloten war, dass auch Casey Stoner Probleme hatte. So hat Rossi auch nach dem schlechten Freitag die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die WM-Entscheidung bis Australien hinauszuzögern. "Casey hat heute ein paar Fehler gemacht oder Probleme gehabt und war ein bisschen nervös. Ich will also nicht sagen, dass es unmöglich ist, aber schwierig wird es schon."