Wieder einmal hat die Motorrad-WM ein spannendes Wochenende mit einigen Überraschungen geboten. Die Rennen in der Türkei sind immer eine schöne Abwechslung für die Fahrer, da die Strecke etwas ganz eigenes hat. Sie wird von allen gemocht und das Layout ist wirklich anspruchsvoll, was für alle eine Herausforderung ist. Deswegen würde ich es auch sehr Schade finden, wenn das Rennen in Zukunft nicht mehr stattfindet, wie im Moment ja anzunehmen ist. Leider spielt das Geld dabei eben die wichtigste Rolle und aufgrund des mäßigen Zuschauerzuspruchs - trotz einer Millionen-Metropole ganz in der Nähe - fehlt es eben daran.

Nur Nicky Hayden konnte auf Michelins einigermaßen mithalten, Foto: Rizla Suzuki
Nur Nicky Hayden konnte auf Michelins einigermaßen mithalten, Foto: Rizla Suzuki

Aber nun zu den Rennen selbst. In der MotoGP war nicht abzusehen, dass Casey Stoner so weit würde vorausfahren können. Man konnte aber erahnen, dass die Bridgestones, ganz anders als noch im Vorjahr, wirklich gut auf die Strecke gepasst haben und die Michelin Piloten Mühe hatten, den richtigen Reifen auszuwählen. In den nächsten Rennen wird jetzt interessant, ob das eine Ausnahme war oder ob es ein Trend ist. Ist es ein Trend, dann wäre das ein riesiger Vorteil für Ducati, der in der WM eine wichtige Rolle spielen kann.

Richtig spannend war der Kampf um den dritten Platz. Auch dort haben sich die Bridgestone-Fahrer bekämpft. Lediglich Nicky Hayden konnte mit den Michelins einigermaßen mithalten. Valentino Rossi erlebte hingegen einen richtigen Einbruch. Dort hatte man anscheinend die vollkommen falsche Reifenwahl getroffen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann er mit einem intakten Reifen einen derartigen Einbruch erlebt hat. In Laguna Seca im vorigen Jahr war der Reifen ja wirklich kaputt und es hat ein Stück gefehlt.

Auch wenn man Alex Hofmanns Zielankunft vor Rossi deswegen nicht überbewerten sollte, muss man sagen, dass er einen richtig guten Job abgeliefert hat. Diese Ansätze hat er bei anderen Rennen in diesem Jahr bereits gezeigt. In Jerez war er im Qualifying zwar nicht so weit vorne, aber die Zeitabstände waren sehr gering. Er macht seine Arbeit also sehr gut. Man sieht es leider nicht oft im Fernsehen, aber diesmal konnte man es sehen und da kann man sich ungefähr vorstellen, was er leistet, wenn er um Platz 10 kämpft. Problematisch sind noch seine Trainingsleistungen und der daraus resultierende Startplatz. Denn schon in der ersten Runde entstehen zwischen Platz eins und zehn schnell ein paar Sekunden Abstand und die muss man dann in Mühevoller Kleinarbeit Zehntel für Zehntel wieder zurückerobern.

Weniger schön war der Unfall, der sich in der ersten Runde ereignet hat. Olivier Jacque hat dafür mittlerweile zwar die Schuld auf sich genommen, aber die Situation war auch sicher nicht einfach für ihn. Schon Rossi und Toni Elias haben dort ein sehr haariges Manöver geritten und dann hat sich Jacque wahrscheinlich an deren Bremspunkt orientiert und gedacht, er setzt noch eines drauf - so schnell hat man sich verschätzt. In einem großen Pulk ist es so, dass man seinen Bremspunkt, den man aus den Trainings kennt - zum Beispiel das 100- oder 150-Meter Schild -, einfach nicht mehr findet da er durch einen anderen Fahrer verdeckt wird.

Natürlich ist es ärgerlich, dass so viele mitgerissen wurden. Dani Pedrosa hat die Strecke noch nicht viel Glück gebracht. Voriges Jahr ist er gestürzt und auch in diesem Jahr erwischte es ihn. Chris Vermeulen wurde durch Jacque aber wahrscheinlich um einen Podestplatz betrogen.

125er und 250er: Noch mehr Überraschungen

Andrea Dovizioso ist mit dem Messer zwischen den Zähnen gefahren, Foto: Honda
Andrea Dovizioso ist mit dem Messer zwischen den Zähnen gefahren, Foto: Honda

Andrea Dovizioso hat in der Viertelliterklasse alles gegeben und es hat sich ausgezahlt. In den 17 Rennen hat er ja nicht allzu viele Chancen aufgrund der Honda Speed Nachteile. Jene, die er hat, nutzt er aber konsequent und entschlossen. Man hat gesehen, dass er von Anfang bis Ende mit dem Messer zwischen den Zähnen gefahren ist und die Chance wirklich am Schopf gepackt hat. Natürlich hat er auch die Vorteile des Motorrads perfekt ausgespielt. Istanbul hat sehr, sehr schnelle Passagen, hat aber auch zwei Kurvenkombinationen die ganz langsam sind. Das sind Kurve drei und vier und die letzten Kurven vor Start und Ziel. Dort haben die Aprilias mehr Probleme und genau dort hat Dovizioso ein paar sehr schöne Manöver gezeigt.

Bei den 125ern hat man klar gesehen, dass dort noch eher die Nachwuchsfahrer unterwegs sind. Rennsieger Simone Corsi und auch Joan Olive, die beide vorne weggefahren sind, fahren schon mehr als fünf Jahre und haben bereits Erfahrung auf der 250er. Ihre Verfolger haben sich das Leben selbst schwer gemacht. Anstatt zu schauen, dass die Lücke nicht größer wird, haben sie sich weiter bekämpft und dadurch die zwei ziehen lassen. Das ist 125er-typisch, weil viele das erste Mal in einer Position sind, in der sie um das Podest mitkämpfen können und dann vergessen sie alles und wollen nur den Podestplatz retten.

Die deutschsprachigen Fahrer haben wieder eine solide Leistung geboten - auch Sandro Cortese, der leider gestürzt ist. Sandro, Michael Ranseder und auch Randy Krummenacher erreichen momentan mehr, als vor der Saison erwartet wurde und wenn sie diese Leistung jetzt stabilisieren können, dann darf man mit dem ein oder anderen besonderen Highlight rechnen. Randy ist momentan noch verletzt, also ist ihm in jedem Fall noch einiges mehr zuzutrauen. Für Tobias Siegert war es sicher schön, einmal in der WM dabei zu sein, aber eigentlich brachte die Reise mehr Aufwand als Nutzen. Er war im Winter am Ellbogen verletzt und konnte deswegen wenig Testen. Mit dieser Vorbereitung war das Rennen eigentlich aussichtslos und eher eine Geldverschwendung, so ungern ich das auch sage.

IDM

Am kommenden Wochenende beginnt am Lausitzring die Internationale Deutsche Meisterschaft. Im Moment ist es noch schwierig zu sagen, welche Positionen mein Schützling Sebastian Kreuziger dort erreichen kann. Der Überblick über die Konkurrenz ist noch nicht so genau, aber meinen Erkenntnissen zufolge, sollte es vorne eine Gruppe von etwa fünf starken Fahrern geben und am Anfang der Saison sollten wir uns knapp dahinter einreihen. Ein Top Ten Platz ist meiner Meinung nach möglich.