Lang war der Winter. Wenn er auch nicht besonders kalt war, so hat er wieder eine dieser wirklich, wirklich, wirklich langen Rennpausen mit sich gebracht, bei der man kurz vor Ende einfach nur mehr schreien möchte, sie soll doch zu Ende sein. Nun ist sie fast zu Ende und man sehnt sich nach dem Saisonstart wie ein Raucher nach der nächsten Zigarette und es erscheinen die letzten Tage vor dem ersten Rennen länger als es die Testpause zwischen 1. Dezember und 22. Januar jemals war.

Die Kurvengeschwindigkeiten sind jetzt höher, Foto: Yamaha
Die Kurvengeschwindigkeiten sind jetzt höher, Foto: Yamaha

Und auch diese haben wir schließlich überstanden und eigentlich haben die Fans in den vergangenen Wochen ohnehin schon ein bisschen Motorrad-Luft schnuppern dürfen. Denn getestet wurde eifrigst, schließlich gilt es in der MotoGP in diesem Jahr, dank neuer Regeln mit neuem Material zurecht zu kommen. Und das neue Material wird auch einer der Gründe sein, warum die Saison das Potential hat, eine denkwürdige zu werden.

Denn Werks- und Privatteams waren selten so nahe zusammen wie diesmal. So sagte Alex Hofmann bereits im Januar im Gespräch mit motorsport-magazin.com: "Gerade für uns als Privatteam ist das ein Vorteil, denn Ducati kann uns zu Beginn der Saison keine alten Teile anbieten, weil es keine alten Teile gibt." Und das haben die Testfahrten im Winter auch bestätigt, denn da zeigte sich unter anderem auch Alex Hofmann ganz weit vorne und er war nicht der einzige Privatfahrer, der vorne mitmischen konnte. Sein Teamkollege Alex Barros hatte ebenso Auftritte nahe an der Spitze wie Carlos Checa und Marco Melandri ist dank seiner vertraglichen Nähe mit Honda auch bei Gresini nicht unbedingt schlecht unterwegs.

Doch die Favoriten des Jahres sind ein Thema, das ohnehin zu einem anderen Zeitpunkt (Dienstag) behandelt wird. Es geht nach wie vor um die Regeln, die etwas Würze in die ohnehin nicht unspannende MotoGP bringen. Auch bei den Reifenregeln hat sich etwas getan, was in dieser Saison bei der Vergabe der vorderen Plätze immer wieder eine Rolle spielen könnte. Denn den Teams mit Bridgestone- oder Michelin-Reifen stehen pro Rennwochenende nur mehr 31 Reifen zur Verfügung - 14 Vorder- und 17 Hinterreifen.

"Deswegen wird es auch ab und zu ein kleiner Reifen-Gamble sein, weil man am Donnerstag schon sagen muss, mit welchen Reifen man am Sonntag um die Wurst fahren will und das kann auch Probleme mitbringen", sagte Alex Hofmann im Interview mit motorsport-magazin.com nach den abschließenden Testfahrten in Jerez. Dass man da das eine oder andere Mal daneben liegen kann, wenn man ohne eine einzige Trainingsrunde bereits den richtigen Reifen tippen muss, liegt auf der Hand.

Die Reifen und die Regeln dafür könnten eine entscheidende Rolle spielen, Foto: Ducati
Die Reifen und die Regeln dafür könnten eine entscheidende Rolle spielen, Foto: Ducati

Lediglich ein Hersteller und damit auch ein Rennstall sind aufgrund von fehlenden Rennsiegen von dieser Regel ausgenommen. Dunlop und das Tech 3 Yamaha Team haben damit so etwas wie Narrenfreiheit; zumindest bis sie zwei Siege auf dem Trockenen eingefahren haben. Sollten sich also Michelin und Bridgestone beziehungsweise deren Teams zwei Mal so stark verschätzen, dass Dunlop den Sieg herausfahren kann, dann müsste man sich auch dort mit dem Dilemma auseinandersetzen. Die bisherigen Winterzeiten deuten aber nicht unbedingt auf eine große Gefahr für Dunlop hin.

Damit noch zum größten und wichtigsten Faktor der neuen Saison. Die neuen Maschinen haben zwar weniger Kraft als die alten, ermöglichen aber trotzdem bereits schnellere Rundenzeiten. Der Grund: die Bremspunkte finden sich nun später und die Kurvengeschwindigkeiten sind höher. Solche Fahrzeugcharakteristiken verlangen eigentlich nach noch mehr Überholmanövern auf dem letzten Bremszacken oder während der Kurvenfahrt.

Die Regelköche haben es also schon einmal angerichtet, das schmackhafte MotoGP-Süppchen. Die Fahrer selbst werden es nicht auslöffeln sondern nach den Eindrücken bei den Testfahrten wohl genießen. Oder wie es Alex Hofmann gesagt hat: "Es wird aber eine sehr spannende Saison und die Leute zuhause vor dem Fernseher werden genauso viel Spaß haben wie wir auf der Rennstrecke."