Du hattest während der Testfahrten einige sehr gute Resultate. Wie würdest du über die Saisonvorbereitung Bilanz ziehen?
Alex Hofmann: Ich bin generell zufrieden. Ich habe ja erst Anfang dieses Jahres wirklich mit dem Testen begonnen. Wir haben es in Malaysia an den ersten drei Testtagen erst einmal ruhiger angehen lassen, denn die ersten drei Tage nach einer langen Pause sind immer ein bisschen schwierig, um wieder hineinzukommen. Im Großen und Ganzen haben wir uns dann sehr gut entwickelt und speziell mit Katar und Phillip Island waren zwei sehr positive Tests dabei, die mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben haben. Dementsprechend bin ich absolut zufrieden damit, was wir in diesen vier Tests erarbeitet haben.

Vor allem auf Phillip Island und Katar lief es gut, Foto: Pramac Racing
Vor allem auf Phillip Island und Katar lief es gut, Foto: Pramac Racing

Bei der Qualifying-Session in Jerez warst du nicht ganz vorne dabei. Marco Melandri hat danach Kritik an den Qualifyiern von Bridgestone geäußert. Wie siehst du die Situation?
Alexd Hofmann: Wenn der beste Bridgestone-Fahrer 1,5 Sekunden auf den besten Michelin-Fahrer verliert, ist das ganz klar kein gutes Zeichen. Das hat sich natürlich auch bei uns bemerkbar gemacht. Ich habe diese Session in Jerez aber nicht ganz so ernst genommen, weil ich schon wusste, dass wir da keine große Chance haben würden und unser Hauptproblem dort ohnehin die Rennabstimmung war. Deswegen habe ich mich in dieser Session um die Rennabstimmung gekümmert. Als ich dann den Qualifyier drauf hatte, hatte ich auch keine optimale Runde. Wenn alles gut gelaufen wäre, wären wir wohl relativ nahe am Werksteam dran gewesen, aber das war nicht wirklich wichtig und stand auch nicht im Vordergrund. Deswegen muss ich auch zugeben, dass das für mich recht entspannt war. Das Auto gab es sowieso nicht und wenn du da nicht mitfahren kannst, dann macht es auch wenig Sinn, um den Rest zu kämpfen. Punkte gibt es erst in Katar.

Mit der Rennabstimmung und den Zeiten warst du ja einigermaßen zufrieden...
Alex Hofmann: Nicht ganz zufrieden. Bei den Tests in Katar haben wir schon gesehen, dass da Zeiten dabei waren, wo wir bei den Ersten waren. Ich bin dann auch am Sonntag nach der Qualifying-Session eine Rennsimulation gefahren und war damit insofern zufrieden, weil zur gleichen Zeit viele andere auf der Rennstrecke waren. Da haben sich die Zeiten dann etwas relativiert. Auf einen der Schnellsten - der Valentino war zur gleichen Zeit draußen - hab ich pro Runde im Schnitt sechs bis acht Zehntel verloren, was zwar besser war als auf Qualifying-Reifen aber immer noch zu viel, wenn man ein gutes Resultat herausfahren will. Zur gleichen Zeit war auch Casey Stoner auf der Strecke und seine Rennsimulation war nicht schneller als meine und dementsprechend hat man auch gesehen, dass es nicht unbedingt das leichteste Wochenende für die Ducati-Fahrer war.

Als wir das letzte Mal gesprochen haben, hast du gesagt, dass du in diesem Jahr eine gute Chance hast, weil ihr im Prinzip das gleiche Material habt wie das Werksteam. Hat sich das mittlerweile bestätigt?
Alex Hofmann: Momentan sind wir da absolut mit dabei; sei es beim Top Speed oder beim Material. Es kann schon sein, das beim Werksteam ein paar kleine, neue Teile gekommen sind, aber nichts wirklich Großes. Deswegen sind wir da auch sehr zufrieden und jetzt muss man aber abwarten, wie sich das über die Saison entwickelt. Generell haben wir aber ein sehr gutes Paket und deswegen bin ich damit sehr zufrieden und happy.

Jetzt steht in Kürze der Saisonauftakt an. Was peilst du dort für ein Resultat an?
Alex Hofmann: Als erstes freu ich mich einmal irrsinnig. Ich freue mich, dass es endlich losgeht, weil ich das ganze letzte Jahr darauf gewartet habe, dass ich in so eine Situation komme und es nun soweit ist. Die Tests waren gut, vor allem in Katar, wo wir eine gute Abstimmung hatten und deswegen freue ich mich schon riesig. Jetzt werde ich einfach versuchen, das Beste herauszuholen. Im Training und im Rennen wird es das Ziel sein, unter die Top Ten zu kommen und wenn es gut läuft, will ich weiter vorne rein fahren. Man muss jetzt einfach einmal schauen, wie sich alles entwickelt, vor allem wie man mit den neuen Reifenregeln zurecht kommt und wie die anderen sich noch entwickeln. Generell glaube ich, dass wir viel Spaß haben werden, weil unser Paket gut funktioniert und es schon im Test gut lief. Ich freu mich drauf und bin mir ziemlich sicher, dass wir dort schon ein sehr gutes Rennen zeigen können.

Die neuen Reifenregeln könnten die Rennwochenenden interessant machen, Foto: Pramac Racing
Die neuen Reifenregeln könnten die Rennwochenenden interessant machen, Foto: Pramac Racing

Wie wirkt sich das eigentlich psychologisch und motivationstechnisch aus, wenn man merkt, dass die Maschine das Potential hat, um weiter vorne mitzufahren?
Alex Hofmann: Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es ist schwer, wenn man in der Startaufstellung steht und weiß, dass man eigentlich keine Chance hat, ein gutes Resultat hinzubekommen. Das ist für die Motivation natürlich nicht besonders gut. Voriges Jahr war das stellenweise so, dass man am Start schon wusste, dass nicht viel passieren wird, egal wie man sich ins Zeug legt. In diesem Jahr sieht das anders aus. Wir haben gesehen, wenn wir gute Tests machen und gut arbeiten, dann können wir von den Zeiten her bei den ganz großen Namen mitfahren. Dementsprechend ist man dann auch bereit, ein größeres Risiko zu gehen und etwas mehr zu riskieren, weil man sieht, es lohnt sich und es geht etwas vorwärts. Und die Motivation im Team, egal ob bei mir oder bei den Mechanikern, ist enorm. Alle sind hoch motiviert, wollen arbeiten und nach vorne kommen. Es ist einfach eine komplett andere Welt im Vergleich zum letzten Jahr.

Und hat sich auch der Wechsel zu Bridgestone als jener Schritt nach vorne bewahrheitet, den du erwartet hast?
Alex Hofmann: Wir hatten sehr gute Tests und Bridgestone arbeitet auch hart. Jetzt müssen wir erst einmal abwarten, wie die neue Reifenregel greifen wird. Es kann durchaus auch sein, dass Wochenenden dabei sind, wo Bridgestone und auch Michelin einfach einmal daneben greifen. Da kann es dann sein, dass alle Fahrer auf dieser Marke Probleme haben. Das kann uns betreffen und das kann auch Michelin betreffen. Ich hoffe jetzt einmal nicht, dass wir es sind. Man muss jetzt einfach warten, wie sich das auswirkt, weil das noch keiner jemals gemacht hat und wir wissen noch nicht, wie wir damit zurecht kommen. Deswegen wird es auch ab und zu ein kleiner Reifen-Gamble sein, weil man am Donnerstag schon sagen muss, mit welchen Reifen man am Sonntag um die Wurst fahren will und das kann auch Probleme mitbringen.

Wen erwartest du über die gesamte Saison an der Spitze?
Alex Hofmann: Letztendlich kann man nur die Testfahrten als Grundlage nehmen. Wenn man darauf schaut, dann waren ganz klar Valentino und Dani die beiden, die am konstantesten und schnellsten gefahren sind. Deswegen muss man die für den Saisonbeginn einmal ganz oben auf die Liste schreiben. Dann sind aber viele andere, die auf das Podium fahren und super Leistungen bringen können und da muss man schauen, wie konstant jeder Einzelne ist. Es wird aber eine sehr spannende Saison und die Leute zuhause vor dem Fernseher werden genauso viel Spaß haben wie wir auf der Rennstrecke.