Als sich Fermin Aldeguer 2024 in der Moto2 etwas schwertat, wurden bereits Zweifel an seinem feststehenden MotoGP-Aufstieg für die Saison 2025 geäußert. Doch dass Ducati mit ihm alles richtig gemacht hatte, bewies der junge Spanier schnell. Im Indonesien GP hat das Juwel nun sein Rookie-Jahr gekrönt. Beeindruckender kann ein Debüt-Sieg eigentlich nicht mehr ausfallen.

Marco Bezzecchi schießt sich raus: Fermin Aldeguer fährt auf und davon

"Das ist ein ganz besonderer Moment für mich, für alle Leute um mich, für das Gresini-Team und für Ducati", jubelte der Gresini-Pilot nach seinem dominanten Triumph. Fast 10 Sekunden Vorsprung fuhr er sich zwischenzeitlich heraus, ein in der modernen MotoGP fast absurder Abstand. Dabei half natürlich, dass sich sein einziger Konkurrent an diesem Wochenende selbst aus dem Rennen nahm. Über die Kollision von Marco Bezzecchi mit Marc Marquez und deren Folgen gibt es hier mehr:

Das restliche Feld hatte der Rookie schon im Sprint in die Tasche gesteckt. Und das tat er in noch beeindruckenderer Manier auch am Sonntag. Besonders befriedigend war dabei, dass er aus der Niederlage gegen den Aprilia-Piloten Lehren gezogen hatte: "Mir ist das Überholmanöver gegen Marini da gelungen, wo ich es gestern schon gegen Bezz [Bezzecchi] versucht habe. Das war ein Manöver, da wo ich gestern den Sieg verlor. Da habe ich mich gesteigert, ich verstehe diese Klasse nun immer besser."

Erinnerungen an Jorge Martin 2023: Aldeguer meistert die Reifeprüfung der Führung

Die richtige Herausforderung für den 20-Jährigen kam erst dann: "Das danach war schwieriger als die Überholmanöver. 20 Runden lang zu führen, eine gute Pace zu halten und keinerlei Fehler zu machen war schwer. Das war ein sehr langes Rennen." Der Spanier gab das Kopfkino auf dem Weg zum Triumph offen zu: "Als noch sieben Runden zu fahren waren und mir neun Sekunden Vorsprung angezeigt wurden, da habe ich angefangen, viel nachzudenken. Da war es schwierig, keinen Fehler zu begehen."

Besonders, da ihm ein schwerwiegender Fehler eines guten Kumpels in den Sinn kam: "Ich erinnerte mich an Jorges [Martins] Sturz. Manchmal hältst du lieber deine Pace aufrecht, denn wenn du den Speed reduzierst, machst du oft mehr Fehler. So versuchst du, konzentriert zu bleiben. Eine Pace von 30.7 oder 30.8 war komfortabel genug für mich, um nicht komplett ans Limit zu gehen." Jorge Martin hatte den Indonesien-Sieg 2023 im Titelkampf mit Francesco Bagnaia durch einen Sturz weggeworfen.

Sturz von Jorge Martin beim Indonesien GP 2023
Jorge Martin warf 2023 den Sieg in Indonesien weg, Foto: IMAGO / Xinhua

Fermin Aldeguer: Zweitjüngster MotoGP-Sieger nach Marc Marquez

Im Jahr 2025 saß der 'Martinator' verletzt zuhause und drückte seinem Freund vor dem Fernseher die Daumen. "Gratulation mein Bruder", richtete er auf Instagram seinen Gruß an den Youngster. Aldeguer war durch seinen Sieg in der Rookie-Saison sein Nachfolger. Auch das war dem Gresini-Piloten schon während der Fahrt bewusst: "Ich habe daran gedacht, dass es seit Martin [in der Saison 2021, Anm. d. Red.] kein Rookie geschafft hat, ein Rennen zu gewinnen. Ich bin jetzt der zweijüngste Sieger nach Marc [Marquez]. Diese Gedanken daran haben geholfen, die Konzentration aufrecht zu erhalten."

Tatsächlich ist der Sieg mit 20 Jahren und 183 Tagen weniger als ein Drittel eines Jahres von der Bestmarke von Marc Marquez aus der Saison 2013 entfernt. Der heutige Dominator war damals 120 Tage jünger als Aldeguer. Bei so einem solchen Erfolg, darf auch gefeiert werden. "Ich werde mir zwei Burger und vielleicht eine Pizza gönnen", scherzte der Rookie angesichts des sonst so auf Körpergewicht getrimmten Sports.

Reifen und Qualifying: Die zwei Schlüssel zur Rookie-Sensation

Doch wie erklärt er sich seine - von Marco Bezzecchi einmal abgesehen - derartige Überlegenheit an diesem Wochenende in Mandalika? Der Blick ging zu Michelin: "Ich denke, dass mir dieser neue Hinterreifen hier geholfen hat. Ich habe gesehen, dass es für die anderen Ducati-Fahrer hier kritischer war. In der Moto2 und auch in Österreich war ich immer schnell, wenn es harte Reifenmischungen gab. Ich kann das gut mit dem Gas kontrollieren." Zur Hitzeschlacht hatte der Reifenlieferant besonders widerstandsfähige Pneus gebracht, die sonst nur selten zum Einsatz kommen.

Das Gresini-Team feiert den Debütsieg von Fermin Aldeguer
Bei Gresini durfte wieder einmal gefeiert werden, Foto: Gresini Racing

Dazu ging es aber auch um die Durchführung des gesamten Wochenendes. "Ich wusste schon, bevor ich hierherkam, dass wir auf manchen Strecken dieses Potential haben. Ich wusste, dass wir uns am Freitag und im Qualifying verbessern müssen, dann werden solche Resultate leichter möglich", weiß Aldeguer um den zweiten Schlüssel seines Wochenendes. So gut wie Startplatz zwei war er vorher noch nie ansatzweise gewesen und so konnten auch endlich die Früchte seiner guten Rennpace geerntet werden. Und vielleicht kommt da nun sogar noch mehr. "Das ist jetzt noch einmal eine Extra-Motivation für die nächsten Rennen. Das möchte ich genießen", kündigt der Shooting-Star an.

Während Aldeguer feiert, darf sich Marco Bezzecchi auf eine Strafe einstellen. Doch das kann dauern. Darum wurde der Italiener für das Abschießen von Marc Marquez noch nicht belangt: