17 Sekunden, 14 Sekunden und 10 Sekunden: Würden wir über den Rückstand auf den Sieger eines MotoGP-Rennen sprechen, dann wären dies sicherlich noch akzeptable Abstände, doch leider geht es nicht darum. So viel verlor Honda-Neuzugang Luca Marini in Katar, Jerez und Le Mans auf den jeweils zweitschlechtesten Fahrer der Japaner. Der Halbbruder von Valentino Rossi fuhr zu Saisonbeginn teilweise gnadenlos hinterher, doch gelang ihm zuletzt eine Trendwende. Das war der Schlüssel.

Marinis große Probleme: Ducati-Stil funktioniert auf der Honda nicht

Auch wenn weiterhin nur ein Punkt in der Wertung für Marini steht, so war er in den letzten Rennen stets auf Augenhöhe mit seinen Honda-Kollegen unterwegs. Der 27-Jährige hat mittlerweile erkannt, warum er nach seinem Wechsel in Probleme kam, die auch über den technischen Rückstand der RC213V noch einmal deutlich hinausgingen: "Zu Beginn der Saison war das Setup nicht gut für mein Gefühl. Außerdem war es noch so, dass ich mit dem Ducati-Stil gefahren bin. Das hat mir damals den Speed auf der Ducati gegeben, aber es funktionierte nicht auf der Honda."

2023 fuhr Marini noch eine Ducati bei VR46, Foto: LAT Images
2023 fuhr Marini noch eine Ducati bei VR46, Foto: LAT Images

Vor allem einen Aspekt des Fahrens musste der Italiener komplett neu angehen: "Ich musste mich anpassen, besonders beim Bremsen. Wie man bremst und das Motorrad stoppt, daran musste ich mehr arbeiten. Jetzt hat mir das ein besseres Gefühl verschafft und ich kann besser als vorher bremsen. Außerdem kann ich so auch besser in die Kurve hineinfahren als vorher."

Neuer Bremsstil auf der Honda bringt Fortschritt

Der Honda-Neuzugang ging überraschend genau ins Detail, wo das Problem lag: "Auf der Honda ist nie genug Gewicht auf dem Heck. Wir können also den Hinterreifen nicht gut zum Bremsen nutzen. Ich bevorzugte es eigentlich, viel Speed in die Kurve zu nehmen und dann erst im letzten Teil hart zu bremsen. Mit der Honda ist das aber nicht möglich." Dass der Hinterreifen stärker mitbremst, gilt als eine der Stärken der Desmosedici.

Luca Marini vor Alex Rins und Augusto Fernandez in Spielberg
Luca Marini kann nun mit anderen Fahrern kämpfen, Foto: LAT Images

Auf seinem neuen Arbeitsgerät sollte der Bremsvorgang wieder 'klassischer' erfolgen: "Du musst das Motorrad zu Beginn der Bremsphase stoppen. Es ist also besser, vielleicht etwas später zu Bremsen, aber bereits sehr hart zu Beginn der Bremsphase." Eine Umstellung, die nicht immer einfach fiel: "Besonders im Qualifying, wenn du neue Reifen aufziehst, dann denkst du nicht zu viel nach. Du willst einfach bestmögliche Leistung bringen. Aber dann vergisst du das [die Bremsumstellung, Anm. d. Red.] auch mal. Es war nicht wirklich ein Fehler, aber ich holte auch nicht das Bestmögliche heraus."

Luca Marini in der Honda-Box
Luca Marini hat manchmal wieder Grund zur Freude, Foto: LAT Images

Nicht nur der Fahrer, auch Honda muss liefern

Mittlerweile hat sich Marini aber an die benötigte Fahrweise gewöhnt. Doch diese war nicht der einzige Grund seiner Fortschritte. "Außerdem haben wir das Setup sehr verändert und die kleinen Updates während der Saison haben mir mehr Gefühl vermittelt. Zum Beispiel haben wir am Motor etwas geändert, sodass er nun etwas leichter zu fahren ist", erklärt er die Unterstützung durch sein Team. Nun liegt der Ball für Fortschritte aber wohl rein bei Honda, denn fahrerisch scheint Marini angekommen zu sein.

Dieser Fortschritt bei Honda scheint aber weiter auf sich warten zu lassen, zumindest wenn es nach Test- und Wildcardfahrer Stefan Bradl geht: