Das erste MotoGP-Rennwochenende nach der vierwöchigen Sommerpause entwickelt sich für Marc Marquez immer mehr zum Albtraum. Nachdem er bereits am Freitag einen Stotterstart hingelegt und sich als Zehnter nur soeben noch direkt in Q2 gerettet hatte, folgte am Samstag die nächste Packung. Im Qualifying gelang ihm nur Startplatz sieben, im Sprint stürzte er wenige Runden vor Schluss unbedrängt in der Schlusschikane.

Und doch zeigte sich Marquez am Samstagabend in seiner Medienrunde zunächst alles andere als enttäuscht oder frustriert. Vielmehr verkündete er nach dem Sprint in Silverstone: "Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen, da ich es bis auf die vordersten Plätze nach vorne geschafft habe. Gut, ohne den Sturz von [Francesco] Bagnaia wäre ich nur Fünfter gewesen, aber der fünfte Rang war schließlich auch mein Ziel."

Marc Marquez weiter angeschlagen! Macht der Finger Probleme? (06:51 Min.)

Marc Marquez: Reifenwahl Schuld am MotoGP-Crash im Sprint

Zum Zeitpunkt seines Sturzes in der engen Linkskurve T15 hatte sich der Gresini-Pilot von Startplatz sieben bis auf den vierten Rang nach vorne gekämpftgehabt. Neben dem Positionsgewinn durch den Bagnaia-Abflug war Marquez zuvor auch der Profiteur eines KTM-internen Zweikampfes zwischen Brad Binder und Pedro Acosta gewesen, welche er beide binnen weniger Meter überholt hatte. Einzig zum Führungstrio um Enea Bastianini, Jorge Martin und Aleix Espargaro konnte er anschließend nicht mehr aufschließen, fiel bis zu seinem Sturz in Runde acht auf knapp dreieinhalb Sekunden zurück. Nach dem schwachen Freitag war aber selbst das ein großer Erfolg.

"Ich habe mich immer besser und besser gefühlt auf dem Motorrad", freut sich Marquez deshalb, grenzt anschließend aber ein: "Um so fahren zu können, mussten wir aber den harten Vorderreifen verwenden. Damit bist du auf der linken Flanke ohnehin am Limit. Speziell in den letzten Runden, als ich den Anschluss an die Führungsgruppe verloren hatte, ist die Temperatur im Vorderreifen aber noch weiter gesunken und in dieser Linkskurve wurde es dann noch kritischer."

So kam es dann in weiterer Folge zum Abflug: "Ich bin auf die weiße Linie gekommen, wollte auf die Ideallinie zurück und habe die Front ohne Vorwarnung verloren." Marquez versucht sofort, nochmal am Rennen teilzunehmen, konnte seine Ducati GP23 aber nicht mehr auf Betriebstemperatur bringen und musste letztlich aufgeben. Die Beschädigungen durch den Sturz waren zu groß. Erst zum zweiten Mal in dieser Saison blieb er damit in einem MotoGP-Sprint punktlos. "Das kann eben passieren", will sich der Spanier aber keinen großen Vorwurf machen. Er weiß: "Ich bin sehr schnell gefahren, die anderen auch. Wie wir es in den letzten Rennen gesehen haben: Jeder kann dann Fehler machen."

Marc Marquez' Ducati war nach dem Sturz zu stark beschädigt, Foto: LAT Images
Marc Marquez' Ducati war nach dem Sturz zu stark beschädigt, Foto: LAT Images

Marc Marquez hakt WM-Kampf ab: Seit Le Mans nur Schadensbegrenzung

Damit spricht Marquez wohl die Patzer von Bagnaia und Martin an, die in den vergangenen beiden Rennen ebenfalls im Kiesbett gelandet waren. Bagnaia nur wenige Runden vor Marquez im Silverstone-Sprint, Martin beim letzten Grand Prix vor der Sommerpause am Sachsenring. Mit Blick auf die Weltmeisterschaft dennoch ein schmerzhafter Ausfall für den Gresini-Piloten. Denn in der Fahrer-WM liegt er nun nicht nur 56 Punkte hinter Bagnaia bzw. 55 Punkte hinter Martin, sondern seit Samstagnachmittag auch einen Zähler hinter Enea Bastianini, der ihn mit seinem Sprintsieg vom dritten WM-Rang verdrängen konnte.

Den WM-Kampf hat Marquez damit im Grunde abgehackt. "Natürlich haben wir noch Chancen, aber wir sind nicht in der Position, um einen WM-Titel kämpfen zu können", sagt er und erklärt: "Seit Le Mans müssen wir die Sonntage ständig retten. Das gelingt manchmal, aber das kannst du nicht immer schaffen. Manchmal wirst du Fehler machen. Es gibt - jetzt auch mit Bastianini - drei Fahrer, die konstant schneller sind als wir. Da können wir nicht viel machen und müssen einfach versuchen, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Dann werden wir sehen, wo wir am Ende landen."