"Ich liebe diese Strecke einfach, sie hat einen wunderbaren Flow", erklärte MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia am Freitag seine Liebe für den TT Circuit in Assen - welchen er sogar auf seinem rechten Oberarm tätowiert hat - und sprach damit wohl vielen seiner Rennfahrer-Kollegen aus der Seele. Die Kultstrecke in den Niederlanden zählt mit ihrer einzigartigen 'Oldschool'-Charakteristik ohne Zweifel zu den beliebsten Kursen im aktuellen MotoGP-Kalender. Dass die Rennstrecke aber auch weniger schöne Seiten hat, mussten zahlreiche Piloten über die vergangenen zwei Tage schmerzhaft erfahren.
Im Mittelpunkt steht dabei 'Ruskenhoek', die schnelle Linkskurve T7 gleich zu Beginn des zweiten Streckenabschnitts. Eine Kurve, die die MotoGP-Piloten mit Geschwindigkeiten von weit über 250 km/h erreichen. Doch nicht nur das, sie müssen auch noch in Schräglage und aus der ebenfalls verdammt schnellen Rechtskurve T6 'Veenslang' kommend anbremsen. Eine Kombination, die auch die besten Motorrad-Rennfahrer der Welt jedes einzelne Mal vor eine kleine Mutprobe stellt. Geht nämlich etwas schief, endet das zumeist unschön.
Gleich acht Stürze und drei Verletzte in Kurve 7 des TT Circuit Assen
Was sich am bisherigen MotoGP-Wochenende 2024 in Assen ereignete, fällt dann aber doch etwas aus der Reihe. Denn mit Filip Salac und Joe Roberts am Freitag, sowie Filippo Farioli, Riccardo Rossi, Xavi Cardelus, Marco Bezzecchi, Raul Fernandez und Marc Marquez am Samstag erwischte es über alle drei Klassen hinweg gleich acht Fahrer in 'Ruskenhoek', wobei fast die Hälfte dieser Stürze mit schwereren Verletzungen endete.
So muss etwa Salac das restliche Wochenende nämlich mit einem Schädel- und Nackentrauma aussetzen, Cardelus ist mit einem gebrochenen Fuß vorerst zum Zuschauen verdammt und auch Moto2-WM-Anwärter Roberts kann mit einer Fraktur des rechten Schlüsselbeins wohl frühstens nach der Sommerpause wieder ins Geschehen eingreifen. Zudem musste auch Rossi nach seinem Abflug im 2. Training der Moto3 zum Check Up ins Medical Center, konnte wenig später im Qualifying aber wieder mitmischen. Der Italiener wirkte nach seinem Highspeed-Crash jedoch ebenso durchgerüttelt wie beispeilsweise Fernandez und Bezzecchi nach ihren Stürzen im 2. Freien Training der MotoGP.
"Ich hatte großes Glück, dass ich noch weitermachen konnte", meinte der Trackhouse-Racing-Pilot am Samstagabend in seiner Medienrunde. Auch er hatte - ähnlich wie seine Kollegen in den kleineren Klassen - in 'Ruskenhoek' die Front verloren und war anschließend mit hoher Geschwindigkeit ins Kiesbett gerutscht, wo er dann ordentlich durchgerüttelt wurde und einen heftigen Schlag auf den Kopf bekam, als er einen schmalen Asphaltstreifen passierte, der an dieser Stelle durch das Kiesbett von Turn 7 hindurch zur Rennstrecke führt.
MotoGP-Piloten einig: Der Asphaltstreifen muss weg!
Eben dieser Zufahrtsweg, der übrigens schon seit vielen Jahren vorhanden ist, steht nun im Mittelpunkt der Kritik. "Ich habe mit Loris [Capirossi, Sicherheitsbeauftragter der Dorna, Anm.] darüber gesprochen. Das ist etwas, dass sie für die Zukunft verändern sollten, denn das ist keine sichere Stelle", findet Raul Fernandez. Der junge Spanier wird deutlich: "Ich hatte Glück, dass ich wohl auf bin. Wenn ich einen anderen Helm verwendet und genauso hart auf den Asphalt aufgeschlagen hätte, wäre ich jetzt vielleicht nicht hier, sondern im Krankenhaus."
Unterstützung bekommt Fernandez von einem seiner fünf Rookie-Kollege aus der MotoGP-Saison 2022: Marco Bezzecchi. "Ich bin schon davor gestürzt, habe den Asphalt also glücklicherweise nicht erwischt", sagt er. "Aber mir ist das schon aufgefallen, speziell in dem ein oder anderen Moto2- und Moto3-Crash. Ich weiß nicht, ob sie diesen Streifen für Fahrzeuge brauchen, aber für uns wäre es ohne Zweifel besser, wenn da überall Kiesbett wäre."
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