Dem Qualifying kommt in der modernen MotoGP eine immer größere Bedeutung zu. Durch die wenigen Überholmöglichkeiten im Rennen ist es entscheidend, bereits in der ersten Runde an der Spitze des Feldes zu liegen. Die MotoGP-Stars legen demnach großen Wert auf eine perfekte Zeitenattacke im Qualifying. Durch die Weiterentwicklung der Bikes, Reifen und Strecken kommt es zudem immer wieder zu neuen Rekordrunden. Auch in diesem Jahr wurden bereits in fünf der sieben Qualifyings neue Allzeit-Bestmarken aufgestellt.

Doch wer hält eigentlich den Rekord für die schnellste jemals gefahrene Pole Position in der MotoGP? Gehen wir nach der reinen Rundenzeit, stellt Francesco Bagnaia diesen Rekord. Im Juli 2022 umrundete der Ducati-Pilot den Sachsenring in 1:19.931 Minuten. Zuvor unterbot er diesen Wert sogar um 0,166 Zehntelsekunden - allerdings im freien Training und nicht im Qualifying.

Zugegeben, der Sachsenring bietet beste Voraussetzungen für eine derartige Rekordzeit, da er mit seinen 3,67 Kilometern Streckenlänge die mit Abstand kürzeste Piste im Rennkalender der Motorrad-WM ist. Um die Frage nach der schnellsten Qualifying-Zeit also final klären zu können, beziehen wir die Länge der Strecken mit ein und errechnen die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit.

Beim Blick in das Archiv des 'Official Timekeeper of MotoGP', Tissot, fällt auf: In Sachen Durchschnittsgeschwindigkeit zählt die Berg- und Talfahrt beim Deutschland-Grand-Prix mit 165,2 km/h nicht zu Spitzenkandidaten. Andere Strecken wie Mugello, Phillip Island oder Silverstone weisen durch ihr flüssiges Layout bessere Werte auf. Doch die schnellste Qualifying-Runde der MotoGP wurde auf keiner der genannten Kandidaten aufgestellt.

Bis zum Jahre 2021 war nämlich der Red Bull Ring in Österreich die MotoGP-Strecke, auf der die schnellsten Zeiten unter Berücksichtigung der Streckenlänge gefahren wurden. Der Grund ist offensichtlich: Durch den hohen Vollgasanteil und den lediglich zehn Kurven können die MotoGP-Raketen ihre volle Leistung ausspielen. Zur Saison 2022 wurde in der Steiermark jedoch eine zusätzliche Schikane etabliert, um die gefährliche Anbremszone zu Kurve drei zu entschärfen. Dies wirkte sich logischerweise auch stark auf die Durchschnittsgeschwindigkeit aus.

Vor dem Umbau sorgte Jorge Martin auf der Pramac-Ducati im Jahr 2021 mit einer Rundenzeit von 1:22.643 Minuten für den Pole-Position-Rekord am Red Bull Ring. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit über die 4,318 Kilometer lange Runde betrug damals sagenhafte 188 Stundenkilometer - ein bis heute unerreichter Wert.

Nach der Einführung der T2-Schikane am Red Bull Ring liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 176,8 km/h, Foto: LAT Images
Nach der Einführung der T2-Schikane am Red Bull Ring liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 176,8 km/h, Foto: LAT Images

Diesen Rekord wird der 'Martinator' wohl auch so schnell nicht abgeben müssen. Die zweitschnellste Pole-Runde weist mit 183,6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit nämlich einen deutlichen Rückstand auf. Sie stammt von der australischen MotoGP-Strecke auf Phillip Island. Dort wurden die 4,45 Kilometer im Jahr 2023 in einer Zeit von 1:27.246 Minuten umrundet - ebenfalls von Jorge Martin.

Platz drei und vier bilden mit 182,6 km/h beziehungsweise 180,8 km/h der Chang International Circuit in Thailand und das Autodromo Internazionale del Mugello. Die niedrigste Durchschnittsgeschwindigkeit weist der Circuit Ricardo Tormo in Valencia auf. Dort drehte Maverick Vinales 2023 mit einem durchschnittlichem Speed von 162,3 km/h die beste Qualirunde.