Es ist mittlerweile zu einer traurigen Tradition geworden: Jahr für Jahr klagen die MotoGP-Piloten in Barcelona über unterirdischen Grip. Auf keiner Strecke im Kalender ist es für die Fahrer derart schwierig, Bodenhaftung aufzubauen. Auch am diesjährigen Trainingsfreitag gab es alleine in der Nachmittagssitzung sieben, teils höchst ungewöhnliche Stürze.

Keine Vorwarnung: Bagnaia erinnert an Barcelona-Stürze

"Wir haben heute gesehen, dass Brad Binder ohne jegliche Schräglage gestürzt ist", gibt Francesco Bagnaia zu bedenken. Der KTM-Pilot hatte im Training beim Richtungswechsel zwischen den Kurven eins und zwei urplötzlich die Kontrolle über seine Maschine verloren. "Ich selbst hatte hier im Vorjahr auch einen gewaltigen Sturz", erinnert Bagnaia an seinen Abflug in der zweiten Kurve des Rennens, nachdem er von Binder überfahren wurde und wie durch ein Wunder schwereren Verletzungen entkommen war.

"Es gibt hier einfach zu viele Crashes. Schon heute haben wir viele Stürze gesehen und es war erst Tag eins", klagt Bagnaia. "Das Grip-Niveau ist auf dieser Strecke seit Jahren extrem niedrig, aber mittlerweile sind wir wirklich an einem sehr kritischen Punkt angekommen. Ich erwarte deshalb, dass die Strecke für nächstes Jahr neu asphaltiert wird. Aktuell fühlt es sich an, als würdest du Flat-Track fahren. In den Kurven drei und vier versuchst du einfach nur, irgendwie den Slide zu kontrollieren - wie Offroad."

Barcelona-Grip: Vergleich mit Flat-Track und Moto2

Selbst die Profiteure des rutschigen Asphalts in Barcelona sehen die Bedingungen mittlerweile kritisch. So etwa Aleix Espargaro, der im Vorjahr Sprint sowie Grand Prix gewinnen konnte und auch 2024 mit der Bestzeit am Freitag in das Rennwochenende startete: "Das ist meine liebste Strecke auf der ganzen Welt, aber ich glaube, dass der Grip mittlerweile zu schlecht ist. Es ist dramatisch." Teamkollege Maverick Vinales, 2023 mit Platz drei im Sprint und P2 im Hauptrennen ebenfalls bärenstark, stimmt zu. "Es fühlt sich an, als würdest du auf einem Moto2-Bike sitzen", so der Katalane. "Du bringst einfach keine Leistung auf den Boden, obwohl wir hier 70 oder 80 Newtonmeter weniger Drehmoment nutzen als auf anderen Strecken. Dennoch dreht das Hinterrad ununterbrochen durch."

Die volle Power ihrer Maschinen können die MotoGP-Fahrer in Barcelona nicht abrufen, Foto: LAT Images
Die volle Power ihrer Maschinen können die MotoGP-Fahrer in Barcelona nicht abrufen, Foto: LAT Images

Die letzte Neuasphaltierung des Circuit de Catalunya liegt gut sechs Jahre zurück. Im Januar 2018 bekam die Strecke einen frischen Belag verpasst, doch die Freude über die neue Oberfläche hielt nicht lange. "Ein Jahr nach der Neuasphaltierung war der Grip schon wieder weg", erinnert sich Luca Marini. "Wir wissen nicht, wieso das so ist. Vielleicht liegt es an dem Asphalt, den sie verwendet haben. Keine Ahnung."

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