Selten fanden die MotoGP-Wintertestfahrten so viel Beachtung wie in den vergangenen Monaten. Zentrales Thema: Der Wechsel des MotoGP-Superstars Marc Marquez von Honda auf die Ducati des Gresini Racing Teams. Nach Mittelfeldplatzierungen beim Sepang-Test versicherte Marquez, dass der Wechsel auf die Desmosedici GP23 viel Zeit in Anspruch nehme und insbesondere die Jagd nach einer schnellen Runde nicht einfach zu verstehen sei.

Einige Experten wie Ex-Rennfahrer Simon Crafar vermuteten allerdings, dass Marquez sich noch Körner übriglassen würde und nicht alles aus sich und seiner Ducati heraushole. Marquez widersprach nach seinem 16. Rang am Montag in Katar noch vehement und erklärte, dass er genauso wie alle anderen MotoGP-Piloten an das Limit gehe. Doch beim finalen Testtag am Dienstag gestand Marquez seinen Plan, erstmals das Risiko zu erhöhen. Prompt befand sich der sechsfache MotoGP-Champion im Kampf um die Spitzenpositionen.

Marquez findet sich auf der Ducati GP23 immer besser zurecht., Foto: LAT Images
Marquez findet sich auf der Ducati GP23 immer besser zurecht., Foto: LAT Images

Zum Ende des sechsten offiziellen Testtages der Königsklasse lag Marquez mit 0,383 Sekunden Rückstand auf Position vier. Mit seiner besten Rundenzeit von 1:51.335 Minuten lag der Gresini-Pilot nicht nur deutlich unter dem MotoGP-Pole-Rekord des Vorjahres, sondern auch vor seinen Ducati-Kollegen Jorge Martin, Marco Bezzecchi, Fabio Di Giannantonio und seinem Bruder Alex Marquez.

Marc Marquez: Glücklich über die Arbeit am Basis-Setup

"Es war Teil unseres Plans, das Risiko heute zu erhöhen, um zu sehen, wo das Limit des Bikes liegt", erklärte der Spanier nach Abschluss der Testfahrten. Dabei ging Marquez auch über das Limit seiner Ducati hinaus - in Kurve vier kam er erstmals seit seinem Honda-Abschied mit einem MotoGP-Bike zu Sturz. "Es war der erste Sturz nach sechs Tagen auf dem Motorrad", schmunzelte Marquez. "Ich bin auf meiner Rennsimulation gestürzt, weil ich verschiedene Sachen ausprobiert habe." Der Sturz blieb für den MotoGP-Superstar glücklicherweise ohne Folgen.

Dennoch zog Marquez positive Schlüsse aus der simulierten Renndistanz mit seiner GP23. "Ich bin glücklich, weil wir unser Basis-Setup verbessert haben, unsere Pace war nicht schlecht." Anschließend verglich sich der 31-Jährige mit seinen MotoGP-Konkurrenten und gab eine erste Einschätzung zu seinen Erwartungen für den bevorstehenden Saisonauftakt in Katar ab.

Erst am letzten Testtag rückte Marquez zu einer echten Time-Attack aus, Foto: LAT Images
Erst am letzten Testtag rückte Marquez zu einer echten Time-Attack aus, Foto: LAT Images

Marc Marquez: Von der Spitze noch etwas zu weit entfernt

"In der Time-Attack über eine Runde sind Bagnaia, Martin und Bastianini schneller als ich. Wenn heute das Rennen wäre, könnten wir um Platz fünf oder sechs kämpfen", stapelte er tief. Denn laut Marquez lassen sich die Testergebnisse nur schwer mit einem GP-Wochenende vergleichen. "An einem Rennwochenende ist das noch einmal etwas anderes. Sie kennen das Bike sehr gut und sind von Beginn an sehr schnell. Da bin ich noch etwas zu weit entfernt. Ich versuche mich Schritt für Schritt an sie anzunähern."

Marquez übt sich damit weiterhin in Zurückhaltung und vermeidet es, Podien oder Siege als Ziel für die kommende MotoGP-Saison auszugeben. Fakt ist aber, dass die Wintervorbereitung in der Marquez-Box durchaus nach Plan verlief: In der Qualifying-Simulation befindet er sich in Schlagdistanz zur MotoGP-Spitze, in Sachen Rennpace zeigt Marquez ebenso konkurrenzfähige Zeiten.

In weniger als drei Wochen steht der langersehnte Saisonauftakt der Königsklasse an. Wen die MotoGP-Stars als großen WM-Favoriten sehen, erfahrt ihr in diesem Artikel: