Während der MotoGP-Saisonstart in Katar (08. - 10.03.) immer näher rückt, sorgt das Aprilia Racing Team dieser Tage immer mehr für Fragezeichen. Nur einen Tag, nachdem Maverick Vinales im Rahmen der Teampräsentation für die Saison 2024 einen zumindest fragwürdigen Auftritt hinlegte, überraschte der Hersteller aus Noale mit einer Ankündigung zum neuen Motor. Dieser debütiert nämlich nicht wie ursprünglich geplant im derzeit laufenden MotoGP-Test in Katar, sondern erst am Auftakt-Rennwochenende in zwei Wochen.
"Aprilia hat mir berichtet, dass sie heute am Renn-Setup arbeiten. Sie wollen mit ihren Fahrern ein passendes Setting finden, welches ihnen mit dem neuen Aero-Paket [aus Sepang, Anm.] das nötige Gefühl und Vertrauen liefert. Sie wollen all die Eindrücke vom letzten Test bestätigen. Der neue Motor wird erst zum ersten Rennwochenende hier in Katar kommen", verriet Ex-Rennfahrer und MotoGP-Experte Simon Crafar am Montagabend im Livestream bei 'After The Flag' und fügte gleich die zweite Hiobsbotschaft an: "Sie sagen, dass er nicht viel anders sein wird, eher ein kleines Update."
Keine Erklärung: Warum kommt der Aprilia-Motor erst in Katar?
Nach einem enttäuschenden letzten Saisondrittel 2023 hatte Aprilia beim Sepang-Test Anfang Februar zu überzeugen gewusst, Aleix Espargaro war im Abschluss-Klassement erster Ducati-Verfolger. Der Katalane schwärmte regelrecht von der neuen RS-GP, das Motorrad sei in fast allen Bereichen besser als seine Vorgänger. "Ich bin sehr glücklich. Wir haben hier in Malaysia einen guten Job gemacht. Das war der beste Sepang-Test, den ich bisher mit Aprilia hatte", freute er sich. Dass sein Team mit dem neuen Motor noch ein Ass im Ärmel hatte, stimmte ihn zusätzlich optimistisch für die Reise nach Katar. Nun aber der erste Rückschlag in der noch jungen MotoGP-Saison 2024.
Während Espargaro und auch Teamkollege Maverick Vinales am Montag in der Wüste erneut zu Gefallen wussten, herrscht noch Unklarheit, warum die beiden Spanier noch nicht in den Genuss des neuen Motors gekommen sind. Eine offizielle Stellungnahme aus Noale steht zum aktuellen Zeitpunkt noch aus. Sicher ist nur eines: Aprilia fährt mit dem Motorendebüt zum ersten Rennwochenende eine riskante Strategie.
Denn alle Hersteller, die sich zu Saisonbeginn im neuen Concession-Reglement in den Rängen A bis C befinden, müssen den Motor, den sie während der MotoGP-Saison 2024 verwenden wollen, noch vor dem Saisonauftakt homologieren lassen. Dieser wird anschließend eingefroren und darf nicht mehr weiterentwickelt werden. Einzig Hersteller der Kategorie D dürfen den Motor während der laufenden Saison noch upgraden. Das trifft 2024 aber nur auf Honda und Yamaha zu, Aprilia wird dieser Vorteil in Rang C nicht zugutekommen.
Die Norditaliener müssen ihren neuen Motor also in wenigen Tagen gemeinsam mit Ducati und KTM homologieren und einfrieren lassen. Sicherlich werden bereits einige Testfahrten mit Testpilot Lorenzo Savadori erfolgt sein. Dennoch stellt es ein großes Risiko dar, dass Espargaro, Vinales und Trackhouse-Pilot Miguel Oliveira ohne eine einzige Ausfahrt mit der neuen Motorenspezifikation in die Saison starten müssen.
Aprilia und der neue Motor: Kein zweites 2023 erlaubt
Schon im Vorjahr hatte Aprilia den neuen Antrieb erst zum letzten Test in Portimao gebracht und eben nicht, wie alle anderen Hersteller, zu den ersten Testfahrten in Sepang. Was auch damals mit großen Hoffnungen verbunden war, bereitete dem Team aus Noale zunächst einige Probleme. Es dauerte die gesamten Testfahrten in Portimao, bis der neue Motor ideal abgestimmt war. Ein ähnliches Szenario kann sich Aprilia in diesem Jahr nicht erlauben. Statt 16 Stunden bleiben diesmal nur 135 Minuten Trainingszeit, ehe es im Qualifying zum Katar GP erstmals ernst wird.
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