Beginnen wir zunächst mit einer Neuerung, die alle Klassen der Motorrad-WM betrifft: Der Rennkalender. Eigentlich war geplant, 2024 die längste Saison der Geschichte der MotoGP, Moto2 und Moto3 auszutragen: 22 Grands Prix standen auf dem Plan. Dabei hat der neue Kalender nicht nur neue Termine, sondern auch neue Austragungsorte zu bieten. Doch noch vor dem Saisonstart wird ein Event abgesagt, zwei weitere stehen auf wackligen Beinen.

Aragon-Rückkehr und Argentinien-Absage

Zur neuen Saison wird Katar wieder Gastgeber des Saisonauftakts sein. Am 10. März werden die roten Lichter der Startampel ausgehen und damit die neue Saison eröffnen.

Im Vergleich zum letzten Jahr stoßen zwei Strecken in den Kalender hinzu: Aragon kehrt nach einjähriger Pause zurück. Das Rennen im Motorland wird Ende August stattfinden - dafür wird der Barcelona-Grand-Prix in den Mai vorgezogen. Außerdem plant die Dorna ein Rennen in Kasachstan. 2023 musste die Königsklasse ihren Premierenauftritt am Sokol International Racetrack vorzeitig abblasen, da die Bauarbeiten nicht rechtzeitig fertiggestellt wurden. Der neue Austragungstermin ist auf den 16. Juni datiert. Aus Expertenkreisen ist allerdings zu hören, dass der Besuch der MotoGP in Kasachstan weiterhin unsicher ist. Auch der Indien-Grand-Prix 2024 ist derzeit noch fraglich.

Eine Rekordsaison wird die MotoGP 2024 sicher nicht erleben: Im Januar musste der Argentinien-GP, der im April in Termas de Rio Hondo stattfinden sollte, abgesagt werden. Grund ist ein neu eingelegter finanzieller Sparkurs der Regierung, dem die Königsklasse zum Opfer fällt. Damit umfasst die Saison 2024 zum aktuellen Zeitpunkt, genau wie im Vorjahr, 21 Saisonstationen in 17 Ländern.

MotoGP: Concessions und neue Reifendruckregel

Die wichtigste Regeländerung der MotoGP stellen die neu eingeführten Concessions dar, die mit dem Ende der Saison 2023 verabschiedet wurden. Demnach werden die fünf Hersteller der Königsklasse anhand der Punkte in der Konstrukteurswertung in verschiedene Klassen von A bis D eingeteilt. Die Werke erhalten je nach Rang Zugeständnisse bei Testfahrten, dem Reifenkontingent, Wildcard-Einsätzen und der Motorenanzahl. Ducati ist als einziger Hersteller in der Kategorie A zu finden. KTM und Aprilia belegen die Kategorie C, während die japanischen Werke Yamaha und Honda durch die Kategorie D schneller an die Spitze zurückgeführt werden sollen. Yamaha und Honda ist es damit gestattet private Testfahrten mit den Stammfahrern durchzuführen und auch während der Saison Updates am Motor vorzunehmen.

Die Reifendruckregel wird zur neuen Saison angepasst. Seit dem Silverstone-Grand-Prix 2023 hatte Michelin einen Reifenmindestdruck vorgeschrieben. Bei Missachtung der Regel wurden Piloten verwarnt, ehe es beim zweiten Verstoß eine 3-Sekunden-Strafe nach sich zog. In der zweiten Saisonhälfte entstand ein regelrechter Strafenhagel. Die Regelhüter der MotoGP sahen sich gezwungen, das Reglement anzupassen.

Fortan wird jeder Pilot, der den Mindestdruck von 1,80 bar an der Front und 1,68 bar am Heck nicht einhält, nachträglich disqualifiziert. Dabei muss der Minimaldruck im Sprint in 30 Prozent der Renndistanz überschritten werden, im Hauptrennen bei mindestens 60 Prozent der Rundenanzahl.

Eine weitere Neuerung zur Saison 2024 betrifft die Reifen selbst. Diese werden bis zur Saison 2025 von Hersteller Michelin komplett überarbeitet. Dafür werden in einem ersten Schritt die Gummimischungen der Pneus weiterentwickelt und bereits in der Saison 2024 eingesetzt. Bei den Wintertestfahrten konnten die MotoGP-Piloten die neuen Reifen bereits genau unter die Lupe nehmen. Die 2025er-Spezifikation der Michelin-Pneus soll eine veränderte Karkasse aufweisen und sich somit besser an die modernen MotoGP-Bikes anpassen.

MotoGP: Neues Team, ein Rookie und einige Fahrerwechsel

Zur neuen Saison gibt es wieder neue Gesichter in der MotoGP zu sehen. Mit Trackhouse Racing steigt ein neues Team in die Königsklasse ein, welches die Startplätze des RNF-Teams übernimmt. Mit Moto2-Weltmeister Pedro Acosta begrüßt die MotoGP nur einen Rookie zur neuen Saison.

Der aufsehenerregendste Fahrerwechsel des Winters ist der des Marc Marquez. Der sechsfache MotoGP-Champion wechselt zu Gresini Racing an die Seite seines Bruders Alex. Luca Marini beerbt Marquez im Honda-Werksteam, Fabio Di GIannantonio ist neuer Teamkollege von Marco Bezzecchi bei VR46. Des Weiteren tauschen Alex Rins, Johann Zarco und Franco Morbidelli ihre Arbeitsgeräte. Morbidelli geht für Pramac Racing auf einer Ducati Desmosedici an den Start, während Zarco zu LCR-Honda wechselt und dort Nachfolger von Alex Rins wird, der sich als neuer Yamaha-Werksfahrer bezeichnen darf.

Moto2 und Moto3: Neuer Reifenlieferant und neues Trainingsformat

Die Moto2 und Moto3-Weltmeisterschaften werden ab sofort von Pirelli mit Reifen ausgestattet. Die Italiener, die bereits die World-Superbike mit Pneus beliefern, haben einen Dreijahresvertrag abgeschlossen und werden somit Dunlop ablösen. Bei den Testfahrten in Valencia kamen die Pirelli-Reifen zum Premieren-Einsatz.

Auf Wunsch aller Moto3- sowie der Mehrzahl der Moto2-Teams wurde das Wochenendformat leicht angepasst. Fortan wird das 1. Freie Training der Moto2 und Moto3, welches am Freitagvormittag stattfindet, nicht mehr für die Einteilung zum Qualifying herangezogen. Somit bestimmen lediglich das zweite und dritte Training, welche 14 Piloten den direkten Einzug in das zweite Qualifying antreten dürfen. Im ersten Segment des Qualifyings sichern sich wie gewohnt die schnellsten vier Piloten das Ticket für Q2. Entsprechend dieser Anpassung ändern sich 2024 auch die Sessionnamen: Am Freitagvormittag findet das 'Freie Training' statt, Nachmittags das '1. Training' und am Samstagvormittag das '2. Training'.

Moto3 und Moto2: Neue Regelung zum Mindestalter

Das Mindestalter der Piloten in der Motorradweltmeisterschaft bleibt bei 18 Jahren. Die Ausnahmebestimmungen werden aber leicht verändert: So dürfen ab der Saison 2024 die Top-Drei der JuniorGP-Weltmeisterschaft und die besten drei Piloten des Red Bull Rookies Cups in die Weltmeisterschaft aufsteigen, sofern sie mindestens 17 Jahre alt sind. In der Vergangenheit durften nur die Sieger der JuniorGP-Meisterschaft und des Red Bull Rookies Cups unter 18 Jahren in die Motorrad-WM aufsteigen.

Moto2: Ab 2024 vier Boscoscuros im Einsatz

Neben dem Speed-Up-Team rund um Fermin Aldeguer und Alonso Lopez werden in der Saison 2024 auch Sergio Garcia und Ai Ogura für das MT-Helmets-MSi-Team auf dem italienischen Fabrikat Boscoscuro starten. Damit umfasst die Moto2-Starterliste insgesamt 24 Kalex-Maschinen, vier Boscoscuros sowie zwei Forward-Bikes.

Sechs Piloten werden 2024 ihre Moto2-Rookie-Saison bestreiten: Deniz Öncü, Mario Aji, Diogo Moreira, Jaume Masia und Xavier Artigas steigen aus der Moto3 auf. Des Weiteren stößt Moto2-Europameister Senna Agius zum Starterfeld.

Moto3: Acht Neueinsteiger - Noah Dettwiler gibt WM-Debüt als Stammfahrer

In der kleinsten Klasse der Motorrad-WM kommt es wie so oft zu einer Vielzahl an Fahrerwechseln. Neu in der Weltmeisterschaft vertreten sind Angel Piqueras, Xabi Zurutuza, Jacob Roulstone, Joel Esteban, Nicola Carraro, Luca Lunetta und Tatchakorn Buasri. Mit Noah Dettwiler steigt ein Schweizer auf die Bühne der Moto3-WM. Dettwiler startet neben Riccardo Rossi für das CIP Green Power Team.

2024: Kein deutscher Pilot in der Motorrad-WM und Prüstel-Aus

Erstmals seit 73 Jahren geht Deutschland ohne Permanentstarter in eine Saison der Motorrad-Weltmeisterschaft. Lukas Tulovic verabschiedete sich nach der Vorsaison aus der Moto2. Er wird 2024 in der MotoE an den Start gehen. Der einzige deutschsprachige Pilot wird damit der Schweizer Noah Dettwiler sein.

Eine weitere Hiobsbotschaft für deutsche Fans ist das Prüstel-GP-Aus. Ende November wurde überraschend der Bruch mit KTM und der Pierer Mobility Group bekanntgegeben. Die Plätze werden nicht neu besetzt.