Der Valencia-Test 2023 war der wohl sehnlichst erwartete MotoGP-Test seit dem Debüt von Valentino Rossi auf der Ducati Desmosedici im Jahr 2010. Schließlich fuhr dort 13 Jahre später erneut ein MotoGP-Superstar seine ersten Runden mit dem italienischen Weltmeistermotorrad aus Borgo Panigale: Marc Marquez. Der achtfache Champion verabschiedete sich nach elf MotoGP-Saisons mit Repsol Honda zu Gresini Ducati.

Da Marquez' HRC-Vertrag aber erst zum 31. Dezember 2023 aufgelöst wurde, war der Spanier zum Zeitpunkt des Valencia-Tests offiziell noch ein Honda-Fahrer. Die Japaner erlaubten ihrem Schützling zwar die Teilnahme am Abschlusstest, anders als einst Rossi, mit den Medien durfte Marquez aber nicht. Unseren italienischen TV-Kollegen von 'Sky Sport' gelang es zwar, in den Anfangsminuten des Tests ein Richtmikrofon in die Gresini-Box zu halten und so die ersten Worte des MotoGP-Superstars über seine Premierenfahrt mit der Ducati GP23 aufzuzeichnen, offizielle Aussagen gab es aber nicht.

Marc Marquez beim MotoGP-Test in Valencia
Marc Marquez kam in Valencia gleich gut mit der Ducati GP23 zurecht, Foto: MotoGP.com

Seit dem 01. Januar 2024 ist Marquez nun aber kein Angestellter der Honda Racing Corporation mehr und darf jetzt offen über sein Gresini-Abenteuer sprechen. Beim spanischen Broadcaster 'DAZN' gab er ein erstes Interview und ließ den Valencia-Test Revue passieren. "Die Wahrheit ist, dass der Valencia-Test besser verlief als gedacht. Ich war natürlich nervös, hatte Schmetterlinge im Bauch. Und auch wenn ich schon viele Jahre in der Weltmeisterschaft fahre, war das eine große Veränderung für mich. Aber nach dem ersten Stint war ich schon viel ruhiger und entspannter", erinnert er sich.

Marc Marquez freut sich: Der Speed war sofort da

Tatsächlich zeigte sich das auch im Klassement: Der Gresini-Neuzugang war sofort auf Augenhöhe mit seinen Markenkollegen und fuhr einige schnelle Zeiten. "Das hat es mir ermöglicht, den Rest des Tests viel entspannter anzugehen. Ich konnte mich auf die Kommunikation mit meinen neuen Ingenieuren und Elektronikern konzentrieren und das Motorrad verstehen. Letztlich bin ich auf das Weltmeisterbike gesessen, ich habe also alles in meinen Händen", fährt Marquez fort. Der Hauptgrund seines HRC-Abgangs war schließlich die schwer zu fahrende, wenig konkurrenzfähige Honda RC213V. Bei Gresini will er wieder an der Spitze der MotoGP kämpfen und hat mit der Ducati GP23 ohne Zweifel das beste Motorrad der abgelaufenen Saison zur Verfügung.

Trotzdem zeigte sich Marquez etwas überrascht, wie schnell er nach elf Jahren Honda mit seinem neuen Arbeitsgerät zurechtkam: "Es gibt noch ein paar Dinge, mit denen ich mich noch vollständig wohl fühle, aber der Speed war da und das ist das Wichtigste. Wir haben das Bike verstanden und wissen, wie wir gewisse Dinge angehen müssen." Der Spanier hatte den Valencia-Test zwischenzeitlich sogar angeführt und landete am Ende nur 0,171 Sekunden hinter Spitzenreiter Maverick Vinales auf dem vierten Platz der Zeitenliste. Ein beeindruckendes Debüt also, doch Marquez denkt schon an die Zukunft: "Ich habe noch viel zu lernen. Vielleicht nicht, um schneller zu werden, aber um konstanter und sicherer zu fahren."

Marc Marquez sieht noch viel Verbesserungspotenzial mit der Ducati, Foto: LAT Images
Marc Marquez sieht noch viel Verbesserungspotenzial mit der Ducati, Foto: LAT Images

Marc Marquez freut sich: Ducati und Honda völlig unterschiedlich

Genau das gelang dem Spanier in seinem letzten Honda-Jahr nur selten. Sobald er attackierte, landete er fast unweigerlich im Kiesbett. Mit 28 Crashes stellte Marquez 2023 einen persönlichen Rekord auf, kein anderer Fahrer stürzte häufiger. In der kommenden Saison soll das besser werden, gilt die Ducati doch als deutlich benutzerfreundlicher. "Ich mag es nicht, die Honda mit der Ducati zu vergleichen, die ich beim Valencia-Test ausprobiert habe, speziell in der Öffentlichkeit", sagt Marquez. "Ich werde die Unterschiede nicht nennen, aber es [die Ducati, Anm.] ist ein völlig anderes Bike mit einem anderen Fahrstil. Wie gesagt, ich springe auf das Weltmeisterbike, es ist also alles da. Es gibt viele Fahrer, die mit diesem Motorrad schnell sind."

Der erste Eindruck fällt jedenfalls sehr positiv aus: "Ich konnte mich schneller anpassen als gedacht. Ich habe mich sofort sehr gut gefühlt und hatte viel Gefühl für das Motorrad. Die Rundenzeiten kamen, ohne sie bewusst zu suchen. Am Ende des Tests haben wir noch einen Softreifen aufgezogen. Das war auch wichtig, ich habe mich gut gefühlt."

Marc Marquez 2024 Topfavorit auf WM-Titel? Erst abwarten!

Muss speziell die letzte Aussage schon als Warnung für 2024 angesehen werden? Schließlich gilt Marquez selbst auf der Vorjahres-Ducati in weiten Kreisen des MotoGP-Paddocks als einer der Topfavoriten auf den WM-Titel. "Ich will erst abwarten", ist der Spanier schnell um eine geringere Erwartungshaltung bemüht. "Ich werde nicht sagen, wie ich die Saison angehe oder was ich erwarte. Ich will erst andere Strecken wie Malaysia oder Katar abwarten. In Valencia sind wir direkt nach dem Grand Prix gefahren, alle Fahrer waren also noch im Flow."

In Valencia saß Marc Marquez zwei Tage vor dem Test noch auf der Honda RC213V, Foto: LAT Images
In Valencia saß Marc Marquez zwei Tage vor dem Test noch auf der Honda RC213V, Foto: LAT Images

In Malaysia startet die MotoGP Anfang Februar (06. - 08.) mit den ersten offiziellen Testfahrten auf dem Sepang International Circuit in das Jahr 2024. Am 19. und 20. Februar findet der zweite und letzte Vorbereitungstest in Katar statt, ehe knapp zweieinhalb Wochen später an gleicher Stelle das erste Rennwochenende des Jahres ausgetragen wird. Spätestens dann sollte klar sein, ob 2024 wieder mit Marquez zu rechnen ist: "Malaysia und Katar sind zwei unterschiedliche Strecken. Dort werde ich verstehen, ob ich mich wirklich gut an das Bike angepasst habe, weil es dort einige Kurven gibt, die für meinen Fahrstil etwas schwieriger sind. Aber ich fühle mich wohl und das ist das Wichtigste."