Indien, Japan, Indonesien, Australien, Thailand, Malaysia, Katar, Valencia. Die letzten acht Saisonstationen der MotoGP-Saison 2023 sind über den halben Erdball verteilt und gehen in gerade einmal zehn Wochen über die Bühne. Was für Fans und Zuschauer eine packende WM-Schlussphase erzeugt, bedeutet für Fahrer, Teams und Mitarbeiter des Paddocks eine immense Belastung. Dabei verbringen die Fahrer nicht nur mehr Zeit in Flugzeugen, auch die Grands-Prix-Wochenenden selbst werden mit den Sprints am Samstag und den Hauptrennen am Sonntag körperlich anstrengender. Wie stehen die Piloten zu dieser Belastungsprobe?
Raul Fernandez: Mentale Belastung zerrt an den Kräften
"Es ist wirklich anstrengend, vor allem für die Psyche", erklärt RNF-Pilot Raul Fernandez. "Du musst so viel im Flugzeug sitzen und hast Jetlag. Gleichzeitig musst du dich auf die Rennen vorbereiten und trainieren." Für Fernandez ist es daher schwer, sich vollends auf das Fahren seiner Aprilia zu fokussieren. "Es ist dann sehr schwer sich voll auf den Job zu konzentrieren. Aber wenn Du den Helm aufsetzt, dann bist du bereit. Es gibt kein besseres Training, als Motorrad zu fahren. Körperlich ist das schon in Ordnung."
Die Rennwochenenden der letzten acht Saisonrennen sind dabei körperlich aber keinesfalls zu unterschätzen, denn: Die Temperaturen und vor allem die Luftfeuchtigkeit sind in den subtropischen und tropischen Regionen sehr hoch, was den menschlichen Körper bei derartigem Leistungssport schnell an seine Belastungsgrenze bringt. Auch junge, durchtrainierte MotoGP-Piloten können sich dem nicht widersetzen. Prominentes Beispiel: Pramac-Pilot Jorge Martin kämpfte im Rennen auf dem Buddh International Circuit unter indischer Hitze bis zur völligen Erschöpfung und brach danach im Parc Ferme zusammen. Der junge Spanier war nach dem Rennen komplett am Ende. Nur fünf Tage später stand das erste Freie Training in Japan an.
Auch GasGas-Pilot Pol Espargaro leidet unter den tropischen Temperaturen, die im Saisonfinish der MotoGP herrschen. "Ich habe bei diesen heißen Bedinungen mehr Probleme als meine Kollegen. Ich habe auf der linken Körperhälfte noch Probleme mit einigen Nerven, die mich bei der Muskelregeneration beeinträchtigen", erklärt der Spanier. "In Phillip Island war es in Ordnung, aber bei heißen Rennen wie in Thailand, komme ich an meine Grenzen."
Yamaha-Pilot Franco Morbidelli sieht dem engen MotoGP-Kalender etwas entspannter entgegen: "Ich liebe es Motorrad zu fahren und ich liebe es zu reisen. Also ist es perfekt für mich. Du lernst so viele Kulturen und viele neue Menschen kennen. Das ist großartig", freut sich der Italiener.
Joan Mir: Wir werden dafür bezahlen
Joan Mir dagegen weiß die Belastung auf das MotoGP-Paddock einzuschätzen: "Ich komme klar, wir gewöhnen uns mittlerweile daran", schmunzelt der 26-Jährige. "Ja, es stimmt, nach den letzten Rennen werden wir für diesen ganzen Stress und die Belastung bezahlen. Wir alle werden langsam etwas müde, aber das Saisonende ist ja schon in Sicht. Das gibt jedem dann auch noch einmal Motivation, schließlich willst Du die Saison mit guten Ergebnissen beenden."
Den Großteil der Saison 2023 hat das MotoGP-Paddock bereits hinter sich. Doch mit den drei verbleibenden Grands Prix in Malaysia, Katar und Valencia warten noch einmal gewaltige Aufgaben. Das Rennen auf dem Sepang International Circuit gilt bei MotoGP-Piloten als anstrengendster Grand Prix des Jahres. Nur eine Woche später steht das Wüstenrennen in Losail auf dem Plan, welches vor wenigen Wochen viele Formel-1-Fahrer an ihre Belastungsgrenze (und darüber hinaus) brachte.
Den klassischen Saisonabschluss bildet der Valencia-Grand-Prix samt den ersten Testfahrten für die neue Saison.
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