Vergangene Woche machte HRC offiziell, was lange unvorstellbar erschien: Marc Marquez verlässt Repsol Honda mit Ende der MotoGP-Saison 2023, sein laufender Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst. Am Donnerstag in Indonesien verkündete dann das Gresini Racing Team die Verpflichtung des achtfachen Weltmeisters. Motorsport-Magazin.com zeigt Euch, wie das restliche MotoGP-Fahrerfeld auf den spektakulärsten Wechsel der jüngeren Geschichte reagierte.

"Ich dachte, das wäre ein Witz. Ich konnte mir das nicht vorstellen", zeigte sich Luca Marini etwa ziemlich überrascht von der Nachricht, dass Marquez Honda verlassen und bei Gresini andocken würde. Künftig sitzt der Halbbruder von MotoGP-Legende Valentino Rossi damit auf dem gleichen Motorrad wie der achtfache Weltmeister: "Es wird sicher großartig werden, seine Daten mit unseren vergleichen zu können und selbst besser zu werden. Es ändert aber nicht viel, du willst immer alle anderen Fahrer schlagen."

Will zu Honda zurück! Was hat Marc Marquez vor? (06:58 Min.)

Auch die LCR-Honda-Piloten gaben sich ziemlich überrascht vom Abschied ihres Markenkollegen. "Das hatten nicht viele Menschen erwartet. Ich selbst dachte nach Misano, dass er bleiben würde. Speziell nach seinem Podium in Motegi war ich ziemlich schockiert", sagte etwa Alex Rins. Teamkollege Takaaki Nakagami berichtete wiederum: "Ich war sehr überrascht, als ich die Nachricht gesehen habe, weil ich nichts davon wusste. Für die Honda-Familie ist das eine sehr traurige Nachricht. Aber er hat sich persönlich eben so entschieden."

Pol Espargaro: Honda braucht einen Neustart

Repsol-Honda-Stallgefährte Joan Mir zeigte hingegen großes Verständnis für den Wechsel zu Gresini Ducati: "Wir befinden uns aktuell in keiner leichten Situation. Ich bin nicht überrascht und wünsche ihm alles Gute für die Zukunft." Auch Pol Espargaro, der zwischen 2021 und 2022 zwei Jahre an der Seite von Marquez für das Honda-Werksteam an den Start ging, schlug in eine ähnliche Kerbe: "Wir hatten das alle erwartet. Honda hat aktuell große Probleme, ich weiß das, weil ich selbst dort war. Sie sind in einer schweren Situation. Ich denke, dass sie einen Neustart brauchen und wieder bei Null anfangen müssen. Marc tritt einem der besten Hersteller im Grid bei. Wir werden sehen, ob er dort wieder gewinnen kann."

Pol Espargaro war 2021 und 2022 Teamkollege von Marc Marquez bei Repsol Honda, Foto: LAT Images
Pol Espargaro war 2021 und 2022 Teamkollege von Marc Marquez bei Repsol Honda, Foto: LAT Images

Im restlichen Feld fiel der Tenor grundsätzlich sehr ähnlich aus. Viele Piloten hatten den Abschied Marquez' von Honda kommen sehen und zeigten Verständnis für die Entscheidung. Zudem zeigten sich alle Fahrer gespannt, was der achtfache Champion mit siegfähigem Material im kommenden Jahr erreichen kann. "Ich kann seine Situation verstehen. Wenn du nicht bekommst, was du willst, denkst du über eine Veränderung nach. Wenn dieser Gedanke häufiger auftritt, ist es das Beste, etwas anderes zu machen. Ich wünsche ihm viel Erfolg", sagte etwa Miguel Oliveira, der trotz gültigem Aprilia-Vertrag die Nachfolge des MotoGP-Superstars bei Repsol Honda antreten könnte.

Fabio Quartararo, der bei Yamaha in einer ähnlichen Situation steckt, fand ähnliche Worte: "Ich kann Marc verstehen. Er fährt seit elf Jahren für Honda und hat bis 2019 fast alles gewonnen. Jetzt hatte er eine schwere Zeit und will wieder auf ein Bike, mit dem er gewinnen kann." Auch Aleix Espargaro, mit Aprilia selbst lange Zeit im hinteren Feld der MotoGP gefangen, kann Marquez' Entscheidung nachvollziehen: "Ich freue mich für ihn. Ich bin mir sicher, dass er seine Situation bestmöglich analysiert und die beste Entscheidung für ihn selbst getroffen hat. Den größten Hersteller der Welt gegen ein Privatteam zu tauschen, war sicher nicht einfach. Ich wünsche ihm viel Glück, er wird nächstes Jahr sicher eine gute Show abliefern." Brad Binder ergänzte: "Wenn du so lange Zeit für das gleiche Team gefahren bist, brauchst du manchmal einfach einen Neustart. Er ist sicher sehr gespannt, ich wünsche ihm viel Erfolg."

Jack Miller zollt Respekt, Jorge Martin mit Vorfreude

KTM-Teamkollege Jack Miller zeigte sich gar tiefst beeindruckt von der Entscheidung Marquez', Honda zu verlassen. "Das ist ein großer Move. Er hat sich gegen viel Geld entschieden, um wieder bessere Resultate einfahren zu können. Dafür zolle ich ihm viel Respekt. Ich hoffe, dass er dort Erfolg haben wird", sagte der Australier, der vergangene Saison selbst noch für Ducati fuhr. "Das war sicher keine leichte Entscheidung, er hat da viel drüber nachgedacht. Es ist immer Schade, solche Erfolgsduos wie Rossi oder Lorenzo und Yamaha oder auch Dani und Honda auseinander gehen zu sehen. Aber es wird spannend, was er in Zukunft erreichen kann."

Jack Miller bedauert das Ende der Erfolgsära von Marc Marquez und Honda, Foto: Repsol Honda Team
Jack Miller bedauert das Ende der Erfolgsära von Marc Marquez und Honda, Foto: Repsol Honda Team

Überhaupt nicht überrascht zeigte sich Francesco Bagnaia, der 2024 mit Marquez um den WM-Titel kämpfen könnte: "Vor ein paar Monaten hätte mich das schockiert, zuletzt hat es sich aber abgezeichnet. Es war sicherlich nicht leicht für Marc, Honda nach elf Jahren zu verlassen. Aber die Vertragsauflösung war die einzige Möglichkeit, auf ein anderes Bike zu wechseln und ein neues Abenteuer zu starten. Es wird sehr interessant werden." Sein aktueller WM-Rivale Jorge Martin offenbarte sogar Vorfreude auf die Ankunft von Marquez bei Ducati: "Es wird eine große Herausforderung für ihn und für uns. Zum ersten Mal können wir einen direkten Vergleich zu einem der größten Piloten der Geschichte auf dem gleichen Bike ziehen. Das wird sehr interessant."