So hatte sich Francesco Bagnaia den MotoGP-Trainingsfreitag in Mandalika sicher nicht vorgestellt. Er landete in der für die Aufteilung in die Qualifying-Segmente Q1 und Q2 entscheidenden Nachmittagssitzung nur auf Platz 16 und muss somit am Samstag bereits in Q1 ran, wo er sich gegen Fahrer wie Pol Espargaro, Luca Marini oder Johann Zarco durchsetzen muss.
Bagnaia ist mittlerweile ja bekannt dafür, am Freitag eher gemächlich in das Rennwochenende zu starten. Erst in den entscheidenden Sessions am Samstag und Sonntag dreht der Weltmeister so richtig auf. Beim Indonesien-Grand-Prix war Bagnaia im 1. Freien Training mit Platz sechs sogar vergleichsweise flott unterwegs. In der Nachmittags-Session geriet der Ducati-Star dann aber in ernsthafte Probleme.
In seinem letzten Run gelangen Bagnaia beim ersten schnellen Umlauf gute Zeiten in den ersten beiden Sektoren, in Sektor drei musste er seine Attacke aber abbrechen. Seine nächste Runde wurde aufgrund Gelber Flaggen nach einem Sturz von Jack Miller gestrichen. Mit dem bereits deutlich beanspruchten weichen Hinterreifen bekam Bagnaia eine letzte Chance, fuhr drei persönliche Sektorbestzeiten und war auf Kurs in Richtung Platz sechs und damit Q2. In der drittletzten Kurve verlor er aber die Kontrolle über das Hinterrad seiner Desmosedici GP24, musste in die asphaltierte Auslaufzone und seine Runde abbrechen.
Die Enttäuschung in der Ducati-Box war groß und Bagnaias enttäuschendes Resultat die Schlagzeile des Trainingsfreitags. "Gestern wurde sehr viel über Marquez geredet, also wollte heute mal ich im Mittelpunkt stehen", scherzte der amtierende Weltmeister in seiner Medienrunde in Anspielung auf den Sensationstransfer von Marc Marquez zu Gresini Ducati.
Bagnaia lieferte schließlich aber auch noch eine ernsthafte Analyse der Geschehnisse: "Mit dem Gefühl das ich hatte, bin ich absolut nicht davon ausgegangen, dass ich Q2 verpassen würde. Ich habe wieder viel Vertrauen beim Anbremsen und am Kurveneingang - etwas, das mir zuletzt im Vergleich mit Martin gefehlt hat. Es war also eigentlich alles angerichtet, um ein gutes Resultat einzufahren. Leider haben wir im Bereich der Elektronik nicht die richtige Lösung gefunden."
Bagnaia klagte zuletzt ja immer wieder über Bremsprobleme, für die er einen mechanischen Grund im Bereich des Chassis nannte. Diese gehören nun wohl der Vergangenheit an, doch absolut ideal abgestimmt scheint Bagnaias Ducati dennoch nicht zu sein. "Wir haben ein Problem gelöst und dadurch ist ein neues entstanden", gesteht er. "Es ist gar nicht wirklich ein Problem, eher eine Frage der Anpassung der Elektronik. Vielleicht liegt es auch an den anderen Reifen und dem neuen Asphalt. Das Hinterrad ist auf jeden Fall sehr nervös. Wir arbeiten jetzt an einer Lösung, die im Bereich der Elektronik glücklicherweise leichter zu finden ist als am Chassis. Deshalb bin ich nicht besorgt."
Durchaus zurecht: Letztmals musste Bagnaia Ende April beim Spanien-Grand-Prix in Q1. Damals löste er die schwierige Situation souverän: Mit Bestzeit stieg er in Q2 auf, qualifizierte sich auf Platz fünf, beendete den Sprint auf dem zweiten Rang und gewann das Hauptrennen am Sonntag. "In Jerez war ich langsam und habe dennoch den Grand Prix gewonnen. Hier habe ich Q2 aufgrund anderer Umstände verpasst. Ich bin überzeugt davon, dass wir unsere Probleme morgen beheben und dann um die Spitzenpositionen kämpfen können", so Bagnaia.
Klar ist aber auch, dass der Gang durch Q1 im Qualifying fast immer einen Nachteil bedeutet. Beim Aufstieg in Q2 gibt es zwar einen zusätzlichen Reifensatz, doch im Q1 werden normalerweise zwei Sätze verbraucht. "Ideal wäre es natürlich, schon im ersten Run eine wirklich gute Zeit zu fahren und sich so einen Reifen zu sparen", weiß Bagnaia. Eine Strategie, die aber natürlich riskant ist. Denn ein Aus in Q1 wäre für Bagnaia im WM-Kampf ein Desaster: "Es gibt hier nur eine schmale, saubere Linie. Wenn du da von hinten startest, hast du ein Problem."
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