Anfang September überraschte KTM beim San-Marino-GP, als Wildcard-Pilot und Testfahrer Dani Pedrosa mit einem "bahnbrechenden" Carbon-Chassis an den Start ging. Die Ergebnisse sprachen für sich: Der 'kleine Samurai' wurde in Sprint und Hauptrennen jeweils Vierter und gleichzeitig bester KTM-Pilot. Einen Tag später im Misano-Test kamen auch die Stammfahrer Brad Binder und Jack Miller erstmals in den Genuss des neuen Chassis, beim Japan Grand Prix kam es am Freitag erstmals auch an einem Rennwochenende zum Einsatz.

Das erste Fazit fällt dabei sehr positiv aus. "Ich bin sehr zufrieden damit, es gefällt mir ziemlich gut", lobte Brad Binder bei 'MotoGP.com'. Wenige Stunden zuvor hatte er sich im Nachmittagstraining der Königsklasse noch die Tagesbestzeit gesichert. Damit führte der Südafrikaner erst zum dritten Mal in seiner MotoGP-Karriere eine Trainingssession an. Auch seine Rundenzeit hatte es in sich: Mit 1:43.489 Minuten brach Binder den acht Jahre alten Rundenrekord von Jorge Lorenzo, den dieser in der Saison 2015 in Motegi aufgestellt hatte.

Eine beeindruckende Leistung, die der KTM-Pilot eindeutig auf sein neues Carbon-Chassis zurückführte. "Es hilft mir definitiv am Kurvenausgang", beschreibt er. "Das ist sehr positiv, denn daran haben wir schon lange gearbeitet und nach Lösungen gesucht. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir haben ein paar kleine Veränderungen und Updates vorgenommen. Mit jeder Ausfahrt hat es sich besser angefühlt." Tatsächlich benötigte Binder etwas Zeit, um auf Speed zu kommen, lag er nach FP1 als Sechster doch noch 0,555 Sekunden hinter der Bestzeit von Jorge Martin zurück. Spätestens mit Beginn des Nachmittagstrainings war der Südafrikaner aber regelmäßig ganz vorne dabei.

"Ich bin sehr glücklich darüber, den Tag an der Spitze zu beenden", sagt Binder und ergänzt: "Das Team hat großartige Arbeit geleistet, um mir mehr Vertrauen auf der Bremse zu verschaffen. Ich kann jetzt wirklich in letzter Sekunde bremsen, das ist toll. Und dann habe ich jetzt [durch das Carbon-Chassis, Anm.] auch noch die bessere Beschleunigung, nach der ich gesucht hatte. Wir brauchen immer noch etwas mehr, aber das ist ein wirklich guter Anfang."

Jack Miller bestätigt: Carbon-Chassis liefert mehr Grip am Heck

Auch Teamkollege Jack Miller präsentierte sich mit dem Carbon-Chassis in guter Form, nachdem er in den vergangenen Wochen eher enttäuschende Ergebnisse abgeliefert hatte. Ein Sturz kurz nach Sessionhalbzeit im Training kostete den Australier jedoch die Möglichkeit, ganz oben anzugreifen. Mit dem Ersatzbike, welches noch mit dem alten Stallrahmen-Chassis bestückt war, qualifizierte sich Miller als Zehnter ebenfalls direkt für Q2, verlor aber ganze 0,772 Sekunden auf Teamkollege Binder.

Jack Miller in Motegi
Auch Jack Miller zeigte sich von KTMs Carbon-Chassis angetan, Foto: LAT Images

KTM-Teammanager Francesco Guidotti sieht diesen Zeitunterschied als Bestätigung des Fortschritts mit dem Carbon-Chassis. "Jack ist heute Morgen einen Vergleichsrun gefahren, erst mit dem alten Chassis und dann mit dem neuen Bike. Er hat sofort einen besseren Grip am Heck gespürt und sich generell viel wohler auf dem Motorrad gefühlt", berichtet er. Der Nachfolger von Mike Leitner rechnet damit, dass beide Piloten auch in Sprint und GP mit dem neuen Chassis antreten werden - auch wenn es eigentlich nur zu Testzwecken gedacht war: "Unser Fokus liegt jetzt auf nächstem Jahr. Wir versuchen, so viel [Informationen und Feedback, Anm.] wie möglich zu sammeln."