Seit Monaten ranken sich Gerüchte um Marc Marquez. Trotz eines gültigen Honda-Vertrages bis 2024 wird er immer wieder mit einem Abgang zum Ende der laufenden Saison in Verbindung gebracht. In den vergangenen Tagen verdichten sich die Anzeichen, wonach Marquez im kommenden Jahr an der Seite von Bruder Alex bei Gresini Ducati fahren könnte.
Es ist ein Wechsel, der lange Zeit ausgeschlossen schien. Denn die Ducati-Führungsebene stellte wiederholt klar, dass man kein Interesse an einer Verpflichtung von Marc Marquez für den eigenen Fahrerkader habe. "Marquez ist nicht unser Projekt. Unsere Strategie ist es, junge Fahrer aufzubauen. Außerdem: Hat Marquez nicht einen Vertrag mit Honda für nächstes Jahr? Was würde Honda ohne ihn machen? Vielleicht die MotoGP verlassen und das ist nicht gut für die Meisterschaft. Ich habe nichts gegen Marquez, aber unsere Strategie ist, wie sie ist", sagte Sportdirektor Paolo Ciabatti im Rahmen des Österreich-Grand-Prix vor drei Wochen.
Doch Ciabatti bezog sich damals auf einen Wechsel zum Pramac-Team. Die Mannschaft von Paolo Campinoti ist der zweite Rennstall in der Hackordnung des Ducati-Lagers, direkt nach dem Werksteam. Pramac verfügt über Maschinen der aktuellsten Spezifikation, Johann Zarco testete in der Vergangenheit sogar oftmals Teile, bevor sie den Factory-Piloten zur Verfügung standen. Aufgrund dieser Nähe zum Hersteller stehen die Pramac-Fahrer auch direkt bei Ducati und nicht beim Rennstall selbst unter Vertrag.
Völlig anders sieht die Lage bei Gresini Racing aus. Der italienische Traditionsrennstall ist ein Kundenteam im klassischen Sinn. Man erhält Material von Ducati, aber viel weiter geht die Verbindung nicht. Dementsprechend mischt man sich auch nicht in die Fahrerwahl des Teams ein, das seit dem Tod von Gründer Fausto Gresini 2021 von dessen Witwe Nadia Padovani geführt wird.
Angesprochen darauf, ob es für 2024 tatsächlich zu einen Wechsel von Marc Marquez ins Gresini Team kommen könnte, stellte Ciabatti deshalb am Freitag in Misano klar, dass es kein Veto von Seiten Ducatis geben wird: "Ich glaube, dass man diese Frage Gresini oder Marquez selbst stellen sollte. Wir haben die Strategie von Ducati bezüglich unserer Fahrer bereits erklärt, aber bei Gresini handelt es sich um ein unabhängiges Team und das kann eine andere Strategie verfolgen. Was hier passiert, ist zwischen Honda und Gresini. Wenn es im Paddock Gerüchte gibt, ist immer zumindest ein Funken Wahrheit vorhanden. In diesem Fahrerlager darf aber niemals nie sagen, das haben wir bereits gelernt. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Ducati unterbindet die Spekulationen rund um Marc Marquez also nicht. Sein derzeitiger Arbeitgeber Honda bemühte sich am Freitag in Person von Team-Manager Alberto Puig um Beruhigung der Situation: "Ich kann nur die Information weitergeben, die ich habe. Und die ist, dass Marc für 2024 einen Vertrag mit uns hat. Uns liegen keine Informationen von Seiten des Fahrers oder seines Managements vor, dass er uns verlassen wird."
Für Verwirrung sorgt unterdessen Marquez selbst. Er teilte am Donnerstagnachmittag ein Video auf seinen Social-Media-Kanälen, das ihn beim Entspannen nach dem Fahrradtraining im Paddock von Misano zeigt. Das Video wird untermalt von einer Audioaufnahme. In dieser ist der spanische Fußballjournalist Gerard Romero mit dem für ihn typischen Spruch 'Están pasando cosas' zu hören - zu Deutsch 'Es passieren Dinge' - mit dem er normalerweise Transfergeschichten rund um Marquez' Lieblingsverein FC Barcelona ankündigt.
"Jeden Tag passieren Dinge. Heute bin ich in Q2 eingezogen, gestern war ich Radfahren", sagte er am dazu am Freitag schelmisch. Auch auf eine gewiefte Frage hatte Marquez eine Antwort. Bruder Alex soll demnächst aus dem gemeinsamen Haus in Madrid ausziehen, um Marc und Partnerin Gemma mehr Privatsphäre zu ermöglichen. Sind getrennte Wohnsitze der Marquez-Brüder oder ein Dasein als Teamkollegen 2024 wahrscheinlicher? "Es ist wahrscheinlicher, dass Alex in umzieht, denn er hat sich schon nach anderen Häusern umgesehen. Also… Ja. Das ist meine Antwort."
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