"Marc Marquez wechselt zu Gresini Ducati." Ein Satz, der vor wenigen Monaten noch völlig verrückt geklungen hätte. Mittlerweile dürfte ein solcher Transfer für die MotoGP-Saison 2024 aber tatsächlich eine konkrete Möglichkeit sein. Offizielle Bestätigungen über Verhandlungen zwischen Team- und Fahrermanagement gibt es von beiden Seiten keine, auch wenn diese Gespräche im Fahrerlager mittlerweile als offenes Geheimnis gelten.

Hinweise finden sich demnach nur zwischen den Zeilen. Das, was Marc Marquez nicht sagt, ist momentan deutlich aufschlussreicher als die Dinge, die er sagt. Hierzu sei erwähnt, dass Marquez ein Vollprofi im Umgang mit derartigen Situationen ist. Jedes Wort ist sorgfältig gewählt. Dementsprechend wichtig ist die exakte Wiedergabe seiner Ausführungen. Diese litt in den vergangenen Tagen massiv, vor allem Übersetzungen aus dem Spanischen ins Englische und von dort weiter ins Deutsche sorgten für teils irreführende Artikel. Motorsport-Magazin.com gibt Marc Marquez' Statements an dieser Stelle im Wortlaut wieder.

Gerüchte über einen möglichen Transfer von Marc Marquez zu Gresini Racing machten im MotoGP-Paddock bereits seit längerer Zeit die Runde. Befeuert wurden diese durch ein Interview, das Marquez im Rahmen des Katalonien-GP Izaskun Ruiz vom spanischen TV-Partner DAZN gab. Dieses wurde am Mittwoch veröffentlicht. Vor allem eine Passage, in der Marquez ausweichend auf eine konkrete Frage zur Saison 2024 reagiert, wurde immer und immer wieder zitiert:

Frage: Du musst bei Honda bleiben, oder du musst nicht bleiben. Bleibst du oder bleibst du nicht bei Honda? (Im Original: Tienes que seguir, o no tienes que seguir en Honda. De si que vas a seguir, o si no vas a seguir en Honda?)
Marc Marquez: Was denkst du? (Tu que crees?)
Frage: Sag du es mir. Weißt du schon, wo du nächstes Jahr Rennen fahren wirst? (Dímelo tú. Sabes dónde vas a correr el año que viene?)
Marc Marquez: Ja. Ja, das weiß ich. (Sí. Sí lo sé.)
Frage: Du weißt es. Wirst du nächstes Jahr ein Repsol-Honda-Fahrer sein? (Lo sabes. Vas a ser piloto de Repsol Honda el año que viene?)
Marc Marquez: Heute, hier in Montmelo, ja. Ich habe ja einen Vertrag, richtig? (Hoy, en Montmeló sí, o sea tengo contrato, no?)
Frage: Du hast einen Vertrag, ja, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Verträge aufgelöst werden. (Que tienes contrato sí, pero tampoco será la primera vez que se abren los contratos.)
Marc Marquez: Sie (die Presse, Anm.) haben mich schon auf alle Motorräder gesetzt. Irgendjemand wird schon recht haben. (Han puesto mi cabeza en todas las motos. Alguien acertará.)

Marc Marquez zu Gresini Ducati? Transferbombe steht bevor (08:52 Min.)

Auf das DAZN-Interview wurde Marquez auch in seiner Medienrunde am Donnerstag in der Repsol-Honda-Hospitality angesprochen. Frank Weeink vom niederländischen Fernsehsender ZiggoSport hakte bei Marquez nach:

Frage: Marc, du hast dem spansichen Fernsehen ein Interview gegeben, in dem du gesagt hast, dass du bereits weißt, was mit dir 2024 passieren wird. Du hast deine Zukunft also geregelt. Bedeutet das, dass der Test am Montag (Marquez wird beim Montagstest in Misano einen ersten 2024er-Prototyp von Honda testen, Anm.) nicht wichtig ist für deine Zukunftsentscheidung?
Marc Marquez: Nein. Nein. Er ist nicht entscheidend. Das Wichtigste am Montagstest für mich ist, das 2024er-Bike auszuprobieren und den Ingenieuren Input und eine Richtung für die Zukunft zu geben. (Im Original: "No. No. It's not crucial. For me the most important thing on Monday test is try the 2024 bike and give to the engineers inputs and direction for the future.")
Frage: Aber du hast deine Entscheidung getroffen?
Marc Marquez: Ich habe einen Vertrag für nächstes Jahr mit Honda. (Im Original: "I have contract for next year with Honda.")
Frage: Das ist deine Entscheidung?
Marc Marquez: Ich habe einen Vertrag nächstes Jahr mit Honda. (Im Original: "I have contract next year with Honda.")

Marc Marquez wiederholt also einen Stehsatz, den er bereits seit Monaten verwendet, wenn es um seine Zukunft geht. Dass er vertraglich 2024 an Honda gebunden ist, ist ein Fakt. Doch Verträge können gebrochen oder einvernehmlich aufgelöst werden. Festgeschriebene Klauseln können auch einen Ausstieg aus einem bestehenden Kontrakt ermöglichen. So soll etwa Marquez' HRC-Vertrag mit einem Passus versehen sein, wonach bei einem Wechsel zu einem Privatteam keine Strafzahlung fällig wäre.

Spätestens seit dem Deutschland-GP scheint die Partnerschaft zwischen Marquez und Honda nicht mehr zu retten, Foto: LAT Images
Spätestens seit dem Deutschland-GP scheint die Partnerschaft zwischen Marquez und Honda nicht mehr zu retten, Foto: LAT Images

Im Anschluss an seine englischsprachige Medienrunde stand Marquez am Donnerstag noch der spanischen Presse Rede und Antwort. Auch da war natürlich ein möglicher Abgang bei Honda ein Thema. Marquez' Worte: "Ich habe über dieses Thema mit Honda noch nicht gesprochen, denn ich glaube nicht, dass das für das Projekt jetzt gut wäre. Wenn du einen Vertrag mit einem Hersteller ist, dann ist das schlechteste was du machen kannst, mit einem Abgang zu drohen. Das Beste für das Projekt ist, geeint zu bleiben und zusammen weiterzuarbeiten." (Im Original: "No he tocado ese tema con Honda porque creo que no sería bueno para el proyecto ahora mismo. Si tú tienes contrato con una marca, lo peor que puedes hacer, creo, es amenazar con irte. Lo mejor para el proyecto es seguir unidos, seguir trabajando.") Auch hier liegt die Würze im Detail. Marquez spricht stets vom Honda-Projekt, aber nicht von sich persönlich.

Marc Marquez: ES PASSIEREN DINGE!!!

Für Aufsehen sorgte Marc Marquez am Donnerstagnachmittag auch mit einem Video, das er auf seinen Social-Media-Kanälen teilte. Es zeigt ihn beim Entspannen nach dem Fahrradtraining im Paddock von Misano. Das Video wird untermalt von einer Audioaufnahme.

In dieser ist der spanische Fußballjournalist Gerard Romero mit dem für ihn typischen Spruch 'Están pasando cosas' zu hören - zu Deutsch 'Es passieren Dinge' - mit dem er normalerweise Transfergeschichten rund um Marquez' Lieblingsverein FC Barcelona ankündigt. Nur ein Scherz oder ein Hinweis auf die Zukunftspläne des MotoGP-Superstars? Das werden die nächsten Wochen zeigen.