Im Grand Prix von Amerika sah lange Zeit alles danach aus, als könnte Stefan Bradl zu einem der großen Profiteure des Sturzfestivals seiner Kontrahenten werden. Der Ersatzmann des verletzten Marc Marquez kämpfte mit Augusto Fernandez und Michele Pirro um einen Platz in den Top und war kurz davor, bei seinem MotoGP-Comeback erstmals seit Misano 2022 wieder WM-Punkte anschreiben zu können.

Anderthalb Runden vor Schluss dann aber das Desaster: Auf Platz elf liegend kam Bradl in Turn 13 zu Sturz und wurde somit selbst zum Opfer der schwierigen Bedingungen. Weil er das Rennen im Anschluss auch nicht mehr aufnehmen konnte, waren sämtliche Hoffnungen auf ein doppeltes deutsches Punkteergebnis - Jonas Folger wurde Zwölfter - dahin. Erklären konnte der Honda-Pilot seinen Crash nicht: "Es war ein merkwürdiger Crash, der sich nicht angedeutet hatte. Die Streckenbedingungen waren aber nicht leicht, dass zeigen die vielen Stürze."

Ducati schuld am Crash: Was ist dran an Bagnaias Theorie? (07:36 Min.)

Neun Piloten waren, Bradl miteingeschlossen, am Sonntag aus unterschiedlichsten Gründen zu Boden gegangen. Viele von ihnen vermuteten zumindest eine Teilschuld im schlechten Asphalt des Circuit of the Americas. Der lehmhaltige Untergrund, auf dem COTA erbaut wurde, lässt die Asphaltdecke an unterschiedlichen Stellen immer wieder anheben bzw. absinken, wodurch teils heftige Bodenwellen entstehen.

Bradl rätselt über Crash: Habe keinen Fehler gemacht

"Ich habe keinen Fehler gemacht", ist Bradl überzeugt. Sein Abflug in Kurve 13 stellt ihn vor Rätsel: "Bei der Analyse der Daten konnte ich ebenfalls nicht erkennen, dass ich etwas falsch gemacht hätte. Ich bin genau die gleiche Linie gefahren wie in der vorherigen Runde. Das hinterlässt einige Fragen. Es fällt mir nicht leicht, das zu akzeptieren, aber das Leben geht weiter."

Stefan Bradl kämpfte mit Augusto Fernandez und Michele Pirro um Platz zehn, Foto: LAT Images
Stefan Bradl kämpfte mit Augusto Fernandez und Michele Pirro um Platz zehn, Foto: LAT Images

Positiv aus Sicht des Deutschen: Nach durchwachsenen Leistungen in Qualifying und Sprint erkannte er am Sonntag eine deutliche Steigerung. "Wir hatten heute einiges an Potenzial, die Top Ten waren möglich. Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich dieses Ergebnis nicht nach Hause bringen konnte, weil dir das einen großen Schub geben kann - speziell wenn du, so wie ich, nur für ein paar Rennen einspringst. Aber ich bin gut gefahren und habe mich wohlgefühlt auf dem Bike. Das ist sehr erfreulich."

Marc-Marquez-Comeback beim Spanien GP?

Ob Bradl in zwei Wochen in Jerez eine weitere Chance auf seine ersten MotoGP-Punkte im Jahr 2023 erhalten wird, steht aktuell noch in den Sternen. Marc Marquez laboriert noch an seiner Verletzung aus dem Portugal GP Ende März. Dort hatte er sich nach einer Kollision mit Miguel Oliveira einen Bruch des ersten Mittelhandknochens an der rechten Hand zugezogen und musste anschließen operiert werden. Ob er pünktlich zum Spanien GP zurückkehren kann, ist noch unklar.

Das Repsol Honda Team dürfte aber auf eine zeitnahe Rückkehr seines Superstars hoffen. Neben Bradl stürzte nämlich auch der zweite Stammfahrer Joan Mir in Austin. Somit hält das japanische Werksteam weiterhin nur bei 12 WM-Punkten im Jahr 2023 und liegt nach dem Amerika GP auf dem letzten Platz der Team-Wertung.