Jahrelang klagten die MotoGP-Stars über den schlechten Zustand des Circuit of the Americas, der mit massiven Bodenwellen unangenehm auffiel. Nach dem Rennwochenende 2021 reichte es den Verantwortlichen der Motorrad-Weltmeisterschaft schließlich. Sie stellten den Streckenbetreibern in Austin ein Ultimatum: Neuasphaltierung oder es werde keinen Grand Prix mehr in Texas geben.

Der Neuasphaltierung wurde schließlich zugestimmt und von Kurve zwei bis zehn ein neuer Streckenbelag aufgetragen. Die Fahrer zeigten sich angetan von den Umbauarbeiten, die Kritik verstummte. Nun, ein Jahr später, ist sie aber wieder zurück. Das kommt nicht überraschend, denn die Anstrengungen am Circuit of the Americas tragen meist nur kurze Zeit Früchte, weil die Strecke auf lehmigem Boden erbaut wurde, der die Asphaltdecke an unterschiedlichen Stellen immer wieder anhebt beziehungsweise absinken lässt.

Die MotoGP-Stars kämpfen sichtlich mit den Streckenbedingungen, Foto: LAT Images
Die MotoGP-Stars kämpfen sichtlich mit den Streckenbedingungen, Foto: LAT Images

Das ist nun erneut passiert. "Wir kommen in jetzt in einen Bereich, in dem die Bodenwellen gefährlich werden", sagte am Freitag Alex Rins, der in Austin bereits in allen drei WM-Klassen gewonnen hat. "Ich mag die Strecke wirklich, aber wir sehen, dass die meisten Stürze an Stellen passieren, an denen der Asphalt sehr schlecht ist. Vor allem Kurve 11 und 12 sind schlimmer. Der Asphalt ist dort massiv beschädigt und die Bodenwellen viel schlimmer als im Vorjahr. Das müssen wir in der Safety Commission besprechen." Insgesamt neun Stürze gab es am Freitag in der MotoGP, davon gleich fünf in der von Rins angesprochenen Kurve 12 am Ende der langen Gegengerade.

Eines der Sturzopfer war Jack Miller. "In den Kurven 11 und 12 ist es ziemlich übel", bestätigte er. "Du findest dort fast keinen Grip. Schon beim Einbiegen beginnt das Vorderrad zu rutschen. Und das in einer Kurve, in der du von 350 km/h bis in den ersten Gang runterbremst. Das ist alles andere als einfach." Zustimmung gibt es von Francesco Bagnaia. "Das Meeting der Safety Commission wird heute sehr lang", kündigte er am Freitagnachmittag an. "An manchen Stellen ist der Streckenbelag völlig zerstört, etwa in Kurve 1, 11 und 12. Die Strecke ist in einem schlechteren Zustand als im Vorjahr. Die Verantwortlichen müssen mehr auf uns hören", so der Weltmeister. Bagnaia ärgerte sich auch über das entstandene Stückwerk auf dem Circuit of the Americas: "Wir haben hier vier unterschiedliche Arten von Asphalt. Das kann einfach nicht sein. Im Trockenen ist es noch zu bewältigen, aber bei Regen wird es extrem schwierig."

Vor allem Turn 12 bereitet den Fahrern Kopfzerbrechen, Foto: LAT Images
Vor allem Turn 12 bereitet den Fahrern Kopfzerbrechen, Foto: LAT Images

Harte Worte also von den MotoGP-Stars. Dabei wurde vor dem diesjährigen Rennwochenende erneut an der Strecke gearbeitet. Allerdings in den falschen Bereichen, wie WM-Leader Marco Bezzecchi - am Freitag ebenfalls in Turn 12 gestürzt - erklärt: "Die Arbeit war wohl nicht für uns Motorradfahrer gedacht. Der Asphalt wurde an Stellen geebnet, die weit außerhalb unserer Linien liegen. Es ist alles andere als ideal, denn die Strecke ist physisch ohnehin schon sehr fordernd. Diese Motocross-Sprünge sind dann die Krönung. Wir werden uns das Wochenende gut einteilen müssen, um am Sonntag noch in einer guten Verfassung zu sein."

Flotte MotoGP-Zeiten trotz Bodenwellen: Warum?

Die MotoGP-Stars waren am Freitag trotz des lädierten Asphalts in Austin äußerst schnell unterwegs. Spitzenreiter Jorge Martin fehlten nur 139 Tausendstelsekunden auf seine eigene Rekordrunde aus dem letztjährigen Qualifying. Wie ist das möglich? Francesco Bagnaia hat die Erklärung parat: "Wir sind unglaublich schnell, weil die Strecke viel sauberer ist als im Vorjahr."