Francesco Bagnaia startete als klarer Favorit auf den WM-Titel in die MotoGP-Saison 2023. Trotzdem hätte das erste Rennwochenende in Portimao wohl nicht besser verlaufen können: Platz eins im Sprint und auch im Hauptrennen. Zudem patzten sämtliche Konkurrenten aus unterschiedlichsten Gründen. Nach dem Portugal-GP liegt der amtierende Weltmeister ganz klar auf Kurs 'Titelverteidigung'.

"Wir haben einen perfekten Job abgeliefert, ich bin sehr glücklich. Mein Gefühl auf dem neuen Bike ist unglaublich, es passt viel besser zu meinem Fahrstil. Das Team arbeitet fehlerlos und war auf das neue Format perfekt vorbereitet. Alles läuft momentan perfekt", jubelte Bagnaia nach Rennende auf der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz. Nur einen winzigen Kritikpunkte hatte er: "Die Pole-Position haben wir verpasst." Diese hatte ihm Marc Marquez am Samstagvormittag mit einer Fabelrunde weggeschnappt, er musste sich mit P2 begnügen.

Davon ließ Bagnaia in Sprint und Hauptrennen jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Mit kontrollierten Vorstellungen brachte er beide Siege ins Ziel. "Das ist natürlich ein idealer Start. Es war ein intensives Rennen, Maverick und Aprilia haben nie aufgegeben. Aber Pecco hatte alles unter Kontrolle, deswegen ist er der Weltmeister", lobte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti bei unseren Kollegen von 'ServusTV'.

In der Tat hätte das Auftakt-Wochenende in Portugal für Bagnaia kaum besser verlaufen können. Nicht nur wegen zweier Siege, sondern auch, weil sämtliche potenzielle WM-Herausforderer aus unterschiedlichsten Gründen nicht ablieferten. Die Konsequenz: Der amtierende Weltmeister führt die Fahrer-WM nach Portimao bereits mit zwölf Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Maverick Vinales an.

Bagnaia: Sämtliche WM-Herausforderer schwächeln

Teamkollege Enea Bastianini - 2023 von vielen Experten als größter Herausforderer Bagnaias gesehen - steht hingegen noch ohne Zähler da. Das liegt natürlich allen voran daran, dass der letztjährige WM-Dritte schon in der zweiten Runde des Sprints am Samstag von Luca Marini abgeräumt wurde und sich dabei schwer an der rechten Schulter verletzte. Bastianini musste den Portugal-GP auslassen, auch kommende Woche in Argentinien wird er nicht dabei sein können. Eine Rückkehr erscheint frühestens in den USA möglich - ob ein Eingreifen in den WM-Kampf dann möglich sein wird, darf zumindest nach Portimao bezweifelt werden.

Ähnlich viel Pech hatte an diesem Wochenende Fabio Quartararo, der letztjährige Vizeweltmeister. Nach einer missratenen Qualifying-Performance musste er beide Rennen aus dem Mittelfeld starten. Beide Male misslang der Start - einmal wegen technischer Probleme, einmal wegen falscher Linienwahl. Im Sprint warf den Franzosen zudem eine Kollision mit Joan Mir zurück, im Hauptrennen machten ihm die altbekannten Überholprobleme der Yamaha zu schaffen. So stehen nach Portimao nur die Plätze zehn und acht. Der Rückstand auf Bagnaia beträgt damit nach nur einem Rennwochenende schon satte 29 Punkte.

Das unglückliche Wochenende Quartararos lässt sich beinahe 1:1 auch auf Aprilia-Frontmann Aleix Espargaro übertragen. Auch er verpatzte am Samstagvormittag das Qualifying, kam nicht über den 12. Startplatz hinaus. Die Quittung gab es in den Rennen: Im Sprint fand Espargaro keinen Weg an Teamkollege Vinales vorbei und wurde Sechster, im Hauptrennen fiel er durch einen schwachen Start noch weiter zurück. Zwar setzte er in der Folge zur Aufholjagd an, kam letztlich aber nicht mehr über P9 hinaus. Damit steht Espargaro mit elf Punkten nur auf Rang sieben in der Weltmeisterschaft - 26 Zähler hinter Bagnaia.

Um das vorzügliche Wochenende des Italieners perfekt zu machen, schaltete sich mit Marc Marquez der letzte verbliebene WM-Favorit dann auch noch selbst aus. Der Honda-Star hatte im Qualifying und im Sprint zwar überzeugt, im Hauptrennen dann aber alles ruiniert. Ein folgenschwerer Fehler beim Anbremsen auf Turn 3 sorgte für eine Horror-Kollision mit Miguel Oliveira und Jorge Martin. Marquez blieb punktlos, verletzte sich an der rechten Hand muss in Argentinien eine doppelte Longlap-Penalty absolvieren. Keine guten Voraussetzungen für einen WM-Angriff.