Die MotoGP bleibt auch am dritten und letzten Tag des Saisonstarts in Portimao nicht von schrecklichen Stürzen und mehreren verletzten Fahrern verschont. Nach den heftigen Abflügen von Pol Espargaro und Enea Bastianini am Freitag und Samstag war es Marc Marquez, der am Sonntag in Runde drei des Hauptrennens für den nächsten schweren Crash sorgte.

In Turn 3 kollidierte der Honda-Star zunächst mit dem Heck von Pramac-Pilot Jorge Martin, ehe er heftig in Miguel Oliveira krachte. Vorrausgegangen war ein kapitaler Fehler des achtfachen Weltmeisters beim Anbremsen auf die Haarnadelkurve. Während Martin zunächst noch weiterfahren konnte, schieden die anderen beiden Piloten mit sofortiger Wirkung aus dem Rennen aus.

Die TV-Bilder zeigten Marquez einige Runden später in der RNF-Garage, wie er sich bei Teameigentümer Razlan Razali und Augenblicke später auch beim portugiesischen Publikum entschuldigte. Oliveira selbst traf Marquez dort allerdings nicht an. Der fünffache Grand-Prix-Sieger befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im Medical Center. Zuvor musste er schon an der Unfallstelle behandelt werden.

Nach Horror-Crash: Oliveira, Martin und Marquez allesamt verletzt

Kurz nach Rennende verkündete sein Team eine erste Diagnose: Oliveira zog sich eine Prellung im rechten Oberschenkel zu. Das Röntgenbild habe keine Knochenbrüche gezeigt. Der Portugiese scheint also nochmal glücklich davon gekommen zu sein und sich keine schwerwiegenderen Verletzungen zugezogen zu haben. Ob er nächste Woche am Argentinien-GP teilnehmen kann, ist zum aktuellen Zeitpunkt aber unklar.

Zu milde Strafe für Marc Marquez? Das ist der Grund (05:39 Min.)

"Ich habe noch einige Blutergüsse in meinem rechten Oberschenkel, aber ich werde alles dafür tun, um für Argentinien fit zu werden", berichtete Oliveira am Sonntagabend. Der Portugiese verzichtete auf große Schuldzuschreibungen und wollte lieber die positiven Aspekte des Wochenendes hervorheben: "Es ist sehr schade. Ich wollte meinen Heim-Grand-Prix nicht schon nach zwei Runden beenden. Aber wir können stolz auf unsere Leistung sein. Mit etwas mehr Glück hätten wir heute unser erstes Podium erzielen können."

Martin - der das Rennen noch einige Zeit fortsetzen konnte, ehe auch er in Runde 20 auf Platz zehn liegend ausschied - kam ebenfalls nicht ohne Verletzung davon. Der Pramac-Pilot zog sich eine Fraktur im ersten Zeh des rechten Fußes zu und klagte nach Rennende über starke Schmerzen im von Marquez getroffenen rechten Fußgelenk. Untersuchungen am Montag sollen Aufschluss über weitere Verletzung geben.

Die Stewards leiteten schon während des Rennens eine Untersuchung des Unfalls ein, um 17:20 Uhr mitteleuropäischer Zeit verkündeten sie ihr Urteil. Marquez muss im Hauptrennen von Argentinien eine doppelte Longlap-Penalty absolvieren. Besonders bitter: Der Honda-Pilot zog sich bei der Kollision selbst noch eine Verletzung zu. Eine erste Untersuchung im Medical Center ergab eine mögliche Fraktur des 1. Mittelhandknochens in der rechten Hand. Im Fahrerlager war Marquez daraufhin mit dickem Verband zu sehen. Am Montag sollen im Dexeus-Krankenhaus in Barcelona weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Marc Marquez mit dickem Verband im Fahrerlager, Foto: Motorsport-Magazin.com
Marc Marquez mit dickem Verband im Fahrerlager, Foto: Motorsport-Magazin.com

Aleix Espargaro mit heftiger Kritik: Marquez gehört gesperrt!

Marco Bezzecchi - einer der Profiteure der Dreier-Kollision - verteidigte Marquez nach Rennende im MotoGP-Format 'After the Flag': "Die dritte Kurve hier ist ein kleiner 'Bastard'. Wenn du nur fünf Meter zu spät bremst, verzögerst du quasi gar nicht. Es ist leicht, dort einen Fehler zu machen, besonders wenn du in einer Gruppe bist und überholen willst. In den ersten Rennen aggressiv zu sein, ist gefährlich, aber sowas kann auch mal passieren. Das ist Racing."

Marquez' Honda RC213V wurde ziemlich stark beschädigt, Foto: Tobias Linke
Marquez' Honda RC213V wurde ziemlich stark beschädigt, Foto: Tobias Linke

Eine Meinung, die Aleix Espargaro überhaupt nicht nachvollziehen kann. Der 33-Jährige Routinier kritisierte Marquez heftigst: "Ich hoffe, dass er für ein Rennen gesperrt wird - mindestens! Das war lächerlich. Der Speed, mit dem er Miguel getroffen hat, hätte ausgereicht, um sein Knie völlig zu zerstören. Ich weiß das, weil mich Bradley Smith in Barcelona einmal so getroffen hat. Er hat dadurch mein Knie gebrochen, ich hatte über ein Jahr lang heftige Schmerzen."

Martin fand wenig später ähnliche Worte: "Er hat mein Rennen ruiniert - und das nicht zum ersten Mal. Ich hoffe, dass er mir in Zukunft aus dem Weg gehen kann. Er muss sich bessern. Er muss verstehen, dass vor ihm auch noch andere Piloten fahren." Mit der zweifachen Longlap-Penalty zeigte sich der Pramac-Pilot nicht zufrieden: "Er macht das immer wieder, also sollte er vielleicht mal eine härtere Strafe bekommen. Aber er ist Marc Marquez, deshalb werden sie [die Stewards, Anm.] sowieso nichts machen."

Marquez akzeptiert doppelte Longlap-Penalty: Habe ich verdient

Marquez selbst zeigte sich in seiner Medienrunde einsichtig. "Ich habe im ersten Teil von Turn 3 einen großen Fehler gemacht. Das hat alles ausgelöst. Ich hatte eine massive Blockade im Vorderreifen und musste die Bremse nochmal lösen. Ich wollte nach links, konnte durch die Schräglage des Bikes aber nur noch rechts", beschreibt er. "Die doppelte Longlap-Penalty in Argentinien ist in Ordnung, die habe ich verdient."

Angesprochen auf die heftige Kritik von Espargaro und Martin verwies der MotoGP-Superstar auf ein Breefing zwischen Fahrern und Rennleitung vom Donnerstag. Dort wurde die Härte der Bestrafungen durch Rennleitung und Stewards in einer Art Krisensitzung bestimmt. "Diese Vereinbarungen besagen, dass du eine doppelte Longlap-Penalty bekommst, wenn du einen Unfall mit einem anderen Fahrer verursachst", erklärt Marquez.

Der Honda-Pilot weiter: "Beim zweiten Mal musst du aus der Boxengasse starten und beim dritten Mal bekommst du dann eine Durchfahrtsstrafe." Einen Rennausschluss hält er deshalb für überzogen: "Wenn die Regeln eine härtere Strafe vorsehen, würde ich das akzeptieren, weil es mein Fehler war. Aber die Regeln sagen nunmal etwas anderes."