Nach einem desaströsen MotoGP-Jahr 2022, in dem Honda ohne einen einzigen Rennsieg blieb, will der japanische Hersteller in der neuen Saison zurückschlagen. Doch die Wintertestfahrten sorgten für Ernüchterung, vor allem auf Aprilia und Ducati riss man deutlichen Rückstand auf. Die HRC-Techniker brachten eine Flut an neuen Teilen zu den Teststationen in Sepang und Portimao, der große Durchbruch gelang damit aber nicht.

Der RC213V fehlt es weiterhin an Grip. Ein Problem, das seinen Ursprung im Rahmen des Motorrads hat. Auch dort wurden bereits unterschiedlichste Lösungen ausprobiert - bislang ohne Erfolge. Deshalb hat sich Honda nun zu einem dramatischen Schritt entschieden: Der größte Motorradhersteller der Welt lässt einen Rahmen bei den Moto2-Dominatoren von Kalex entwickeln.

In der Moto2 gewann Kalex seit 2013 alle WM-Titel, Foto: Tobias Linke
In der Moto2 gewann Kalex seit 2013 alle WM-Titel, Foto: Tobias Linke

Schon im Vorjahr kam es zu einer ersten Zusammenarbeit zwischen Honda und dem kleinen deutschen Chassisbauer mit nur acht Angestellten. Damals konstruierte das Team rund um Mastermind Alex Baumgärtel einen Schwungarm für die Honda RC213V, nun wird das Projekt auf den gesamten Rahmen ausgeweitet. Externe Hilfe in diesem Ausmaß sucht in der langen und ruhmreichen Geschichte Hondas ihresgleichen.

Ursprünglich wurde der neue Rahmen erst in Jerez Ende April erwartet, da von den ersten Designs bis zur endgültigen Fertigung dieses Bauteils normalerweise rund drei Monate vergehen. Bei Kalex scheint man nun aber Vollgas zu geben und so soll der neue Rahmen bereits von 4. bis 6. April bei einem Privattest in Jerez erstmals von Testfahrer Stefan Bradl ausprobiert werden, wie 'Autosport' berichtet.

Stefan Bradls Feedback wird entscheidend sein, Foto: LAT Images
Stefan Bradls Feedback wird entscheidend sein, Foto: LAT Images

Verläuft der Test erfolgreich, könnten die Honda-Einsatzfahrer, angeführt von Superstar Marc Marquez, den neuen Rahmen bereits beim Grand Prix von Amerika in Austin von 14. bis 16. April verwenden und müssten mit der bisherigen Version nur die ersten beiden Events des Jahres in Portugal und Argentinien bestreiten.

Auskünfte zur Zusammenarbeit von Seiten der involvierten Hersteller gibt es keine. Honda hält sich verständlicherweise bedeckt, kommt die Unterstützung von Kalex doch einer technischen Bankrotterklärung gleich. Und bei Kalex darf man über die Partnerschaft nicht sprechen. Honda ließ die Mannschaft aus Bobingen eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben.