Die MotoGP beschloss schon kurz nach dem Beginn der Saison 2022, dass die automatischen Fahrwerkabsenkungen, als Ride Height Devices bekannt, für 2023 in der Motorrad-WM nicht mehr erlaubt sein werden - allerdings nur an der Front. Ducati experimentierte zu Beginn des vergangenen Jahres mit derartigen Systemen, konnte sie aber nie so weit weiterentwickeln, dass sie bei einem Rennen einsetzbar waren.

Die Ride Height Devices an der Hinterachse sind innerhalb des MotoGP-Paddocks aber viel weiter verbreitet. Seitdem die Innovationsmaschinerie bei Ducati 2018 erstmals ein Holeshot-Device als Starthilfe in der MotoGP debütieren ließ, sind inzwischen alle Werke nachgezogen und verwenden ebenfalls Ride Height Devices.

MotoGP: Wann wird die Ride Height Device hinten verboten?

Doch wie lange noch? Die MotoGP arbeitet daran, auch die hinteren Fahrwerkabsenkungen zu verbieten. Bislang hielt man sich mit diesem Schritt allerdings noch zurück. MotoGP-Technikdirektor Corrado Cecchinelli sagte gegenüber 'Crash.net': "Es ist unsere Absicht, die Hersteller aufzufordern, ein Verbot (des Ride Height Device) am Heck in Betracht zu ziehen, wenn es einen angemessenen Zeitrahmen gibt."

Heißt im Klartext: Die MotoGP möchte zwar die Ride Height Devices komplett verbieten, aber nur mit Zustimmung der Teams. Im Moment gilt so eine Übereinkunft jedoch als sehr unwahrscheinlich. Deshalb könnte es bis zum Laufzeit-Ende des derzeitigen MotoGP-Vertrags zwischen der Dorna und den Herstellern dauern.

Verbot erst nach Hersteller-Einigung

Das Ende dieser Regelperiode ist auf die Saison 2026 angesetzt. Ein Verbot könnte also ohne Zustimmung der Teams frühestens 2027 kommen. "Wir wollen bis 2027 nicht über größere Veränderungen oder eine große Revolution nachdenken, also bewegen wir uns bis dahin in kleinen Schritten. Es sei denn, alle sind sich einig, wie es zum Beispiel bei den nachhaltigen Kraftstoffen der Fall war", erklärte Cecchinelli.

Ab 2024 wird in der Motorrad-WM in allen Klassen zu 40 Prozent nicht fossiler Kraftstoff verwendet werden. Ab 2027 soll der Sprit in der Weltmeisterschaft zur Gänze aus erneuerbarem Sprit bestehen.

Abgesehen davon steht aber noch nicht fest, wie die neuen MotoGP-Regeln ab 2027 aussehen sollen. "Je früher wir uns mit den Herstellern über das Paket für 2027 einigen können, desto besser. Dann kann man nämlich größere Änderungen vornehmen, wenn die Hersteller genug Zeit haben, sich darauf vorzubereiten", ergänzte Cecchinelli.

Der Technikchef der MotoGP erklärte auch, warum man beim Verbot der vorderen Ride Height Devices vorging, obwohl nicht die Zustimmung sämtlicher Teams vorhanden war. Der Vorschlag sei zwar von der Dorna gekommen, aber zu einem Zeitpunkt, als man noch nicht wusste, dass Ducatis System schon fast für den Rennbetrieb gerüstet war.

"Wir waren bereit, den Vorschlag zurückzuziehen. Aber eine große Mehrheit der Hersteller war immer noch dafür, es zu verbieten und pochte darauf. So wurde das Voting am Ende durchgewinkt", erklärte Cecchinelli. Abgesehen von Ducati stimmten alle Hersteller für ein Verbot. Obwohl das vordere Ride-Height-System während der abgelaufenen MotoGP-Saison legal blieb, wurde es bei den Ducatisti nie flächendeckend eingesetzt.

Da die Vorteile überschaubar waren, das Device das Handling negativ beeinflusste und gleichzeitig mit der MotoGP-Saison 2023 das Verbot immer näher rückte, wurde abgesehen von etwas Entwicklungsarbeit an Rennwochenenden, die das Pramac-Duo vornahm, keine weiteren Anstrengungen mehr in die Richtung unternommen.