Ducati begibt sich ab 2023 in einen neuen Bereich des Motorradsports. Die Dominatoren der abgelaufenen Saison mit den Titeln in MotoGP und Superbike-WM durch Francesco Bagnaia und Alvaro Bautista gehen in diesem Jahr auch mit Elektropower an den Start. Das Werk aus Borgo Panigale ist der neue Ausrüster der MotoE. Die 'V21L' löst damit das bisherige Modell des ebenfalls italienischen Herstellers Energica ab. Der mit der Dorna abgeschlossene Vertrag umfasst dabei die nächsten vier Saisonen bis einschließlich 2026.

Nach einem Jahr mit Testfahrten durch Michele Pirro, Alex de Angelis und Chaz Davies, hat nun die Produktion der neuen MotoE-Bikes begonnen. 23 Motorräder werden von der neu aufgebauten MotoE-Rennabteilung Ducatis bis Mitte Februar produziert werden. 18 davon gehen in den Rennen an den Start, die weiteren 5 sind als Ersatzmaschinen vorgesehen. Die MotoE-Piloten werden ihre neuen Arbeitsgeräte erstmals vom 6. bis zum 8. März in Jerez testen können. Danach folgt ein weiterer Dreitagestest ab dem 3. April in Barcelona. Das Renndebüt der ersten E-Ducatis wird dann im Rahmen des Frankreich Grand Prix der MotoGP am 13. Mai in Le Mans erfolgen.

Für Ducati ist die neue Rolle als Ausrüster der E-Rennserie keineswegs nur ein PR-Gag. Geschäftsführer Claudio Domenicali betont, dass es sich hier um ein Rennlabor für die Serie handelt: "Der Produktionsstart bei Ducati MotoE ist ein historischer Moment für unser Unternehmen, da wir mit diesem Projekt die Technologien der Zukunft in der Motorradwelt studieren. Es ist ein wichtiger Bereich zum Experimentieren, in dem wir investieren, um Know-How aufzubauen. So wollen wir bereit sein, wenn die Batterietechnologie den Bau eines aufregenden elektrischen Straßenmotorrads zulässt, das das Gewicht, die Leistung und die Reichweite hat, die Biker von einer Ducati erwarten. Deswegen begeben wir uns auf dieses neue Abenteuer, mit dem Ziel unsere Leute und Fähigkeiten firmenintern so weiterzuentwickeln, dass wir die Zukunft für eine elektrische Straßen-Ducati formen können."

Der Rahmen des Chassis der V21L ist daher auch auf Basis des Straßenmotorrads Panigale V4 entwickelt worden. Trotz des Ziels eines Lerneffektes für die Straßenentwicklung bezeichnet Ducati sein neues Bike als 'die MotoGP der Elektromotorräder'. Kein Wunder, denn der Schwingarm basiert auf der Desmosedici aus der Königsklasse. Im Vergleich zum Vorgängermodell von Energica wurde die Motorleistung jedoch nur um 3 PS auf 150 Pferdestärken erhöht. Das neue Bike wird trotzdem deutlich effizienter und schneller sein. Zum einen entwickelt es diese Leistung, obwohl es nur 18 kWh Speicherkapazität im Vergleich zu den über 20 des Vorgängers hat. Zum anderen wurde das Gewicht um fast 30 Kilogramm auf 225 KG gesenkt. Damit liegt Ducati sogar 12 Kilo unter dem Wert, den sich Dorna und FIM bei der Ausschreibung erwartet hatten. Das neue MotoE-Geschoss soll in der Spitze bis zu 275 km/h erreichen.

Die Fertigung der V21L läuft, Foto: Ducati
Die Fertigung der V21L läuft, Foto: Ducati

MotoE soll weg für Klimaneutrale Ducatis ebnen

Der Grund für Ducatis MotoE-Engagement mit dem Fernziel eines elektrischen Straßenmotorrads liegt auf der Hand: Auch der Sportmotorradhersteller will sich in Sachen Umwelt engagieren. Claudio Domenicali sieht sein Unternehmen dazu in der Pflicht: "Die Nachhaltigkeit der Umwelt ist etwas, das alle Menschen und alle Unternehmen als Priorität ansehen müssen, wenn die Balance unseres Planeten weiterhin erhalten werden soll."

Das Team der neuen Abteilung soll auch Vorreiter in Sachen Umwelt werden, Foto: Ducati
Das Team der neuen Abteilung soll auch Vorreiter in Sachen Umwelt werden, Foto: Ducati

Für Ducati ist die MotoE also nicht nur eine sportliche Spielwiese. Der Geschäftsführer setzt aber in der Umweltfrage nicht nur auf den Elektroantrieb: "Das MotoE-Projekt ist für Ducati auch ein entscheidender Schritt, um die Reduktion unserer CO2-Emissionen zu reduzieren. Daneben forschen wir an synthetischen Kraftstoffen, die die CO2-Emissionen unserer Verbrennungsmotoren auf Null reduzieren können." Der Sound von Ducati-Verbrennungsmotoren wird also wohl nicht so schnell von den Straßen und Rennstrecken dieser Welt verschwinden.