Der Winter 2022/2023 wird zu einer entscheidenden Phase in Marc Marquez' Karriere werden. Nach seiner vierten Operation am rechten Oberarm im vergangenen Juni hatte Marquez ja die letzten sechs MotoGP-Saisonrennen in der abgelaufenen Saison bestritten, allerdings mit einem weit von voller Fitness entfernten rechten Arm. Das soll sich in den kommenden Monaten ändern.

Denn 2023 will Marquez, sofern es ihm sein technisches Paket bei Honda erlaubt, wieder um den Weltmeistertitel kämpfen. "Ich hoffe jedes Jahr, dass es dieses Mal DAS Jahr wird", gesteht Marquez. "Wir werden es sehen. Die Sache ist die: Ich weiß noch nicht, wo mein Maximum mit diesem rechten Arm liegt. Er wird sicher nicht mehr so funktionieren wie mein linker Arm. Dieser Arm wurde vier Mal aufgeschnitten. Ich hatte vier unterschiedliche Operationen. Da kann nicht mehr alles normal sein. In diesem Winter gilt es aber herauszufinden, wo das Limit ist. Ich glaube, dass ich noch deutlich zulegen kann."

Fortschritte erkennt Marquez aber schon jetzt: "Schritt für Schritt kehre ich zu einem normalen Leben zurück. Ich konnte beispielsweise bereits wieder Padel spielen (ein vor allem in Spanien und Südamerika beliebtes Spiel, das Tennis ähnelt, Anm.). Ich war vor meiner Verletzung schon nicht gut, aber jetzt war es noch schlechter. Ich habe gespürt, dass dafür noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich muss noch warten, denn ich habe Einschränkungen gespürt. Auch Motocross bin ich schon gefahren, aber auch dafür war es noch zu früh."

Rückschläge, die Marquez als normal betrachtet. "Ich versuche herauszufinden, wo das Limit ist", erklärt er. "Das Wichtigste ist, dass ich mich von Woche zu Woche besser fühle. Irgendwann wird dann ein Punkt kommen, an dem der Fortschritt ausbleibt. Dann wissen wir, was 100 Prozent mit diesem Arm jetzt bedeuten." In knapp zwei Monaten beginnt das MotoGP-Jahr 2023 offiziell mit den Testfahrten in Sepang von 10. bis 12. Februar.

Marquez' Leidensgeschichte sucht selbst in der verletzungsreichen Geschichte der MotoGP ihres gleichen. Am 19. Juli 2020 bricht er sich in Jerez den rechten Oberarm. Zwei Tage später wird er von Dr. Xavier Mir in Barcelona operiert, weitere vier Tage später wagt Marquez sein MotoGP-Comeback. Dieses muss er aber nach wenigen Runden abbrechen. Am 3. August muss sich der Honda-Star erneut unters Messer legen: Die Platte im Oberarm hatte sich durch eine Überbelastung gelockert und muss entfernt werden. Eine neue Platte wird eingesetzt, neue Bohrungen durch den Knochen sind nötig. Marquez fällt für die gesamte restliche Saison aus.

Anfang Dezember 2020 folgt der nächste Eingriff. Die Heilung war nicht wie gewünscht verlaufen, die Bruchstelle hatte sich nicht geschlossen. Marquez entscheidet sich dieses Mal für ein neues medizinisches Team in Madrid. Ihm wird Knochenmark aus der Hüfte in den Oberarm transplantiert, um das Knochenwachstum zu beschleunigen. Beim Eingriff wird auch eine bakterielle Infektion an der Bruchstelle erkannt, Marquez muss wochenlang mit Antibiotika behandelt werden. Die Therapie schlägt schließlich an und er kann beim dritten Rennen 2021 in die MotoGP-Startaufstellung zurückkehren. Marquez bestreitet die gesamte Saison 2021 und beginnt auch das Jahr 2022 planmäßig, das Fahren seiner RC213V bereitet ihm allerdings große Schmerzen. Er entscheidet sich deshalb zu einer vierten Operation Anfang Juni in den USA. Bei dieser wird der Knochen vollständig durchtrennt und eine entstandene Fehlstellung korrigiert. Beim Aragon-GP im September kehrt Marquez zurück.