Gut drei Jahre trennen die Marquez-Brüder Marc und Alex. Marc kam am 17. Februar 1993 zur Welt, Alex am 23. April 1996. Dieser Abstand reichte aus, um lange Zeit eine direkte Auseinandersetzung zwischen den Geschwistern zu vermeiden. Als Alex 2012 in die Moto3 einstieg, war Marc bereits in der Moto2 angekommen. Und als es Alex 2015 in die Moto2 schaffte, war Marc bereits zweifacher MotoGP-Champion.

Erst 2020 kreuzten sich die Wege der beiden Brüder auf der Rennstrecke. Nach dem spontanen Rücktritt von Jorge Lorenzo mit Saisonende 2019 musste Honda kurzfristig Ersatz finden - und fand den im frischgebackenen Moto2-Weltmeister. Marc und Alex wurde 2020 Teamkollegen im Repsol Honda Team. Sie bestritten aber nur ein gemeinsames Rennen, ehe seine schwere Oberarmverletzung Marc Marquez monatelang zum Zusehen zwang.

Die Marquez-Brüder gemeinsam in Repsol-Farben: Ein seltenes Bild, Foto: LAT Images
Die Marquez-Brüder gemeinsam in Repsol-Farben: Ein seltenes Bild, Foto: LAT Images

Im Frühjahr 2021 kehrte Marc auf die Rennstrecke zurück. Alex hatte das Repsol Honda Team mittlerweile verlassen müssen, blieb beim Rennstall von LCR aber im HRC-Lager. Auch diese Ära ist mittlerweile Geschichte. Für 2023 hat Alex bei Ducati und Gresini Racing angedockt, im November konnte er in Valencia bereits die ersten Testfahrten auf der Desmosedici GP bestreiten.

Somit fahren die Marquez-Brüder - mittlerweile 29 und 26 Jahre alt - 2023 erstmals in der MotoGP auf unterschiedlichen Marken gegeneinander. Marcs Vertrag bei Honda läuft ja noch bis Ende 2024. Eine ungewohnte Situation also für die Geschwister, die sich bei den MotoGP-Europarennen an der Strecke sogar ein Motorhome teilen.

Marc Marquez bastelt an neuem Image: Das Ende des Feindbilds?: (04:41 Min.)

"Das Motorhome werden wir uns auch weiterheilen teilen. Wir haben es erst in diesem Jahr neu folieren lassen. Das war teuer!", scherzt Alex. "Vielleicht können wir eine Trennwand einbauen, so wie es damals bei Rossi und Lorenzo in der Yamaha-Box war. Die muss wenn dann aber auch Marc bezahlen." Der jüngere der beiden Marquez-Brüder sieht aber tatsächlich kein Problem in der familiären Beziehung: "Wir haben auch bislang an einem Rennwochenende nicht viel über die MotoGP gesprochen. Das wollten wir immer trennen. Am Abend schauen wir beispielsweise ein Fußballspiel und versuchen, einmal nicht an unseren Sport zu denken."

MotoGP 2023: Neues Kapitel für Alex Marquez

Der Wechsel zu Ducati könnte für Alex Marquez die große Chance sein, zumindest teilweise aus dem Schatten seines älteren Bruders zu treten. Trotz Weltmeistertiteln in der Moto3 und Moto2 sind Alex Marquez' Erfolge in der Königsklasse bislang überschaubar. In seiner Debütsaison bei Repsol Honda holte er immerhin noch zwei Podiumsplatzierungen, in den folgenden beiden Jahren in LCR-Farben war ein einziger vierter Platz sein bestes Ergebnis auf der schwierig zu fahrenden Honda. Die Ducati Desmosedici hingegen ist aktuell das beste Motorrad der MotoGP. Auf ihr konnten in der abgelaufenen Saison gleich sechs Fahrer ein Top-Drei-Resultat einfahren.