Die MotoGP-Saison 2022 verlief für KTM alles andere als schlecht. Brad Binder landete auf dem sechsten Gesamtrang der Fahrer-WM, in der Teamwertung wurde man Vizeweltmeister hinter Ducati und auch in der Herstellerwertung fehlten nur 16 Punkte auf den Rang des Vizeweltmeisters. Will man 2023 noch weiter vorne landen, muss an der KTM RC16 aber weiter nachgebessert werden - daran besteht kein Zweifel.

Das weiß man auch in der Motorsportabteilung der Österreicher. Ein Feld, in dem man noch viel unausgeschöpftes Potenzial sieht, ist die Aerodynamik. "Das ist etwas, das wir nie unterstützt haben", erklärt Motorsportchef Pit Beirer. "Wir haben uns immer ein Reglement gewünscht, dass weniger aerodynamische Entwicklungen zulässt, weil wir denken, dass diese Elemente der Klasse nicht helfen und nur unnötige Kosten erzeugen. Wir wurden leider nicht erhört. Wir wollen aber in der MotoGP Erfolg haben und müssen uns deshalb dieser Herausforderung stellen."

KTM-Boss Beirer ist kein Freund der Aerodynamik, Foto: KTM
KTM-Boss Beirer ist kein Freund der Aerodynamik, Foto: KTM

Die neue Stoßrichtung ist für Beirer deshalb logisch: "Es ist ganz klar, dass wir in diese Richtung stärker entwickeln werden. Wir haben da zuletzt sicher einen Schritt verpasst, weil wir eben auf diese Reglementänderung gehofft haben. Dieses aerodynamische Wechselspiel hinzubekommen ist ja auch eine faszinierende Angelegenheit, die uns viel Spaß macht. Leider kostet sie aber auch eine Menge Geld."

Genau von den hohen Kosten der Aerodynamikentwicklung könnte KTM nun aber über Umwege profitieren. In der Formel 1 wurde 2021 eine Budgetobergrenze von 145 Millionen US-Dollar pro Team eingeführt. In der abgelaufenen Saison sank diese weiter auf 140 Millionen, ab 2023 sind gar nur noch 135 Millionen erlaubt. Das zwang die Rennställe zu Entlassungen und Umschichtungen des Personals, um Geld einzusparen.

Die Aerodynamikabteilungen der Formel 1 spielen in einer anderen Liga, Foto: Mercedes-AMG
Die Aerodynamikabteilungen der Formel 1 spielen in einer anderen Liga, Foto: Mercedes-AMG

Red Bull Racing transferierte deshalb einige Ingenieure zum Schwesterunternehmen Red Bull Advanced Technologies. Dort wird an Fahrrädern, Segelbooten oder Hypercars gearbeitet - und nun auch an den MotoGP-Bikes von KTM. "Wir sind da vielleicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort", sagt Teammanager Francesco Guidotti gegenüber 'Crash'."

"Wir sind sehr glücklich über diese Zusammenarbeit", bestätigt Motorsportchef Beirer. "Wir arbeiten da wirklich den Allerbesten zusammen und können uns das Thema Aerodynamik so intensiv vornehmen. Wir freuen uns jetzt bereits auf die ersten Teile, die in den Windkanal kommen. Man wird schon im neuen Jahre erste Akzente am Motorrad sehen, die mit Sicherheit unsere Fahrer unterstützen und das Bike besser machen."