Nach seinem dritten Platz in Aragon verlies Aprilia-Kapitän Aleix Espargaro Europa mit absolut intakten Titelchancen in Richtung Asien-Tour. Nach den vier Rennen dort besteht auch mathematisch keine Hoffnung mehr. Die beste Platzierung aus Japan, Thailand, Australien und Malaysia war ein neunter Platz auf Phillip Island. Zum Vergleich: Zuvor hatte Espargaro in 15 Rennen nur einmal schlechter als Platz Neun abgeschnitten.

Nach seinem zehnten Platz in Malaysia war der Katalane ratlos: "Ich weiß einfach nicht, was los war. Wir waren heute sehr langsam, besonders auf der Geraden war das Bike langsam. Es gab keinerlei Traktion und hatte von Anfang an keinen Grip. Ich habe alles gegeben, was ging. Ich habe wie die Hölle gepusht, bis zur letzten Runde, weil ich wusste, dass jeder einzelne Punkt wichtig ist für den dritten Platz in der WM. Es war aber nicht genug, ich war viel zu langsam. Die letzten vier Rennen waren ein Albtraum."

Dass man auch mit einem mäßigen Startplatz nach vorne kommen kann, bewiesen in Sepang seine ehemaligen WM-Kontrahenten Francesco Bagnaia und Fabio Quartararo. Für Espargaro hingegen ging aber so gut wie gar nichts nach vorne: "Ich kam in Runde Zwei von der Strecke ab, weil ich mit dem neuen Reifen keinerlei Grip hatte. Das hat zu einem Fehler geführt und ich habe versucht, so viel wie möglich wieder aufzuholen. Aber es war heute sehr schwer zu überholen, also habe ich nur 3 oder 4 Positionen wiedergutgemacht. Als ich auf Platz 10 hinter Zarco angekommen war, konnte ich ihn nicht überholen."

Doch warum fährt der 33-Jährige auf einmal hinterher? Mit Blick auf den Teamkollegen kann er die Fehlersuche zumindest eingrenzen: "Wir versuchen noch herauszufinden, was los ist. Ich weiß es nicht. Es ist zu 100% irgendein technisches Problem. Beide Fahrer hatten dieselben Probleme. Es war nicht mehr so wie in Europa. Als ich dort nicht auf dem Podium war, dann war es zumindest Maverick [Vinales, Anm. d. Red.]. Ich glaube abgesehen von Barcelona war immer eine der beiden Aprilias auf dem Podest. Jetzt waren wir nicht einmal nahe an den Top 10. Das ist schon verrückt." Vinales verpasste in Malaysia als 16. sogar die Punkteplatzierungen.

Schwache Pace der Aprilia und dann auch noch Morbidelli….

Neben der Schwäche seines Bikes gab es noch einen weitern Grund für Espargaros Frustration. Wie schon am Samstag machte sich Yamaha-Pilot Franco Morbidelli bei seinen Fahrerkollegen nicht gerade beliebt: "Ich weiß nicht was der Typ [Morbidell, Anm. d. Red.] hier macht. Ich weiß nicht, ob er mit dem Kopf hier oder auf einem anderen Planeten ist. Sie geben ihm an fast jedem Rennen eine Strafe, aber er macht einfach weiter dumme Dinge. Ich weiß also nicht weiter. Er hat mich in Thailand zweimal berührt, als es nur um Platz 11 ging. Das habe ich schon nicht verstanden. Heute hat er mich noch viel härter gerempelt, da weiß ich gar nicht warum ich nicht gestürzt bin. Und das alles für einen zehnten Platz."

Espargaro forderte härtere Strafen für den Italiener, da sich dieser lernresistent zeige: "Sie haben ihm 3 Sekunden aufgebrummt, das war gut, denn es hat mir einen wichtigen Punkt eingebracht. Ich denke aber er muss mal als Letzter oder von der Boxengasse aus starten. Sie geben ihm ein paar Strafen, aber es wird nicht besser. Ich verstehe ihn nicht, ich hatte einfach nur viel Glück, nicht gestürzt zu sein."

Aprilias Saison historisch, aber Ende traurig

Die Bilanz der Asientournee ist bitter: Kein WM-Titel und kein Podestplatz. Das Saisonfazit Espargaros ist daher gemischter Natur: "Ich bin heute sehr enttäuscht und sehr traurig. Dennoch bin ich sehr stolz auf alle hier bei Aprilia: Auf mich selbst, meinen Teamkollegen und alle in Noale. Was wir diese Saison erreicht haben, war historisch. Das wird für immer bleiben. Gleichzeitig ist die Art und Weise, wie wir die Saison beenden, traurig. Wenn wir unser Level in den letzten vier Rennen gehalten hätten, dann würde ich mit Chancen nach Valencia reisen. Aber wir haben es verloren. Es scheint so als war der Traum für uns noch zu groß. Hoffentlich lernen wir daraus und sind in Zukunft dann bereit."

Doch vor dem erneuten Angriff auf den Titel 2023 gibt es noch etwas zu tun: "Es fehlt an mechanischem Grip und an Leistung. Wir müssen in allen Bereichen eine große Untersuchung starten, um das zu verstehen. Das wird wichtig für die Zukunft, aber auch schon in Valencia. Ich will die Saison mit einem Hoch beenden. Hoffentlich finden wir etwas."