Mit diesem Sieg hätte Francesco Bagnaia wohl kaum gerechnet. Der Ducati-Pilot erlebte vor dem Rennen in Sepang ein durchwachsenes Wochenende mit zwei Stürzen und nur dem neunten Startplatz. Das einzig Positive war, dass auch seine WM-Rivalen Fabio Quartararo und Aleix Espargaro keine gute Leistung zeigten und sogar noch hinter ihm in den Malaysia Grand Prix gingen.
Die schlechte Ausgangslage machte Bagnaia aber schon auf den ersten paar Metern wieder wett. Der Italiener erklärte, welche harte Arbeit zu seinem Sensationsstart von Platz 9 auf Platz 2 geführt hatte: "Nie hatte ich einen besseren Start, das war unglaublich. Ich hatte eigentlich einen Mangel an Starterfahrung, weil ich Stürze in FP2 und FP3 hatte. Auch heute Morgen war das Gefühl noch nicht gut. Aber beim Test in Barcelona haben wir das Startsystem in Sachen Drehzahl verändert, das war gut für uns. Dort habe 23 Startübungen gemacht, da wurde ich immer besser darin. Heute war der Start perfekt: Die Reaktionszeit war perfekt und auch das Lösen der Bremse war optimal. Sofort habe ich eine ganze Startreihe überholt und auch das Bremsen in Kurve Eins war zwar riskant, aber wirkungsvoll."
Statt im Mittelfeld fand sich der Ducati-Pilot auf einmal im Kampf um den Sieg wieder. Die Pace des Polesitters war jedoch auf einem anderen Level: "Nachdem die ersten beiden Kurven absolviert waren, war ich erst einmal beruhigt. Ich wollte meine Pace kontrollieren. Jorge [Martin, Anm. d. Red.] pushte hart. Als ich ihm folgen wollte merkte ich: Das ist zu viel für mich. Also nahm ich zurück."
Bagnaia vs. Bastianini Reloaded: Sieg auf der Bremse
Doch Pramac-Pilot Martin übertrieb es in Runde 7, so ging Bagnaias Blick nach hinten zu seinem nächstjährigen Teamkollegen. Dabei war natürlich auch die WM im Hinterkopf: "Dann ist er [Martin, Anm. d. Red.] unglücklicherweise gestürzt. Seine Pace hätte meinen Hinterreifen zerstört. Der heikle Punkt war, als Enea [Bastianini, Anm. d. Red.] mich überholte. Ich wusste, dass Fabio [Quartararo, Anm. d. Red.] Dritter war, also musste ich vorsichtig sein. Ich überholte zurück und bremste hart, sodass es keine Möglichkeit mehr für ihn gab. Das war hart, aber der beste Moment meiner Saison."
Bastianini und Bagnaia hatten sich bereits in Misano und Aragon Duelle bis zur Ziellinie geliefert. Diesmal blieb jedoch der Angriff von 'La Bestia' gegen 'Pecco' aus, denn letzterer war vorbereitet: "Zwei Runden vor Schluss fuhr ich etwas langsamer, damit die Hinterreifen nicht noch mehr überhitzten. So konnte ich in der letzten Runde pushen. Ich sah, dass Enea einen Fehler in Kurve 9 machte, da war mein Sieg sicher."
Titel einfach nach Hause fahren? Bagnaia ist gewarnt
Aufgrund des Dritten Platzes von Fabio Quartararo ist die MotoGP-WM 2022 trotz des Sieges des Ducati-Hoffnungsträgers allerdings noch nicht entschieden. Bagnaia ist gewarnt vor einer vermeintlich komfortablen Führung vor dem WM-Finale in Valencia: "Es ist natürlich eine andere Situation mit 23 Punkten Vorsprung. Aber es ist auch zu einfach zu sagen: Werde 14., falls er gewinnt. Manchmal hast du mehr Probleme, wenn du besonders vorsichtig sein willst. Ich werde versuchen mein normales Wochenende zu fahren und clever zu agieren. Ich will einfach gute Arbeit abliefern und wenn möglich gewinnen."
Trotz des Sieges will der WM-Favorit seine Lehren aus dem Wochenende in Sepang ziehen: "Ich will mich jetzt erst einmal erholen. Das Wochenende war anstrengend, aufgrund meiner Stürze von gestern. In Valencia will ich stark sein, ohne diese Stürze. Unsere Pace heute war gut genug, ohne dass wir etwas Verrücktes versuchen zu mussten." Eine Prognose zum Kräfteverhältnis in Spanien wollte der Italiener nicht abgeben. Einen Wunsch für das wohl wichtigste Rennen seiner Karriere hatte er dann aber doch parat: "Wir müssen bis zum Freitag in Valencia warten, um zu wissen, wie es dort aussieht. Ich hoffe, dass es trocken sein wird."
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