Francesco Bagnaia erlebte in Sepang einen ereignisreichen Qualifying-Tag. Eine Blockade durch VR46-Academy-Kollege Franco Morbidelli und ein Sturz in der finalen Phase von FP3 sorgten dafür, dass er den schwierigen Gang durch ein hochkarätig besetztes Q1 antreten musste. Der Italiener hielt dem Druck allerdings stand und qualifizierte sich souverän als Erster für Q2, wo er dann drei Minuten vor Ende jedoch erneut stürzte.

Ohne konkurrenzfähige Zeit mit frischem Soft-Hinterreifen wurde Bagnaia in der Folge bis auf Platz neun durchgereicht, wodurch er den Malaysia-GP und seinen ersten Matchball im MotoGP-WM-Kampf 2022 nur aus der dritten Reihe in Angriff nehmen wird. "Ich war nicht clever genug", gesteht der Italiener nach Quali-Ende. "Meine Pace war gut genug, um auch ohne zu viel Risiko in die erste Reihe zu fahren. Aber in Turn 4 wollte ich es zu sehr, ich war anderthalb Zehntel unter der Zeit. Dann habe ich die Front verloren. Das war mein Fehler."

Glück im Unglück für Bagnaia: Seine WM-Rivalen erlebten ähnlich schwache Qualifyings. Aleix Espargaro stürzte ebenfalls und startet von Platz zehn, Fabio Quartararo sogar nur vom zwölften Rang. Die Hoffnung, den Titelgewinn schon in Sepang klarzumachen, hat der Ducati-Pilot deshalb noch nicht aufgegeben.

"Mein Gefühl auf dem Bike ist unglaublich. Ich kann die Bremse voll ausreizen und viel Speed durch die Kurven tragen. Der Grip mit 21 Runden alten Reifen war toll", berichtet Bagnaia sichtlich zufrieden. Das 4. Freie Training hatte er genutzt, um eine vollständige Rennsimulation mit dem weichen Hinterreifen zu absolvieren. Dabei beeindruckte er mit starker Pace und war selbst in den letzten Runden nur knapp dreieinhalb Zehntel langsamer als die Bestzeit von Marco Bezzecchi. "FP4 war wirklich gut. Ich war sehr schnell und konstant mit gebrauchten Reifen", weiß er selbst.

Bagnaia: Titelgewinn in Malaysia keine Pflicht!

Allerdings zeigten auch Jorge Martin, Enea Bastianini oder eben Bezzecchi im 4. Freien Training eine starke Rennpace. An ihnen vorbeizukommen, dürfte von Startplatz neun aus ohne externe Hilfe schwierig werden. Jedoch handelt es bei allen Dreien auch um Ducati-Piloten. Bagnaia fordert deshalb vom gemeinsamen Arbeitgeber: "Wenn sie die Möglichkeit haben, zu gewinnen, werden sie das auch versuchen. Morgen ist also vielleicht der Tag für eine Teamorder gekommen."

Bisweilen hatte sich der 25-Jährige immer gegen eine solche Stallorder gewehrt und wollte den Titel aus eigener Kraft einfahren, das scheint sich so kurz vor Saisonende jetzt aber geändert zu haben. Schafft es Bagnaia, elf Punkte mehr als Quartararo zu erzielen und maximal zwei auf Espargaro zu verlieren, wäre er bereits in Malaysia erstmals MotoGP-Weltmeister.

"Natürlich wäre es schön, es [die Weltmeisterschaft, Anm.] schon morgen klarzumachen", sagt der Ducati-Pilot. Erzwingen wolle er den Titelgewinn im vorletzten Saisonrennen allerdings auch nicht: "Das wäre die falsche Herangehensweise. Wenn ich weitere Punkte gutmachen kann, haben wir in Valencia zwar mehr Druck, aber auch einen größeren Vorsprung. Wir müssen morgen clever sein."