Zwischenfälle mit Tieren stehen auf Phillip Island schon seit vielen Jahren an der Tagesordnung. Beim bislang letzten Gastspiel der MotoGP in Australien im Jahr 2019 kam etwa Andrea Iannone einem Wallaby - einer Känguruart mit einer Körpergröße von bis zu 80 Zentimetern - gefährlich nahe. Oder 2015: Damals räumte der Italiener in der Startphase des Rennens eine Möwe mit geschicktem Kopfstoß aus dem Weg.

Auch im Jahr 2022 gab es wieder Vorfälle - allerdings auffallend viele. Am Freitag verfehlte Aleix Espargaro ein Wallaby im dritten Sektor nur um Haaresbreite. Sekunden später kreuzte das Tier die Strecke im Bereich um Turn 4 erneut. Am Samstag mussten dann das 3. Freie Training der Moto3 sowie Q2 der Moto2 vorzeitig abgebrochen werden, weil sich Vögel auf der Strecke aufhielten.

Andrea Iannone kollidierte 2015 mit einer Möwe, Foto: Ducati
Andrea Iannone kollidierte 2015 mit einer Möwe, Foto: Ducati

Die Stars der MotoGP zeigten sich darüber wenig erfreut - und fordern nun bessere Schutzmaßnahmen, um weitere Vorfälle in Zukunft zu verhindern. "Wir haben gestern in der Sicherheitskommission darüber gesprochen und ihnen gesagt, dass sie die Zäune verbessern müssen. Ich schaue mir diesen Zaun an und er ist nicht besonders hoch", beklagt etwa Alex Rins. Der Suzuki-Pilot warnt: "Wenn du ein Wallaby triffst, kann das nicht nur für das Tier unfassbar gefährlich sein, sondern auch für uns [Fahrer, Anm.]."

Espargaro findet ähnliche Worte: "Am Anfang [des Meetings, Anm.] haben alle gelacht, aber dann haben sie verstanden, wie wichtig das in Bezug auf unsere Sicherheit ist." Dass Tiere wie ein Wallaby auf die Strecke gelangen können, sei für den Routinier unakzeptabel. "Das ist verdammt gefährlich. Gegen die Vögel kannst du nichts machen, aber ein Wallaby darf nicht passieren. Ich war gestern mit 220 km/h unterwegs - wenn ich das Tier da treffe, gibt es einen riesigen Crash", mahnt er.

Miller kritisiert: Zwischenfälle mit Wild in Australien unvermeidbar

Lokalmatador Jack Miller zeigte Verständnis für die Sorgen seiner Kontrahenten, zweifelte aber an, dass die Zäune um den Phillip Island Circuit zu niedrig seien. "Ich weiß, dass die Zäune hier keine zwei Meter hoch sind, aber ich glaube nicht, dass dieses Känguru hier einfach reinspaziert ist. Ich würde eher sagen, dass es sich hier schon irgendwo eingegraben hatte und durch die Lautstärke dieser 300 PS starken Maschinen aufgeweckt wurde", vermutet er.

Der Australier glaubt nicht, dass dem Problem mit höheren Zäunen entgegengewirkt werden kann. Vielmehr sei es unlösbar: "Du wirst immer Zwischenfälle haben, wenn du auf einer Strecke mit einer so ikonischen Lage fährst." Er kritisiert: "Was sollen wir machen? Die ganze Insel ausrotten? Jeder weiß, dass es in Australien viel Wild gibt. Es gibt hier eben viele Tiere und nicht so viele Menschen. Das ist einfach anders als an anderen Orten der Welt."