Ab welchem Zeitpunkt sind die Bedingungen auf einer Rennstrecke zu gefährlich? Ab wann ist der Regen zu heftig, der Asphalt zu rutschig, der Wind zu stark oder die Sicht zu schlecht? Zu welchem Zeitpunkt muss eine laufende Session unterbrochen werden, um die Gesundheit der Fahrer nicht unnötig zu gefährden? All das sind Fragen, mit denen die Rennleitung der MotoGP rund um Renndirektor Mike Webb regelmäßig konfrontiert wird, aber auch Fragen, die sich nicht so einfach beantworten lassen.
In der Vergangenheit geriet die Rennleitung deshalb immer wieder in Kritik, weil sie zu spät reagierte. Allein 2022 gab es solche Fälle etwa in Portugal, den Niederlanden, Japan oder Thailand. Die MotoGP sucht deshalb nach Lösungen, um ihre Stars zu schützen - und eben diese haben nun selbst eine Möglichkeit gefunden.
"Wir haben in der Sicherheitskommission nach einem Knopf gefragt, den wir drücken können", verriet VR46-Pilot Luca Marini am Rande des Australien Grand Prix auf Phillip Island. "Und wenn etwa 80 Prozent des Feldes diesen Knopf gedrückt hat, zum Beispiel in einem Rennen, wird die Rote Flagge geschwenkt", führt er aus.
Der Italiener sieht diesen Knopf somit als Möglichkeit für die Fahrer, der Rennleitung zusätzliche Informationen zuspielen zu können. "Es ist nicht leicht, eine solche Entscheidung [über eine Session-Unterbrechung, Anm.] zu treffen, wenn du nicht selbst auf der Strecke bist. Wenn du das Rennen im TV verfolgst, erkennst du nichts", erklärt er.
Teamradio keine Alternative, Ablenkung zu groß
Zwar gibt es in der MotoGP schon seit vielen Jahren eine Methode, um die Rennleitung in eben genau solchen Fällen zur Roten Flagge aufzufordern - nämlich das Heben eines Armes - allerdings hält Marini hiervon nicht viel. "Wenn das drei, vier Fahrer machen, könnten sie sich damit nur in eine vorteilhafte Position bringen wollen", glaubt er. Eine geheime Abstimmung mittels Knopfdruck sei deshalb die deutlich bessere Variante, um ein realitätsgetreues Bild der Situation zu erhalten.
Eine weitere Möglichkeit um das zu schaffen, stellt auch das Teamradio dar - in vergleichbarer Form, wie es etwa auch in der Formel 1 zum Einsatz. Hiermit könnten die Piloten dann sogar direktes Feedback an Teams und Rennleitung weitergeben. Getestet wurde das Teamradio in der MotoGP letztmals vor zwei Jahren, die Idee dann allerdings wieder verworfen. Viele Fahrer nahmen es seinerzeit als zu große Ablenkung war.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. "Wir können nicht sprechen, das ist zu schwierig", bestätigt Marini, "aber einen Knopf könnten wir problemlos betätigen. Wir drücken ja während der gesamten Runde auf etwas herum, da kommt es auf einen Knopf mehr oder weniger nicht drauf an." Der Italiener meint: "Wir sind allem offen gegenüber, aber das ist die einfachste Option."
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