Vor Saisonbeginn 2022 hatte Aprilia in der MotoGP exakt ein Podium erobert. Aleix Espargaro wurde im Vorjahr in Silverstone Dritter. Aufgrund dieser mageren Bilanz ging der italienische Hersteller mit Concessions in das aktuelle Jahr. Nach dem Rennen in Jerez hatte man bereits die Marke von sechs Concession-Punkten überschritten und wird somit 2023 nicht mehr von den Vorteilen profitieren.

Einer dieser Vorteile wurde sogar bereits direkt nach dem Spanien-Grand-Prix gestrichen. Aprilia verlor das Recht auf unbegrenzte Testfahrten. Die Stammfahrer Aleix Espargaro und Maverick Vinales dürfen ihre Maschinen seither nur noch an den Rennwochenenden und bei offiziellen MotoGP-Tests bewegen.

P3 durch Espargaro in Jerez bedeutete das Ende der Concessions für Aprilia, Foto: LAT Images
P3 durch Espargaro in Jerez bedeutete das Ende der Concessions für Aprilia, Foto: LAT Images

Ein anderes Zugeständnis begleitet Aprilia aber noch durch das restliche Jahr 2022. Und dieses könnte im Kampf um den WM-Titel - Espargaro liegt aktuell 21 Punkte hinter Leader Fabio Quartararo - Gold wert sein. Als einziges Werk darf man im Laufe der Saison den Motor weiterentwickeln beziehungsweise sogar ein völlig neues Triebwerk bringen. Genau das könnte Aprilia im Laufe der zweiten Saisonhälfte machen.

Testfahrer Lorenzo Savadori, der zuletzt in Assen mit einer Wildcard am Start war, probierte dort einen neuen Motor erstmals am Rennwochenende aus. Aprilia bezeichnete Savadoris Maschine als Lab-Bike, also eine Art Versuchsmotorrad. Sein Feedback könnte darüber entscheiden, ob beziehungsweise wann die Einsatzfahrer ihre erste Ausfahrt damit bestreiten werden.

Lorenzo Savadori in Assen auf Aprilias Lab-Bike, Foto: LAT Images
Lorenzo Savadori in Assen auf Aprilias Lab-Bike, Foto: LAT Images

Eine Premiere an einem Rennwochenende ist vor allem für Aleix Espargaro unwahrscheinlich. Zu groß ist das Risiko. Standfestigkeitsprobleme sind zwar unwahrscheinlich, da die Motoren im Vorhinein rund 2.000 Kilometer auf dem Prüfstand getestet werden. Deutlich mehr als die rund 1.300 Kilometer, die im Rennbetrieb geleistet werden müssen. Fraglich ist aber natürlich, ob Espargaro und Vinales den Motor auch für gut befinden. Wäre das nicht der Fall, würde man ein oder gar zwei Exemplare aus dem neun Motoren starken Kontingent pro Fahrer verlieren - je nachdem, wie viele neue Triebwerke man homologieren lässt.

Aprilia darf als Concession-Hersteller 2022 ja noch neun Motoren pro Saison und Fahrer werden, die Konkurrenz nur sieben. Ein Vorteil, achtsam umgehen muss man mit dem Kontingent aber dennoch. Sowohl Espargaro als auch Vinales haben bereits je einen Motor verloren, drei weitere sind beziehungsweise kommen ans Ende ihrer Laufzeit, einer hat rund 600 Kilometer aus Assen in den Knochen. Vier neue Exemplare bleiben somit also für die verbleibenden neun Rennen.

Am wahrscheinlichsten scheint derzeit, dass Espargaro und Vinales den von Savadori getesteten neuen Motor beim offiziellen Test in Misano am 6. und 7. September erstmals fahren werden. Sind sie damit zufrieden, könnten die verbesserten Triebwerke in den letzten sechs Saisonrennen zum Einsatz kommen. Interessant: Mit Motegi, Buriram und Sepang sind darunter drei Strecken, auf denen Motorleistung von großer Bedeutung ist.