Nach vier Jahren mit der Energica Ego Corsa übernimmt Ducati ab der Saison 2023 die Belieferung der MotoE. Die V21L wurde am Donnerstag in Borgo Panigale vorgestellt. 18 Motorräder dieses Typs kämpfen im kommenden Jahr um den Titel in der Elektroserie.

Die Eckdaten: Das MotoE-Motorrad von Ducati hat ein Gesamtgewicht von 225 Kilogramm und damit 12 Kilogramm weniger als die von der Dorna und der FIM vorgeschriebenen Mindestanforderungen für ein Motorrad, das die Renndistanz absolvieren kann. Die maximale Leistung beträgt 150 PS und das maximale Drehmoment liegt bei 140 Newtonmeter. Auf einer Strecke wie Mugello sind damit Geschwindigkeiten von 275 km/h möglich.

Die Batterie folgt in ihrer Abmessung dem natürlichen Verlauf des zentralen Bereichs des Motorrads. Das Batteriepaket wiegt 110 Kilogramm und hat eine Kapazität von 18 kWh mit einer in das Heck integrierten 20-kW-Ladesteckdose. Im Inneren befinden sich 1.152 zylindrische Zellen des Typs "21700".

Der verbaute Wechselrichter ist mit seinem geringen Gewicht von 5 Kilogramm von einem Hochleistungsmodell abgeleitet, das im Rennsport für Elektrofahrzeuge eingesetzt wird, während der Motor (21 Kilogramm Gewicht und eine Höchstdrehzahl von 18.000 U/min) von einem Zulieferer nach den technischen Vorgaben von Ducati entwickelt wurde. Das gesamte System basiert auf einer Spannung von 800 V (bei voll aufgeladener Batterie), um die Leistung des elektrischen Antriebsstrangs und damit auch die Leistung und Reichweite zu maximieren.

Foto: Ducati
Foto: Ducati

Eine der fortschrittlichsten technischen Lösungen betrifft das Kühlsystem. Die Komponenten des Prototyps werden durch ein besonders ausgeklügeltes und effizientes Flüssigkeitssystem mit doppeltem Kreislauf gekühlt, das auf die unterschiedlichen thermischen Anforderungen der Batterie und der Motor-/Wechselrichtereinheit abgestimmt ist. Dies garantiert sehr gleichmäßige Temperaturen, was nicht nur für die konstante Abgabe der Leistung, sondern auch für die Ladezeiten von großem Vorteil ist. Es ist nicht notwendig, die Batterie abzukühlen, um mit dem Ladevorgang zu beginnen: Die MotoE-Maschine von Ducati kann sofort nach der Rückkehr an die Box aufgeladen werden. Es dauert etwa 45 Minuten, um bis zu 80 Prozent der Reichweite zu erreichen.

Das Carbongehäuse der Batterie fungiert auch als Teil des Chassis. Diese Konstruktion erinnert an die der Ducati Panigale V4, bei der der Motor ein tragendes Element ist und mit einem Aluminium-Monocoque-Frontrahmen verbunden ist, der lediglich 3,7 Kilogramm wiegt. Das Heck besteht aus einer 4,8 Kilogramm schweren Aluminiumschwinge mit einer Geometrie wie bei der Ducati Desmosedici, die in der MotoGP eingesetzt wird. Der hintere Hilfsrahmen, der das Heck und den Fahrersitz integriert, ist aus Carbon gefertigt.

Die Aufhängung besteht aus einer Öhlins NPX 25/30 Upside-Down-Gasdruckgabel mit einem Standrohr-Durchmesser von 43 Millimeter. Diese Federgabel stammt aus der Superleggera V4. Am Heck arbeitet ein Öhlins TTX36 Federbein, das vollständig einstellbar ist. Auch der Lenkungsdämpfer ist voll einstellbar und wird ebenfalls von Öhlins hergestellt.

Die Bremsanlage wird von Brembo geliefert und ist für die spezifischen Anforderungen der MotoE ausgelegt. Vorne sind zwei Stahlscheiben mit einem Durchmesser von 338,5 Millimetern verbaut. Die Dicke der Bremsscheiben variiert zwischen 6,8 und 7,4 Millimetern. Der innere Ring verfügt über Kühlrippen, um die Fläche zu vergrößern und somit die Wärme unter den extremen Einsatzbedingungen auf der Rennstrecke besser abzuleiten. Es sind zwei GP4RR M4 32/36 Bremssättel verbaut, die über eine PR19/18 Radial-Bremspumpe bedient werden. Am Hinterrad wirkt der P34 Bremssattel auf eine Einzelscheibe mit 220 Millimetern Durchmesser und 5 Millimetern Dicke, der über eine PS13 Bremspumpe angesteuert wird. Die Teams können ihre Motorräder auch mit einer optionalen hinteren Bremsbetätigung am linken Lenkerstummel ausstatten, die der Fahrer als Alternative zur Fußbremse verwenden kann.

MotoE-Tech-Talk: Die Ducati V21L erklärt: (09:22 Min.)

An der Entwicklung der MotoE-Maschine von Ducati war auch das Testteam von Ducati Corse unter der Leitung von Marco Palmerini beteiligt, das auf der Rennstrecke nach den gleichen Methoden wie in der MotoGP arbeitete, auch dank der Unterstützung von Fahrern wie Michele Pirro, Alex De Angelis und Chaz Davies. Durch die Arbeit an der Elektronik sollte eine Gasannahme erreicht werden, die der eines Verbrennungsmotors gleicht. Das Ansprechverhalten der elektronischen Hilfsmittel (wie Traktionskontrolle, Slide Control, Wheelie Control und den Mappings für Gas/Bremse), sollte sich nicht von dem der Rennmotorräder unterscheiden, die die Ducati-Fahrer gewohnt sind.