Eng war der Kampf um den MotoGP-Sieg in Jerez ja. Über 25 Runden hinweg waren der spätere Sieger Francesco Bagnaia und Fabio Quartararo auf Platz zwei nie durch mehr als eine Sekunde getrennt. Dennoch kam es im gesamten Rennen zu keinem Angriff des Yamaha-Stars auf die Führung. Auch dahinter fuhren Aleix Espargaro, Marc Marquez und Jack Miller fast den ganzen Spanien-Grand-Prix lang sauber in Reih und Glied, überholt wurde dort nur nach Fehlern.

Zustände, die wir so in den vergangenen Jahren in der MotoGP nicht kannten. Die Königsklasse lieferte Wochenende für Wochenende ein wahres Feuerwerk an Überholmanövern, teilweise war es schwierig, dem Rennverlauf überhaupt zu folgen. Doch das hat sich geändert. Bereits seit längerer Zeit klagen die Fahrer darüber, dass Attacken auf ihre Rivalen zunehmen schwieriger werden.

MotoGP mit F1-Problemen? Erklärung für Überholflaute (07:50 Min.)

Dafür gibt es einige Gründe. Zum einen wäre da die Aerodynamik, die der MotoGP ein Dirty-Air-Problem einbrachte, wie man es aus der Formel 1 kennt. Auch dort war enges Racing lange Zeit nicht möglich. Verwirbelte Luft hinter den Autos machte ein Verfolgen extrem schwierig. Damit hadert nun auch die Königsklasse auf zwei Rädern.

"Aufgrund der Flügel und der Aerodynamik ist es schwieriger zu bremsen. Wenn man direkt hinter jemandem herfährt, muss man ein bisschen ausweichen, um nicht die komplette verwirbelte Luft abzubekommen", erklärt Aleix Espargaro. "Es ist dadurch definitiv schwieriger geworden, zu überholen", bestätigt Fabio Quartararo.

Quartararo konnte Bagnaia im Rennen nie angreifen, Foto: LAT Images
Quartararo konnte Bagnaia im Rennen nie angreifen, Foto: LAT Images

Doch nicht nur die Aerodynamik macht den MotoGP-Stars im Zweikampf zu schaffen. Sehr viele Fahrer klagten nach dem Rennen von Jerez über zu hohe Reifentemperatur und dementsprechend hohen Luftdruck an der Front, was hartes Bremsen und dementsprechend Überholmanöver massiv erschwert. Als Auslöser dafür identifizierte man auch die Ride-Height-Devices, die ein Absenken der Motorräder am Heck und im Fall von Ducati auch an der Front ermöglichen. "Durch diese Systeme bringst du beim Anbremsen viel mehr Last auf das Vorderrad. Das sehen wir auch an den Reifen. Mischungen, die wir hier vor ein paar Jahren noch fahren konnten, sind nun viel zu weich", seufzt Suzuki-Ass Joan Mir.

Drohen der MotoGP also zukünftig langweilige Rennen, wie wir sie in den düstersten Zeiten der Formel 1 erleben mussten? Die Gefahr besteht, allerdings kamen in Jerez einige überholfeindliche Faktoren hinzu, die für die andalusische Strecke besonders sind. Da wären zum einen die äußeren Bedingungen. Hohe Asphalttemperaturen von 44 Grad im Rennen sorgten für schlechten Grip und verstärkten das Überhitzen der Vorderreifen. Außerdem ist Jerez die beliebteste Teststrecke der MotoGP. Fahrer und Teams haben hier unzählige Runden gedreht und eine Fülle an Daten zur Verfügung. Das sorgt dafür, dass in Jerez alle Motorräder fast perfekt funktionieren, sich die Piloten kaum Fehler leisten und die Leistungsunterschiede minimal sind. Dadurch wird der Spanien-Grand-Prix nur selten zum Überholspektakel. Es besteht also definitiv noch Hoffnung für packende MotoGP-Rennen im Jahr 2022.