Mit knapp über zwei Sekunden Vorsprung siegte Enea Bastianini auf der Gresini-Ducati beim Grand Prix of the Americas in Texas vor Suzuki-Fahrer Alex Rins. Der MotoGP-Pilot aus Italien schnappte sich im letzten Renndrittel den führenden Markenkollegen aus dem Ducati-Werksteam, Jack Miller aus Australien, und fuhr dem Feld davon. Es wurde nach Katar sein zweiter Saisonsieg, der nun nach vier gefahrenen Rennen 2022 die WM-Führung bedeutete – trotz relativ schwacher Leistungen in Indonesien und Argentinien mit zusammen gerechnet elf Punkten. Katar und Amerika brachten zusammen deren 50.

"Katar ist halt gut für Ducati", so Bastianini. "Dort gibt es viele Geraden, wir haben viel Leistung. Hier ist mein Bike auch schnell – auch im Vergleich zu den anderen Ducatis." Doch Bastianini ist jetzt der einzige MotoGP-Pilot 2022, der mehr als ein Rennen gewonnen hat – er siegte eben nicht nur in Katar, sondern auch in Austin.

"Wir werden sehen, ob wir das Resultat in der Zukunft noch mal wiederholen können", so 'Bestia' weiter, der nun die Weltmeisterschat mit fünf Punkten Vorsprung auf Suzuki-Pilot Alex Rins anführt. "Im Moment sind wir einfach stolz auf das, was wir geschafft haben." Hoffnungen auf weiter gute Resultate bleiben aber – oder eben auch nicht. Denn eines weiß der Italiener gewiss: "In Europa werden die Rennen und Abstände noch enger."

Bastianini weiß derweil aber schon, wo er stärker werden muss und seine Schwächen liegen. "In die Kurven rein bin ich schnell, besonders, wenn wir heftig bremsen müssen", sagt er. Ohne dies diffamierend zu meinen: Aber dies ist ein bekanntes Problem bei "Neulingen" jeglicher Art auf der Rennstrecke. Auf der Bremse ist erst ein Mal "jeder stark". Aber die Bremse ist eben nicht alles. "Ich muss halt in der Kurvenmitte bezahlen. Dort bin ich langsamer als Jack [Miller] und auch als [Jorge] Martin. Da müssen wir besser werden."

Eine große Frage stellt sich natürlich, wenn man die Grand-Prix-Schule aus spanischer Junioren-Weltmeisterschaft, Moto3, Moto2 und dann MotoGP durchlaufen hat: Welcher Sieg ist denn nun der wichtigste? "Ich weiß es nicht", sagt der Austin-Sieger. "Alle Rennen sind für mich wichtig gewesen", fährt er fort. Schließlich seien das immer "25 Punkte" gewesen und die "ersten davon ganz besonders". Da denkt er aber auch an den verstorbenen Teamchef. "Meinen ersten Sieg habe ich Fausto gewidmet. Das war mein erstes Rennen für dieses Team."

Und trotzdem sei der zweite Sieg irgendwie auch noch wichtiger. "Denn jetzt weiß ich, dass ich das auch konstant kann. Bei jedem Rennen vorn dabei sein", sagt er und schränkt aber auch gleich die zurückliegende Woche ein. "Vielleicht nicht Argentinien, das war schon ein unnormales Wochenende."

Bastianini hatte den Saisonauftakt in Katar gewonnen. Mental einerseits eine Stärke – aber es kann auch Gefühlsschwankungen auslösen. "Im Kopf ist das [ein MotoGP-Rennen] nie einfach", so der Ducati-Pilot. "Derzeit weiß ich aber einfach, wann ich im Rennen pushen kann. Selbst wenn ich den Helm auf habe und einfach nur hochmotiviert bin. Dann kann man so etwas schaffen, wie heute."

Was machen die anderen Ducati-Jungs aber nun anders? "Ich weiß es nicht", sagt Bastianini. "Die anderen Fahrer haben einen anderen Style als ich." Doch es gibt Parallelen. "Jack [Miller] fährt ähnlich wie ich, wenn wir uns die Daten anschauen." 'Bestia' meint, dass seine 21er-Ducati Millers 22er "sehr ähnlich" sei. "Da ist kein großer Step drin. Momentan habe ich da keinen Vorteil."