Im Warm Up zum Grand Prix von Indonesien vor gut zwei Wochen flog Marc Marquez übel ab, verletzte sich am Auge und wurde anschließend erneut mit Doppelsichtigkeit diagnostiziert. Er verpasste daraufhin die Rennen in Mandalika und auch am vergangenen Wochenende in Termas de Rio Hondo. Es waren die Grands Prix Nummer 14 und 15, die Marquez seit 2020 verletzungsbedingt verpasste. Bei nur 34 ausgetragenen Rennen eine erschütternde Bilanz.

Arbeitgeber Honda vertraut dennoch weiterhin auf einen Marc Marquez im permanenten Hochrisikomodus. "Vielleicht braucht es einen anderen Zugang, aber wir dürfen nicht vergessen: Marc ist Marc", sagte Teamchef Alberto Puig am Wochenende bei 'DAZN'. "Marc hat aufgrund seiner Herangehensweise acht Weltmeistertitel gewonnen. Ich weiß nicht, ob er sich ändern sollte. Ich weiß aber, dass sich Menschen im Normalfall nicht ändern. Deswegen ist es wohl nicht die Lösung, ihn völlig umkrempeln zu wollen."

Ex-MotoGP-Pilot Alex Hofmann sieht das etwas anders. Bei 'Sport und Talk aus dem Hangar-7' nahm der ServusTV-Experte Honda in die Pflicht: "Es scheint so, als bräuchte es jemanden, der Marc vor sich selbst schützt. In Indonesien hat mir da im Team einfach die Vernunft gefehlt. Sie wussten, dass das Bike nicht liegt und dass mit der härteren Karkasse für sie an diesem Wochenende eigentlich nichts zu holen war. Da muss man dann auch einmal einen fünften Platz mitnehmen können. Übrigens war der Regen für das Rennen vorausgesagt, also wären die Karten sowieso neu gemischt worden. Da ist so ein Sturz im Warm Up einfach unsinnig."

Von Marquez ausgehend erwartet Hofmann aber kein Umdenken. Dieses müsse von außen kommen. "Marc kennt nur diesen Superman in sich. Sobald das Visier zugeht, gibt es nur noch einen Modus. Beispiel Indonesien: Im Qualifying stürzt er, läuft durch die Box und springt einfach auf das Ersatzbike, ohne überhaupt einmal seine Lederkombi zu checken. Da sind die Leute in seinem Umfeld gefordert, die ihn seit Jahren begleiten. Aber da nimmt Marc keiner einmal eine Sekunde zur Seite und sagt: 'Übrigens Junge - easy! Das wird heute schwierig. So geht das nicht.' Wenn man also schon Marc selbst nicht hinterfragt, dann muss man zumindest in sein Umfeld blicken, ob man nicht dort Lösungen findet, um derartige Situationen zukünftig zu vermeiden. Denn dieser Crash hätte auch richtig schiefgehen können. Da ist er mit ganz viel Glück davongekommen."

Tatsächlich zog sich Marc Marquez abgesehen von der Augenverletzung keine schweren Blessuren zu. Auch die Beschädigung des Hirnnervs ist deutlich milder ausgefallen, als noch im Vorjahr. Wie aus Spanien zu hören ist, möchte Marquez an diesem Wochenende beim Grand Prix von Amerika unbedingt wieder starten. Verständlich, hat er dort doch sieben von bislang acht Rennen am Circuit of the Americas gewonnen. "Austin ist für Marc eigentlich ein Selbstläufer", glaubt auch Alex Hofmann. "Dementsprechend wichtig ist es natürlich für ihn, da wieder zurückzukommen und wichtige Punkte für die WM mitzunehmen - wenn es der Körper zulässt." Nach drei Saisonrennen liegt Marc Marquez mit elf Punkten auf dem 15. Rang der Gesamtwertung, 34 Zähler hinter WM-Leader Aleix Espargaro.