Die Motorrad-Weltmeisterschaft wurde am Sonntag in voller Kraft von der befürchteten Schlechtwetterfront auf Phillip Island getroffen. Starke Regenfälle, niedrige Temperaturen und vor allem stürmische Windgeschwindigkeiten machten einen Rennbetrieb auf der Strecke letztlich unmöglich. Die MotoGP-Rennleitung reagierte bereits am Freitag und tauschte Sprint und Grand Prix, um zumindest das Hauptrennen sicher austragen zu können.
Konnten am Sonntagmorgen auch die Warm Ups sämtlicher Klassen und das Moto3-Rennen noch über die Bühne gehen, wurde das Rennen der Moto2 zu Beginn der 10. von insgesamt 23 Runden zunächst unter- und wenig später auch final abgebrochen. Eine knappe halbe Stunde vor dem geplanten Beginn wurde dann auch der MotoGP-Sprint auf Phillip Island abgesagt. "Wie erwartet waren die Bedingungen heute alles andere als ideal, deshalb hatten wir den Grand Prix gestern schon ausgetragen. Es war keine leichte Entscheidung, heute Morgen war das Feedback der MotoGP-Piloten noch recht positiv. Das Moto2-Rennen musste dann aber abgebrochen werden. Die Vorhersagen für den restlichen Tag waren nur noch schlechter, deshalb haben wir diese Entscheidung gemeinsam mit den Teams getroffen", erklärte Dornas Chief Sporting Officer Carlos Ezpeleta.
Vorausgegangen war dem Ganzen ein Meeting der Rennleitung mit sämtlichen Teamchefs der elf MotoGP-Rennställe, in der über die Absage des Australien-Sprints beraten wurde. "Ich glaube, dass es dazu keine zwei Meinungen gibt. Der Wind wurde stärker und stärker. Es war die richtige Entscheidung, den Sprint nicht zu starten. Das Moto2-Rennen musste ja schon abgebrochen werden und die Verhältnisse wurden anschließend noch schlechter", berichtete KTM-Teammanager Francesco Guidotti und auch Wilco Zeelenberg vom RNF Racing Team fand im offiziellen Livestream der MotoGP ähnliche Worte: "Es war eine gute Entscheidung, das Hauptrennen auf den Samstag zu verlegen. Es ist heute sehr windig und regnerisch. Die Bedingungen sind wirklich schwierig. Es war richtig, den Sprint abzusagen, nach Buriram zu fliegen und dort auf besseres Wetter zu hoffen."
Rennleitung mit richtiger Vorgehensweise: So muss es immer sein!
Stand die Rennleitung der MotoGP in den vergangenen Wochen und Monaten noch häufig in der Kritik, durfte sie sich nun über viel Lob aus dem gesamten Paddock erfreuen. "Das war die richtige Entscheidung. Wenn man schon das Rennen der Moto2 abgebrochen hatte, kam man die große Klasse erst recht nicht starten lassen, weil die Geschwindigkeiten im Regen einfach zu hoch sind", meinte etwa Sandro Cortese bei 'ServusTV', wo Expertenkollege Alex Hofmann Sonntagfrüh mitteleuropäischer Zeit nur zustimmen konnte: "Es ist schade, auf Phillip Island gibt es immer gute Rennen, aber es war die richtige Entscheidung, ganz klar."
Ex-Moto3-Weltmeister Cortese lobte zudem die Herangehensweise der Rennleitung, die sich nach Abstimmung mit den MotoGP-Fahrern bereits am Freitag für eine Verlegung des Grand Prix entschieden hatte. "Genau so muss es sein. Die Fahrer sind auf der Strecke die Hauptakteure, sie müssen mit einbezogen werden", sagte er. "In der Vergangenheit kam die Entscheidung oftmals von der Rennleitung allein und man konnte sie nicht nachvollziehen. So hat man sich am Donnerstag zusammengesetzt und gesehen, dass es noch zwei Tage schönes Wetter gibt, ehe der große Sturm kommt. So soll man es machen und so kann ich mir das auch für die Zukunft nur wünschen."
Ein längeres Hinauszögern der Entscheidung hätte Cortese derweil nicht nachvollziehen können. Schließlich war zum Zeitpunkt der Absage am Sonntag erst 12:30 Uhr Ortszeit erreicht, es hätte also noch Spielraum nach hinten gegeben. "Wenn man das Phillip-Island-Wetter kennt, weiß man, dass die Bedingungen nicht wirklich besser werden. Es hat sich jetzt eingeregnet, der Sturm ist da, die Suppe hängt über der Insel. Das wird sich auch in den nächsten Stunden nicht mehr bessern. Dann muss man die Entscheidung eben irgendwann treffen", erklärt der Deutsche und erinnert: "Für die Fahrer ist das nicht leicht. Sie versuchen, die Konzentration irgendwie aufrecht zu halten und wissen nicht: 'Fahre ich heute oder nicht? Wie viel Risiko kann ich eingehen?' Deshalb war es die richtige Entscheidung und spätestens in einer Woche sehen wir wieder alle auf dem Motorrad."
MotoGP-Piloten (fast) einig: Sprint-Absage korrekt
Generell kam die Absage des MotoGP-Sprints bei der großen Mehrheit der Piloten der Königsklasse positiv an. Repsol-Honda-Pilot Joan Mir meinte: "Ehrlich gesagt waren die Bedingungen bereits heute morgen sehr schwierig, aber noch fahrbar. Danach wurden sie nur noch schlimmer. Es war die richtige Entscheidung, den Sprint abzusagen." Auch RNF-Fahrer Miguel Oliveira fand lobende Worte: "Die Dorna hat alles probiert, um uns heute doch noch auf sichere Art und Weise rauszuschicken. Aber es war einfach nicht möglich. Es wurde alles unternommen und solange sie das tun, kann ich nicht mehr verlangen. Das Wetter hätte uns entgegenkommen müssen und das war nicht der Fall." Fabio Quartararo stimmte dem ebenfalls zu: "Die Wetterbedingungen haben uns heute einfach nicht erlaubt, auf Phillip Island zu fahren."
"Es ist immer schade, wenn wir nicht fahren können. Ich fühlte mich bereit, weil wir eine Lösung für unsere Probleme aus dem Warm Up gefunden hatten. Trotzdem bin ich froh über die Absage, weil es zu gefährlich war. Im Moto2-Rennen haben sich die Bedingungen massiv verschlechtert. Turn 1 wurde extrem gefährlich. Celestino [Vietti, Anm.] ist dort wie Miguel Oliveira 2019 gecrasht, er wurde einfach von der Strecke geblasen. Das war kritisch", fand WM-Leader Francesco Bagnaia klare Worte. VR46-Academy-Kollege Marco Bezzecchi warnte ebenfalls: "Die Entscheidung war richtig. Wir haben schon in der Moto2 viele Stürze gesehen, Celestino nur wegen dem Wind. Er hatte Glück, das war ein heftiger Aufprall. Natürlich wäre ich gerne gefahren, aber wir können da nichts machen." Markenkollege Jorge Martin stimmte zu: "Es war zu 100 Prozent die richtige Entscheidung."
Dessen Stallgefährte Johann Zarco, am Samstag noch mit seinem ersten MotoGP-Sieg, zeigte sich enttäuscht und erleichtert zugleich: "Ich wäre gern gefahren, um meinen Sieg von gestern zu bestätigen. Aber die Bedingungen waren schlecht, der Wind wurde immer stärker und stärker. Das ging so weit, dass es zu gefährlich wurde, Motorrad zu fahren." KTM-Pilot Brad Binder ergänzte: "Mit Blick auf die Sicherheit wurde die korrekte Entscheidung getroffen. Auf Phillip Island gibt es auch an einem guten Tag nicht viel Raum für Fehler. Mit Regen und Wind wird es dann einfach zu riskant."
Einzig Marc Marquez, eigentlich als Spezialist für solche schwere Bedingungen bekannt, akzeptierte die Entscheidung gegen die Austragung des Sprints letztlich nur zähneknirschend: "Im Warm Up war es noch akzeptabel, aber jetzt sieht es so aus, als wäre der Wind sehr stark gewesen. Mit diesen Bikes und der ganzen Aerodynamik, die wir haben, wird das ein bisschen zu gefährlich. Ob es möglich gewesen wäre, werden wir nie erfahren, aber die Rennleitung hat viel Erfahrung. Ich denke, die Entscheidung war richtig."
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