KTM hat einige der heißesten MotoGP-Aktien unter seinen Fittichen. Neben dem amtierenden Moto2-Weltmeister Remy Gardner (23) liegen die Augen vieler Headhunter in den kommenden Monaten vor allem auf Raul Fernandez (21) und Pedro Acosta (17). Die beiden Spanier legten in der vergangenen Saison eine dermaßen steile Lernkurve hin, dass aktuell wohl kein Teamchef in seinen Zukunftsüberlegungen an dem Duo vorbeikommt.

"Wir machen so viel Nachwuchsarbeit und dabei kommen eben richtig gute Fahrer heraus. Da ist es ein großes Kompliment, wenn andere Hersteller deine Piloten ebenfalls haben wollen", sagte KTM-Motorsportchef Pit Beirer am Freitagabend in einem Videocall im Rahmen der offiziellen Teampräsentation.

Karriere mit KTM

Fünf der aktuellen MotoGP-Fahrer schafften den Sprung in die Königsklasse über den eng mit KTM zusammenarbeiteten Moto2-Rennstall von Aki Ajo: Neben Brad Binder, Miguel Oliveira, Fernandez und Gardner auch Jorge Martin. Somit hat diese Zusammenarbeit mehr Fahrer nach ganz oben gebracht als Valentino Rossis VR46 Academy, die 2022 bei vier Fahrern in der MotoGP-Klasse steht.

KTM: So soll der Sprung aus der MotoGP-Krise gelingen: (10:28 Min.)

Mit Acosta steht bereits der nächste Kandidat ante portas. Der 17-Jährige überzeugte im Vorjahr in seiner Moto3-Debütsaison, gewann drei der ersten vier Rennen und wurde vorzeitig Weltmeister. Damit fuhr er sich in die Notizbücher vieler Teammanager, doch KTM konnte ihn mit einem sofortigen Moto2-Aufstieg und einem mehrjährigen Vertrag ködern.

Dieser soll laut spanischen Medienberichten aus dem Vorjahr einen MotoGP-Aufstieg mit KTM im Jahr 2024 vorsehen. Ein Detail, das Beirer am Freitag freilich nicht bestätigen wollte: "Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, wie lange sein Vertrag mit uns läuft. Ich will, dass er bei uns bleibt, weil er denkt, dass wir der beste Partner für ihn sind. Ich hoffe, das sind auch seine Gedanken, sobald die anderen Teams ihn ansprechen", so der KTM-Sportchef mit einem Augenzwinkern.

Abwerbeversuche an der Tagesordnung

Beirer weiß, wovon er spricht. Der Manager von Jorge Martin fand 2020 ein Schlupfloch im Vertrag seines Schützlings, der Martin im Vorjahr eine Ducati anstatt einer KTM in der MotoGP einbrachte. Im Frühsommer 2021 startete Yamaha einen Abwerbeversuch bei Raul Fernandez, der zu diesem Zeitpunkt die Moto2 als Neuling aufmischte.

Nur mit einer im Eilverfahren durchgeführten MotoGP-Beförderung konnte KTM damals den Spanier an sich binden. Fernandez ließ seinem Unmut über den missglückten Wechsel danach in spanischen Medien freien Lauf. Ein Vergehen, dass der österreichische Hersteller seinem Schützling aber bereits vergeben hat.

"Er ist noch sehr jung. Die Jungs, die an der Rennstrecke aufwachsen, haben jedes Mal wenn sie den Helm abnehmen sofort eine Kamera oder ein Mikrofon vor der Nase. Dann sagen sie etwas aus einer Emotion heraus und schon freuen sich alle über eine Schlagzeile. Gerade Raul ist sehr emotional und ein Heißsporn. Es liegt nun an uns, ihn zu überzeugen, dass es für ihn das Beste ist, bei uns zu bleiben", führte Beirer aus.

Guidotti für die Fahrer da

Die Teamführung der beiden KTM-Teams wird alle Hände voll zu tun haben, seine Fahrer bei Laune zu halten. Einerseits wollen sich mit Gardner und Fernandez zwei große Talente für das Werksteam empfehlen, andererseits lauert auch Acosta auf seine Chance auf einen baldigen Aufstieg. Und im Werksteam selbst läuft der Vertrag mit Miguel Oliveira mit Saisonende aus. Mit drei Siegen und zwei zweiten Plätzen ist der Portugiese der erfolgreichste Fahrer der noch kurzen MotoGP-Geschichte der Österreicher. Hohe sportliche Ambitionen ehrgeiziger Fahrer treffen somit auf eine begrenzte Anzahl an Plätzen, die KTM anbieten kann.

Um die menschliche Komponente an den KTM-Boxen soll sich daher künftig Francesco Guidotti kümmern, der bei Pramac Racing in den vergangenen zehn Jahren die vielleicht eingeschworenste Truppe im gesamten Paddock geformt hat. "Wir brauchen jetzt einen Team-Manager, der nur für das Wohl unserer Fahrer an der Strecke ist. Unser oberstes Ziel für 2022 lautet: Glückliche Fahrer", so Beirer. Ob das gelingt, hängt freilich auch von der Konkurrenzfähigkeit der KTM RC16 ab. Von dieser können sich die Piloten bereits ab nächster Woche beim Testauftakt in Sepang ein Bild machen.