MotoGP-Weltmeister Joan Mir fiel in den vergangenen Monaten durch harsche Kritik an seinem Arbeitgeber Suzuki auf. Das Motorrad sei über den Winter kaum weiterentwickelt worden und die Entwicklungsabteilung brauche zu lange für Neuerungen, so Mirs Vorwurf.

Bestätigt sah er sich in seiner Aussage unter anderem dadurch, dass Suzuki erst seit August ein Ride-Heigh-Device zur Verfügung steht. Ein Konzept, das bei anderen Herstellern wie Ducati mittlerweile so verfeinert ist, dass bereits automatisierte Varianten zum Einsatz kommen. Bei Suzuki plagt man sich indes noch mit dem für den Einsatz benötigten Setup, sodass Mir und Rins viele Sessions ohne bestreiten.

Beim MotoGP-Test in Misano gab Suzuki allerdings ordentlich Gas und dürfte sich die Kritik des hauseigenen Weltmeisters zu Herzen genommen haben. Den beiden Piloten stand bereits am Dienstag ein Prototyp zur Verfügung, der nicht nur über den für 2022 geplanten Motor, sondern auch über ein neues Chassis sowie neue Verkleidungsteile verfügt und in dessen Konzept das Ride-Height-Device bereits fixer Bestandteil ist.

Freude über Fortschritte

Mir zeigte sich in einem Videocall in den Mittagsstunden am Mittwoch zufrieden: "Das Chassis geht in eine gute Richtung in Bezug auf das Bremsen. Der Motor ist etwas kraftvoller, zerstört aber nicht den grundsätzlichen Charakter unserer Suzuki. Das alles sieht bislang sehr gut aus."

"Heute Morgen konnte ich das neue Chassis für zehn Runden mit dem Softreifen fahren. Obwohl ich nicht voll gepusht habe, konnte ich meine bislang beste Zeit hier in Misano fahren", so Mir. Der MotoGP-Champion erzielte am Mittwochvormittag die drittbeste Rundenzeit und war in 1:31,707 Minuten um sieben Zehntelsekunden schneller als im Qualifying am vergangenen Samstag. Ein Großteil seiner Konkurrenten konnte die eigene Quali-Zeit hingegen nicht unterbieten.

Mir lobt Suzukis Ingenieure

Mirs Intervention bei der Teamführung vor einigen Monaten dürfte bereits Früchte tragen. "Als ich damals mit Suzuki gesprochen habe, konnte ich sofort einen Wandel bemerken. Es ist sicher nicht einfach, all diese Komponenten in wenigen Monaten zu konstruieren, aber ich bin nun sehr glücklich über die Arbeit, die hier erledigt wird."

Dass es im Sommer in spanischen Medien erste Gerüchte über Wechselabsichten des amtierenden MotoGP-Weltmeisters gab, könnte der Situation bei Suzuki ebenfalls zuträglich gewesen sein. Denn Mirs Vertrag endet - so wie der seines Teamkollegen Alex Rins - mit Saisonende 2022. Bekommt der Spanier kein in seinen Augen ausreichend konkurrenzfähiges Motorrad, könnte sein Manager bei der Konkurrenz anklopfen. Das will der japanische Hersteller freilich verhindern.