Seit Loris Capirossi 2006 für Ducati in Jerez gewann, gelang dem italienischen Hersteller dort kein einziger Sieg mehr. Vier dritte Plätze in 15 Rennen waren das Höchste der Gefühle. Eine desaströse Statistik also, die Ducati auf der andalusischen Traditionsstrecke vorzuweisen hat. Bis zum vergangenen Rennsonntag zumindest: Denn da besserten Jack Miller und Francesco Bagnaia die Bilanz mit einem Doppelsieg mächtig auf. Es war übrigens der erste Ducati-Doppelsieg seit Brünn 2018.

Natürlich profitierte man dabei von den Armpump-Problemen des zunächst führenden Fabio Quartararo. Dennoch war Ducatis Doppelsieg alles andere als ein Glückstreffer. Viel eher war es die Krönung eines überaus positiven Trends in Jerez, der sich bereits im Vorjahr abzeichnete. Da holten sich Andrea Dovizioso und Miller im ersten Rennen die Ränge drei und vier, in Lauf zwei verlor Bagnaia nur aufgrund eines Motorschadens den bereits abgesicherten zweiten Rang.

Spätestens jetzt sollte jedem im MotoGP-Paddock klar sein, dass Ducati 2021 eine ganz harte Nuss wird. Denn die Strecken, auf denen die Desmosedici GP21 Schwierigkeiten hat, muss man nach aktuellem Stand schon suchen. Der Sachsenring könnte nach wie vor problematisch werden. Hier fehlen uns Vergleichswerte aus dem Vorjahr. Auch der neue KymiRing wirkt nicht unbedingt wie eine Ducati-Strecke. Aber ansonsten: Tutto bene!

Armpump zerstört Quartararos Rennen: MotoGP-Analyse Jerez-GP: (10:44 Min.)

Das weiß auch der frisch gebackene WM-Leader Bagnaia. "Auf so einer Strecke einen Doppelsieg zu feiern bedeutet für uns zusätzliche Motivation, denn jetzt geht es auf Strecken, die unserem Motorrad noch deutlich mehr entgegenkommen", gibt sich der Italiener selbstbewusst. Die Statistik untermauert das: In Le Mans wurden die Ducatis in den letzten drei Jahren nur von Marc Marquez geschlagen, die folgenden Layouts in Mugello und Barcelona mit ihren langen Geraden spielen den Raketen aus Borgo Panigale in die Karten.

Daumen hoch: Ducati überzeugte in Jerez auf ganzer Linie, Foto: LAT Images
Daumen hoch: Ducati überzeugte in Jerez auf ganzer Linie, Foto: LAT Images

Ducati kann aber nicht nur auf ein 2021 wirklich starkes Motorrad bauen. Sondern auch auf zwei Fahrer, die verstehen, das Maximum aus der Maschine herauszuholen. Bei allem Respekt für Andrea Dovizioso und die großartige Aufbauarbeit, die er jahrelang bei Ducati geleistet hat: Die jüngsten Weiterentwicklungen an der Desmosedici konnte er, vor allem in Verbindung mit dem neuen Hinterreifen 2020, nicht mehr richtig nützen.

Die nächste Generation rund um Bagnaia und Miller hat diese Rätsel besser entschlüsselt. Ducatis Poker mit zwei jungen Fahrern im diesjährigen Werksteam geht bislang auf. Nun müssen diese beweisen, dass sie mit dem ungewohnten Druck umgehen können. Denn das Rüstzeug für die MotoGP-Krone 2021 haben sie!